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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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niemals mit den Brosamen ihres Lebens zufriedengeben würde.
    Stattdessen ergriff er ihre Hand und führte sie ehrfürchtig an seine Lippen.
    »Jane«, sagte er und streichelte mit dem Daumen ihre weiche Handfläche, »vor langer Zeit schon habe ich beschlossen, mein Leben Tag für Tag zu leben. Jetzt sprichst du über die nächsten Wochen, als stünden sie schon morgen vor der Tür. Sag mir, was du in diesem Moment willst, Jane. Hier und jetzt.«
    Jane wusste nicht, ob sie vor Freude erröten oder sich vor Angst wie betäubt fühlen sollte. Seine Lippen spielten über ihre Hand, und er schaute sie auf diese merkwürdige Weise an – zutiefst sinnlich und gleichzeitig lachend – und sie konnte nicht mehr denken als …
    Ich will dich.
    Herrje. Wen wunderte es jetzt noch, dass sie vor sich selbst Angst hatte?
    Aber … der Himmel mochte ihr beistehen, aber ihr fehlte die Kraft zum Fortschwimmen.
    Und ich, überlegte sie, habe ich in diesem Sommer nicht auch ein bisschen Spaß verdient? Nicht so übertrieben, nicht so, dass sie all ihren Verstand verlor – und ihre Tugend –, aber hatte sie nicht irgendetwas verdient, was sie glücklich machte?
    »Du stellst keine Forderungen?«, raunte sie mit ungewohnt schüchterner Stimme.
    »Ich will das, was du willst«, erwiderte er sachlich, »und es liegt an dir, was du tun willst … oder auch nicht.«
    Sie reckte sich hoch und küsste ihn, ganz leicht nur, übernahm aber die Führung. Er zog sie noch näher zu sich heran, spielte spöttisch mit den Zähnen an ihrer Unterlippe.
    »Wie auch immer, ich behalte mir das Recht vor, zu versuchen, dich zu überzeugen.« Zwischen den Küssen grinste er sie an, machte er sie trunken mit seinem Lächeln. »Nicht dass ich glaube, dass du erst lange überzeugt werden musst«, fügte er hinzu und bekam dafür ein empörtes Keuchen zu hören und einen Schwall Wasser ins Gesicht.
    »Wir können ja versuchen zu raten, wovon du mich überzeugen willst«, sagte sie verschmitzt.
    »Dass du endlich ordentlich schwimmen lernst, was sonst?«, antwortete er mit spöttischer Unschuld. »Was hast du denn gedacht?« Und dann, eher lüstern: »Oder ist dir etwa ein sündiger Gedanke durch den Kopf geschossen?«
    Das brachte ihm einen weiteren Schwall Wasser mitten ins Gesicht ein. Also wehrte er sich, indem er mit beiden Händen auf das Wasser schlug, dass es nur so aufspritzte.
    Jane kreischte und kicherte. Was dazu führte, dass Lady Jane Cummings und Mr Byrne Worth sich unter dem nächtlichen Sternenhimmel in einem See namens Merrymere in der verschlafenen Grafschaft Lancashire für einige Minuten einer der unziemlichsten aller Handlungen hingaben: Sie veranstalteten eine Wasserschlacht.
    Und waren sich dabei nicht im Geringsten der Aufmerksamkeit bewusst, die sie damit erregten.
    Jason brauchte frische Luft.
    Es lag einige Wochen zurück, seit er das letzte Mal mit Charles und Nevill unterwegs gewesen war und irgendwie hatte er vergessen, wie viel Stehvermögen das Trinken Nacht für Nacht erforderte. Merkwürdig, dass er früher kaum je einen Gedanken daran verschwendet hatte.
    Früher hatte er auch bis nachmittags geschlafen und war nicht schon frühmorgens aufgestanden, um die Buchhaltung des Herzogtums mit seinen beiden Verwaltern durchzusehen. Natürlich hätte er die Sache auch auf die lange Bank schieben können, denn wenigstens einer der beiden schien ebenso fröhlicher Natur zu sein wie seine Freunde. Jason hatte seine Zweifel, dass Mr Thorndike zur vereinbarten Stunde auf den Beinen sein würde, da er immer noch betrunken im Esszimmer saß und die Feinheiten des Hufeisenweitwurfs mit Nevill diskutierte. Als sie den Mann zum Spielfeld geführt hatten, das der Duke vor Jahren anlässlich des jährlichen Sommerballs seiner Frau in einem der hinteren Gärten hatte anlegen lassen, hatte Thorndike vor Freude beinahe der Schlag getroffen; er hatte sich so lautstark zum Sieg angefeuert, dass Jason ihn hatte bitten müssen, leiser zu sein, wenn sie nicht den gesamten Haushalt aufwecken wollten.
    Seine Gäste zur Ruhe mahnen: War er wirklich so spießig geworden?
    Offenbar ja, denn nachdem es ihm gelungen war, die Schar wieder zurück ins Esszimmer zu lotsen, hatte er das Ende ihrer kleinen Feier einläuten wollen. Natürlich vergeblich. Nevill neigte dazu, jedes Zusammentreffen von mehr als zwei Menschen als Party zu betrachten, die so lange zu dauern hatte wie nur möglich. Charles hatte sich mittlerweile in den Salon zurückgezogen, um nach

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