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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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seinem Millionendollarhaus, nicht das Wasser reichen.
    «Ich war genauso blind wie du», sagte Griffin, als sie in die trotz der späten Stunde noch immer von Touristen bevölkerte Townsend Avenue abbogen. «Ich bin irgendwann unerwartet früher von einer Konferenz zurückgekommen, und da lag meine Frau mit ihrem Boss im Bett. In unserem Bett. Und das, nachdem sie mich zwei Jahre lang bekniet hatte, noch ein Kind zu kriegen, weil Alexa kein Einzelkind bleiben sollte. Emmy war noch nicht mal ein Jahr alt, als unsere Familie auseinanderbrach.»
    Isabel schüttelte den Kopf. «Ich wünschte, ich würde das Bild von Edward und dieser Frau endlich loswerden. Wie lange hast du dazu gebraucht?»
    «Eine ganze Weile. Zu lange. Irgendwann ist es verblasst. Jetzt denke ich an keinen von beiden noch besonders oft. Meine Ex und ich verstehen uns gut genug, um das mit den Mädchen hinzukriegen, aber ich habe meine Gefühle für sie verloren, auch die für sie als Menschen. Alexa ist immer noch wütend auf ihre Mutter, weil sie die Familie zerstört hat. Sie behauptet, dass sie ihre Mutter hasst, aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Das ist alles nur Wut. Und Schmerz.»
    Isabel seufzte. «Vierzehn ist ein schrecklich hartes Alter. Und ich verstehe genau, was du meinst, wenn du sagst, du hättest deine Gefühle verloren. Ich war so lange mit Edward zusammen, dass ich es verdrängt habe, als meine Gefühle für ihn verlorengingen, ich habe alles getan, nur um da nicht hinsehen zu müssen. Und selbst, als er anfing, mich im Kleinen zu betrügen – und dann im Größeren –, habe ich die Augen davor verschlossen und nur versucht, mir meinen Weg zu ihm zurück freizukämpfen.»
    «Bis er es dir unmöglich gemacht hat.» Griffin nahm ihren Arm und hängte sich bei ihr ein. Isabel kribbelte es am ganzen Körper. «Genau wie meine Ex.»
    Sie fanden eine Kaffeebar, die wegen des langen Wochenendes noch geöffnet hatte. Mit zwei Eiskaffee zum Mitnehmen spazierten sie zum Hafen und betraten die lange Fußgängerbrücke. Über ihnen standen ein schmaler Halbmond und so wenige Sterne, dass Isabel sie zählen konnte. Es waren sieben Stück. Sieben kleine Glücksbringer.
    Griffin trank bedächtig seinen Kaffee. «Als ich Alexa eben gesagt habe, dass ich noch ein bisschen spazieren gehe, wollte sie wissen, ob ich alleine gehe. Als ich sagte, dass ich mit dir gehe, hat sie sich wütend das Kissen über den Kopf gezogen.»
    «Es muss für ein Mädchen in ihrem Alter ziemlich hart sein, das alles zu verdauen. Die Mutter heiratet einen neuen Mann, der Vater trifft sich mit einer anderen Frau, auch wenn es nur ein Spaziergang ist.»
    «Das habe ich ihr auch gesagt, und die Antwort war: ‹Klar! Nur ein Spaziergang!›»
    Sie sahen sich an, und er nahm ihre Hand. Isabel lief eine Gänsehaut über den ganzen Rücken bis hinauf zum Nacken. Eine Gruppe Leute kam über die Brücke auf sie zu. Griffin hakte sich wieder bei ihr ein, und sie gingen weiter, um am andern Ende die Mitternachtsausflugsboote zu beobachten.
    «Ich bin froh, dass ich dich getroffen habe, Isabel. Obwohl ich damit als Letztes gerechnet hätte, als ich im Three Captains’ Inn ein Zimmer reservierte.»
    «Ich bin auch froh, dass ich dich getroffen habe, Griffin.» Sie wollte stehen bleiben und ihn unter ihren sieben Sternen küssen. Sie wollte ihm eine Million Fragen stellen. «Wo wir gerade von der Pension sprechen, du hast gesagt, du wärst schon mal da gewesen?»
    «Ja, mit den Mädchen, als meine Exfrau uns damals verlassen hat. Wir mussten unbedingt raus aus dem Haus – wir haben es dort einfach nicht mehr ausgehalten, verstehst du? Also habe ich für uns übers Wochenende ein Zimmer im Three Captains’ Inn reserviert, weil mir der Name so gefiel. Außerdem hatte ich gehofft, das Haus und der Garten würden den Mädchen gefallen. Emmy war viel zu klein, um zu verstehen, was los war, aber Alexa war völlig durch den Wind. Sie war damals ständig in eurer Alleinekammer. Deine Tante sagte, das sei in Ordnung. Aber ich glaube nicht, dass sie sich noch an uns erinnert.»
    «Sie hat gerade andere Sorgen. Bei ihr wurde Bauchspeicheldrüsenkrebs im vierten Stadium diagnostiziert. Deshalb bin ich hier. Deshalb sind wir alle hier.»
    «Das tut mir sehr leid. Ich bin froh, dass ich meinen Beitrag als Trainer des offiziellen Three-Captains’-Hundes leisten kann.»
    Isabel lächelte, und dann sahen sie einander so lange in die Augen, bis Griffin sich tatsächlich zu ihr beugte und sie

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