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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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ändern, wenn sie wissen, dass man ihnen sowieso wieder verzeiht?»
    «Liebes, ich kann gar nichts verstehen», sagte Pearl, und Isabel hätte sie küssen mögen – obwohl sie sich bis jetzt alle die ganze Zeit unterhalten hatten.
    Isabel schüttelte innerlich den Kopf, als die Szene kam, in der Meryl Streep, wieder zurück bei Jack Nicholson in Washington, nachts hellwach im Bett liegt und die Decke anstarrt, weil der innere Aufruhr ihr den Schlaf raubt, während er selbstvergessen und friedlich neben ihr schlummert. Wie viele Nächte hatte sie selbst genauso dagelegen, während Edward neben ihr tief und fest schlief?
    «Ha! Na also», sagte die Frau. «Sie traut ihm nicht. Sie hat es versucht, aber Gott sei Dank ist sie nicht dumm.»
    «Wissen Sie, was ich einfach nicht verstehe?», sagte Griffin. «Wie ist es möglich, mit jemandem zusammenzuleben, ohne zu merken, dass im anderen etwas so Wichtiges vor sich geht, das nichts mit dir selbst zu tun hat? Man kommt sich einfach vor wie der größte Idiot auf Erden.»
    Isabel griff instinktiv nach seiner Hand. Er sah sie erstaunt an, doch er hielt ihre Hand einen Moment lang fest, ehe sie sie behutsam wieder wegzog.
    Die Frau schnaubte schon wieder. «Die Menschen sehen eben nur, was sie sehen wollen.»
    «Ach, da haben wir’s», sagte Kat, die Augen auf den Fernseher gerichtet. «‹Man weiß, dass etwas nicht stimmt, aber es ist eher ein vages Gefühl.›»
    June seufzte. «Mir gefällt, was Meryl gerade über den Umgang mit der Affäre des eigenen Ehemanns gesagt hat. ‹Man kann damit leben, aber das ist unerträglich, oder man geht einfach weiter und träumt einen anderen Traum.›»
    Einen anderen Traum träumen. Genau das war es, was Isabel wollte.
    Die Frau fing an zu klatschen. «Großes Kino! Meryl klatscht Jack Nicholson eine Torte mitten in seine verlogene Visage und fliegt zurück nach New York.»
    Während der Abspann lief, fragte Isabel sich, wie es mit ihr weitergehen würde. Vielleicht kam mit Lolly schon bald alles wieder in Ordnung. Der Krebs konnte sich zurückbilden. Und Isabel würde vielleicht in der Nähe bleiben, vielleicht würde sie auch darüber nachdenken, was sie wohl getan hätte, wenn sie nicht mit sechzehn Edward begegnet wäre und nicht ihr komplettes Leben nach ihm gerichtet hätte. Sie musste doch damals noch mehr Träume gehabt haben – außer dem, gesehen zu werden. Der einzige Traum, den sie momentan hatte, war der Wunsch nach einem Kind. Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen, als ihr klarwurde, was das hieß. Sie hatte tatsächlich einen anderen Traum geträumt.
    «Lust auf einen Spaziergang zum Hafen?», flüsterte Griffin ihr zu. «Es hat aufgehört zu regnen.»
    «Furchtbar gern», antwortete sie.
    *****
    Isabel ging nach oben, um ihre Tasche zu holen und nachzusehen, ob auch kein Popcorn zwischen den Zähnen hing. Sie war nicht überrascht, als Kat und June einen Moment später breit grinsend vor ihr standen.
    «Willst du so gehen?», fragte June und musterte Isabels Kinoabend-Outfit: Yogahose, weite Baumwolltunika und Ballerinas.
    Isabel fühlte sich wohl, warf aber trotzdem einen Blick in den alten Standspiegel in der Ecke. «Soll ich mich lieber umziehen?»
    Kat schüttelte den Kopf. «Du siehst toll aus. Ein bisschen Lipgloss und fertig.»
    «Oder ein sexy Sommerkleid und Riemchensandalen», sagte June. «Es ist schließlich das zweite erste Date deines Lebens.»
    Isabel musste sich ein Grinsen verkneifen. «Es ist kein Date. Es ist ein Spaziergang. Ich bin noch nicht bereit für ein Date, auch nicht mit –»
    «Einem schnuckeligen Tierarzt?», half June nach.
    «Er ist unfassbar attraktiv», gestand Isabel.
    «Ziemlich», stimmte Kat ihr zu.
    «Sollte sich da tatsächlich etwas anbahnen und wir irgendwann ein offizielles Date haben, mache ich mich auch ein bisschen hübsch», versprach Isabel ihrer Schwester. «Heute Abend ist es nur ein Spaziergang.»
    Nachdem June versprochen hatte, ein Ohr auf die Mädchen zu haben, spazierten Isabel und Griffin los. Auf dem Weg den Hügel hinunter bot Griffin Isabel das Du an und fing an zu erzählen. Er war zwar in Boston geboren und aufgewachsen, aber seiner Exfrau in ihre Heimatstadt Camden in Maine gefolgt, und weil Alexa während eines Urlaubs in Boothbay Harbor gezeugt worden war, hatten sie schließlich beschlossen, hierherzuziehen. Seine Exfrau mochte schöne Dinge, und obwohl er als Tierarzt nicht schlecht verdiente, konnte er ihrem Chef, dem Investmentbanker mit

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