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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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Cousinen. Die hatte ich auch beide völlig falsch eingeschätzt.»
    «Das ist doch das Tolle am Leben. Wie sehr uns andere immer wieder überraschen. Im Guten wie im Schlechten.»
    «Im Guten ist mir lieber.»
    Er lächelte. «Mir auch.»
    «Also, was hast du mit deiner Angst gemacht, als die Diagnose deines Vaters feststand?»
    «Ich habe mir ins Gedächtnis gerufen, dass er noch da war. Lebendig. Dass ich mich darauf konzentrieren musste – und auf die Therapie. Nicht auf das, was alles passieren könnte, oder auf meine Angst. Also habe ich mich darauf konzentriert, dass er da war. Und daraus das Beste gemacht. Wir haben uns Dauerkarten für die Red Sox besorgt. Wir haben lange Ausflüge unternommen. Mit meiner kleinen Nichte zusammen ein Gokart gebaut. Ich will jetzt wirklich nicht schnulzig klingen, aber wir haben das Leben gefeiert – anstatt uns auf das Gegenteil gefasst zu machen. Das würde nicht nur dir und deinen Cousinen guttun, sondern auch deiner Mutter.»
    Kat nahm einen tiefen Atemzug und ließ seine Worte und den warmen Wind auf sich wirken. Sie hätte den ganzen Tag hier sitzen können. Mit Matteo reden. Die laue Brise in ihren Haaren spüren.
    Er lehnte sich zurück, die Arme hinter sich auf den Steg gestützt, ihre Hände berührten sich leicht, und einen Moment lang bewegte sich keiner von beiden, bis sie sich im selben Augenblick voneinander lösten.
    «Ich muss dann mal wieder», sagte sie.
Ehe ich mich auf dich werfe und dich so küsse, wie sie es im Film immer tun.
«Vielen Dank für das Gespräch. Es hat mir sehr geholfen.»
    «Das freut mich. Und wenn du wieder mal reden willst, dann ruf einfach an. Ganz egal, wann.»
    Sie lächelte, schob ihr Fahrrad über den Steg davon, und als sie sich ein letztes Mal umdrehte, sah sie, dass er ihr nachschaute.
    *****
    Kat lag an Olivers Brust gelehnt in der Badewanne. Das heiße, schaumige Wasser war Balsam für ihre müden Muskeln. Nachdem sie gebacken und ihre Bestellungen ausgeliefert hatte, hatte sie Isabel beim Putzen geholfen, inklusive der Beseitigung ausgiebiger Sandspuren (für die sie beide eine gewisse Vierzehnjährige in Verdacht hatten). Die ausgebuchte Pension bedeutete Zimmer, Flure und Gemeinschaftsräume im Stundentakt putzen. Nasse Fußabdrücke, Frühstückskrümel, diverse verschüttete Flüssigkeiten – alles fest im Griff dank Lollys «grüner» Putzmittelchen und dem genialen Saugwischer. Den lieben langen Tag. Kat war schwer von Isabel beeindruckt. Ihre Cousine war den ganzen Tag lang entweder mit Gästen oder mit Putzen beschäftigt gewesen, und als es endlich eine Gelegenheit gegeben hatte, Pause zu machen, hatte sie stattdessen frische Limonade gemacht und sie den Gästen in den Garten gebracht.
    Oliver hatte Kat um sieben Uhr abends abgeholt und sie mit in das kleine Häuschen genommen, das er in Townsend gemietet hatte. Das ehemalige Kutscherhaus war durch eine dicke, mit Efeu bewachsene Steinmauer vom Haupthaus getrennt, und Kat fühlte sich jedes Mal, wenn sie zu Besuch kam, als würde sie ein Märchenhaus im Wald betreten. Sie liebte dieses Haus.
    In ihrem Märchenhaus erwartete sie ein köstliches Abendessen mit Steak, Spargel und gebackenen Süßkartoffeln, ihre Lieblingsspeise. Während des Essens fragte Oliver sie, ob sie sich die freistehenden Ladengeschäfte angesehen hatte, doch als Kat ihm erklärte, dass sie beschlossen hatte, die Idee von der eigenen Konditorei vorerst auf Eis zu legen, solange Lolly behandelt wurde, schien er Verständnis zu haben, jedenfalls ließ er das Thema mit einem «Okay, verstehe» auf sich beruhen. Nach dem Essen hatte er sie nach oben in sein Schlafzimmer zu dem großen Bett mit den weichen Daunenkissen geführt, sie ausgezogen und jeden einzelnen Zentimeter ihres müden Körpers mit einer ausgiebigen Massage verwöhnt, bevor er so einfühlsam mit ihr geschlafen hatte, wie man es sich nur wünschen konnte.
    Und Kat hatte dabei etwas Fürchterliches getan, etwas, wofür sie sich hinterher zutiefst schämte. Sie hatte an Matteo gedacht. An seine dunklen Augen. Seine festen Bauchmuskeln, die von der grünen Arzthose betont wurden. An sein gutaussehendes, exotisches Gesicht. Bei seinem bloßen Anblick musste sie an Italien denken, an Europa, an ihre Teenieträume von einer Konditorlehre in Rom oder Paris. Daran, mit ihren selbstgebackenen Kuchen im Korb einer Vespa durch die Stadt zu düsen.
    Sie hatte versucht, sich auf Olivers hübsches, liebevolles Gesicht zu konzentrieren, alles

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