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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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uns das erste Mal begegnet sind, habe ich Ihnen geraten, erwachsen zu werden«, konterte Byrne. »Erinnern Sie sich noch? Wahrscheinlich nicht, denn Sie waren ja betrunken. Nun, dann müssen Sie eben jetzt erwachsen werden. Nehmen Sie endlich Ihren Platz ein. Sie sind lange genug jung gewesen. Seien Sie ab jetzt ein Mann. Für Ihren Vater. Um Janes willen.« Und leise fügte er hinzu: »Und ich werde es auch sein.«
    Byrne trank den letzten Schluck Brandy aus seinem Glas, erhob sich und ging zur Tür. »Danke für das Dinner. Ich fürchte, ich muss jetzt gehen.«
    Damit verließ er das Haus. Er ließ Jason allein zurück, allein mit den mahnenden Worten, die er ihm gesagt hatte, die ihn zum Nachdenken hatten bringen sollen …
    … und die gehört verhallten.
    Janes Neugierde war größer, als es einer wohlgeborenen Lady eigentlich anstand. Kaum hatte sie sich vergewissert, dass ihr Vater es behaglich hatte und Nancy sich um alles Weitere kümmerte, eilte sie zum Kamin der Familienzimmer in der ersten Etage, weil sie hoffte, dort ein oder zwei Wörter aus dem Gespräch zwischen Byrne und ihrem Bruder aufschnappen zu können.
    Sie wurde nicht enttäuscht.
    Den größten Teil des Nachmittags und des Abends war Jane von einem Gefühl der Wertschätzung und des Respekts für Byrne erfüllt gewesen. Nachdem sie tags zuvor so schrecklich gemein zu ihm gewesen war, war er wie aus dem Nichts im Cottage aufgetaucht und hatte ihre beiden Welten zusammengeschweißt; die Welten, die getrennt zu halten sie so viel Mühe gekostet hatte. Er hatte sie beschämt.
    Und er hatte hineingepasst in diese Welt. Jane hatte keine Ahnung, wie schwer dieser Abend für ihn gewesen sein mochte; aber er hatte keinerlei Anspannung erkennen lassen, und er hatte sich perfekt eingefügt. Freundlich und verständnisvoll war er mit ihrem Vater umgegangen, aber ohne ihn zu bemitleiden; ihren Gästen war er charmant und unterhaltsam begegnet. Er hatte gesehen, dass die Vorbereitungen für das Fest alles von ihr gefordert hatten – aber statt wegzulaufen und sich zurückzuziehen, war er vorgetreten und hatte geholfen. Aber er hatte es nicht in der Absicht getan, ihr zu gefallen und ihre Familie für sich zu gewinnen. Er war kein Mann, der Blumen schickte und nach allen Regeln der Kunst flirtete. Er war Byrne. Mit Haut und Haar Byrne.
    War Jane bis jetzt vom Gefühl des Respekts erfüllt gewesen, so wurde dies jetzt, als sie vor dem kalten Kamin kniete und den Wortwechsel unten im Salon belauschte, von dem Entsetzen über ihren Bruder abgelöst. Ihre Wangen brannten vor Scham. Und dann, als sie Byrnes Worte hörte, verspürte sie ein überwältigendes Gefühl des Beschütztwerdens und der Hoffnung. Und es fiel ihr wie Schuppen von den Augen.
    Sie liebte ihn.
    Die Stimmen der beiden Männer wurden leiser, vermutlich entfernten sie sich vom Kamin. Angestrengt lauschte Jane auf das Klicken der Tür. Dann lief sie aus dem Zimmer.
    Sie erreichte den oberen Treppenabsatz in dem Moment, in dem Byrne die Haustür hinter sich schloss.
    Sie sollte ihm folgen, nicht wahr? Sie sollte die Treppe förmlich hinunterfliegen und versuchen, ihn aufzuhalten, bevor er nach Hause ging.
    Doch sie tat es nicht. Sie verharrte reglos oben auf der Treppe, während ihr bewusst wurde, dass die Liebe wie fallendes Laub um sie herumschwebte. Wie angewurzelt stand sie da und starrte auf die Haustür.
    Dann sah sie ihren Bruder aus dem Salon kommen, offensichtlich war er wütend und aufgebracht. Jason bemerkte nicht, dass sie ihn beobachtete, als er einem Lakaien gebieterisch zurief: »Schicken Sie Mr Hale und Mr Thorndike zu mir. Ich bin in der Bibliothek.«
    »Sehr wohl, Sir«, erwiderte der Lakai. »Darf ich den Herren sagen, was Sie von Ihnen wünschen?«
    »Ich wünsche, dass sie mir die Bücher zeigen!«, knurrte Jason. »Aus diesem Grund habe ich sie schließlich hergebeten.«
    Damit betrat er die Bibliothek und schloss die Tür hinter sich. Der Hausdiener verließ die Halle.
    Und Jane ging die Treppe hinunter.
    Sie floh aus dem Haus und über den Rasen. Sie hörte die Männer hinter dem Haus beim Hufeisen-Spiel, aber sie ließ sich von nichts aufhalten.
    Sie lief den Weg am Seeufer entlang. Hier kannte sie sich auf Schritt und Tritt aus, sie wusste genau, wann sie sich zu ducken und einem Zweig auszuweichen hatte. Sie lief so schnell, dass sie keine zehn Minuten brauchte, um Byrnes Haus zu erreichen. Sie klopfte an seine Tür.
    Niemand antwortete.
    Sie klopfte noch einmal.

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