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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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Kat für sie drei Kunden beliefern. Madame Esmeralda hatte Kat in ihren winzigen Laden mit den üppigen roten Samtvorhängen und den riesigen Kerzenleuchtern gebeten, sie vor sich an einen Tisch gesetzt und ihr eine Reihe ziemlich offensichtlicher Dinge verraten. Einen Satz allerdings hatte Kat nie vergessen: «Am Ende wirst du dich selbst überraschen.»
    Ein paar Tage nach dem Unfall war Kat Madame Esmeralda im Supermarkt begegnet. Sie war zu ihr gerannt und hatte sie angeschrien, ihr Betrug vorgeworfen, weil sie nicht wusste, was sie eigentlich sagte, Madame Esmeralda hätte ihren Vater davor warnen müssen, ihre Tante und ihren Onkel abzuholen, sie hätte vorhersehen müssen, dass ein völlig Betrunkener nur ein paar Minuten von ihrem Haus entfernt den Wagen von Kats Vater rammen würde. Ein paar Minuten, und sie wären alle in Sicherheit gewesen. Und am Leben.
    Madame Esmeralda hatte damals dermaßen erschrocken und traurig ausgesehen, dass Kat verstummt war und sogar noch eine Entschuldigung gestammelt hatte, ehe sie fluchtartig den Laden verließ. Nach dem Unfall hatte sie den Satz von Madame Esmeralda, der ihr so gefallen hatte, abgeschrieben, weil sie dieser Frau kein einziges Wort mehr glaubte. Natürlich würde sie sich selbst überraschen, schließlich steckte das Leben voller Scheißüberraschungen.
    Kat hob den Blick von dem ausgeblichenen Seestern, der ihr diese Erinnerung beschert hatte, und konzentrierte sich auf die mundgerecht geschnittenen Stücke Erdbeerkuchen, den sie extra für ihre Mutter gebacken hatte. Kat stand nicht besonders auf Erdbeerkuchen, aber es war nun mal Lollys Lieblingssorte.
    «Mhm, das zergeht einem ja förmlich auf der Zunge», sagte ihre Mutter, während Kat sie mit einer Gabel fütterte. Dann seufzte Lolly und sah sie eindringlich an. Zum dritten Mal in der letzten Viertelstunde.
    «Jetzt komm schon, Mom. Du hast doch was auf dem Herzen.»
    Lolly musterte sie. Presste die Lippen zusammen. Und sagte schließlich: «Ich hatte gehofft, du hättest mir etwas zu sagen.»
    Die Gabel blieb mitten in der Luft stehen. «Was denn?», fragte Kat.
    «Über einen Ring?»
    O nein!
    «Ich war vorhin auf dem Weg in die Küche, aber dann habe ich dich durch das Fensterchen in der Tür gesehen. Du standst am Ofen und hattest etwas in der Hand, das aussah wie ein Diamantring. Ich wollte nicht, dass du denkst, ich spioniere dir nach, also habe ich die Tür extra laut aufgemacht. Du hast dich umgedreht und den Ring schnell in die Tasche gesteckt.»
    «Den hat Oliver mir geschenkt», flüsterte Kat so leise, dass sie nicht wusste, ob ihre Mutter sie überhaupt gehört hatte.
Vor fast zwei Wochen, und es fühlt sich immer noch so seltsam an wie an dem Tag, als er mir den Ring auf den Finger gesteckt hat.
    «War das Geschenk mit einer Frage verbunden?»
    Kat nickte.
    «Und?»
    «Und ich habe Ja gesagt, aber ich … es fühlt sich einfach falsch an, irgendwelchen Wirbel um meine Verlobung zu machen, während du so viel durchmachen musst, die Chemotherapie und das Haus voll bis unters Dach. Da … da habe ich es einfach für mich behalten.»
    Lolly schaute sie durchdringend an. Kat musste den Blick abwenden. «Kat, wie du weißt, stecke ich meine Nase nicht gerne in die Angelegenheiten anderer Leute, und das gilt auch für meine Tochter, aber ich befinde mich momentan in einer Situation, in der ich Dinge sagen muss, die ich normalerweise nicht sagen würde.»
    Ach, nein!
    «Es gibt nichts – gar nichts –, das mich glücklicher machen würde, als zu sehen, wie ihr beide heiratet, du und Oliver, und euch ein gemeinsames Leben aufbaut.»
    Kat hob den Blick und sah ihrer Mutter in die Augen. «Weshalb?»
Weil du dir dann um mich keine Sorgen machen musst? Weil du glaubst, ich will heiraten? Weil du und Dad Oliver schon für mich ausgesucht habt, als ich fünf war?
    «Weil ihr beide euch liebt. Schlicht und einfach.»
    Liebe soll schlicht und einfach sein?
, wollte Kat sagen. Aber ihr kam kein Wort über die Lippen. Sie konnte nicht mit ihrer Mutter reden. Hatte sie noch nie gekonnt und konnte sie auch jetzt nicht.
    Akribisch schnitt Kat noch ein Stück Erdbeerkuchen zurecht, nur um etwas zu tun zu haben. «Ich will einfach nicht, dass du aus dem Mittelpunkt gerätst, Mom. Es geht jetzt um dich. Wie soll ich denn über Haarschmuck und Gästelisten nachdenken, während meine Mutter …»
    Während sie es aussprach, merkte Kat, dass es tatsächlich so war. Ganz abgesehen von ihren ambivalenten Gefühlen

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