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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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ihr Vorschlag in seinem Interesse lag, also stimmte er zu und konzentrierte sich auf die Aufgabe, sich umgänglich zu zeigen. Keine einfache Aufgabe, in der Tat nicht; aber genau das, was er brauchte, um seine Gedanken von einer netten kleinen Abkühlung im See abzulenken.
    Wir erregen ziemliches Aufsehen, stellte Jane fest. Die Tochter des Dukes und der Straßenräuber, die die Dorfbewohner begrüßen. Die beiden gingen durch die Halle, nickten den Leuten zu oder verbeugten sich. Es bildeten sich zwei eigentümliche Lager aus denen, die sich vorsichtig zurückhielten, und aus den Neugierigen. Dazu gesellten sich gelegentlich die höflich-abweisenden Bürger der Grafschaft. Manchmal entwickelte sich ein kurzes Gespräch; meistens aber nicht. Niemand durfte es sich erlauben, Byrne zu schneiden, da er ja Lady Jane am Arm hatte – aber wie hieß es doch gleich in dem alten Sprichwort? Wenn Blicke töten könnten …
    Als Byrne die ersten Male schief angeschaut wurde, hatte Jane noch den Atem angehalten. Aber dann wurde ihr klar, dass sie letztlich doch Luft in ihre Lungen lassen musste, da sie sonst an der Hitze im Saal zugrunde gehen würde.
    Trotzdem waren es nicht die Leute, die offen ihre Geringschätzung zeigten, die Jane überraschten. Nein, es waren die Menschen, die ihn willkommen hießen, bei denen sie vor Staunen die Augen aufriss.
    Die Frau des Pfarrers, eines der Opfer von Byrnes sogenannter Grausamkeit, hatte seine Hand in ihre genommen und es für wichtig gehalten, ihren sechzehn Jahre alten Sohn vorzustellen. Der Sohn war natürlich noch ein wenig zu unerzogen, um sein erschüttertes Schweigen überspielen zu können, aber seine Mutter lächelte würdevoll und erkundigte sich nach dem Haus von Witwe Lowe.
    Dr. Lawford begegnete Byrne höflich, wenn auch ein wenig kühl. Er war zurückhaltender als sein junger Schützling und verzichtete darauf, sich nach dem Zustand des Beines zu erkundigen.
    Und Mrs Hill, die Inhaberin der Schneiderei im Dorf, schüttelte ihm die Hand wie eine Wasserpumpe – obwohl es ausgeschlossen war, dass er jemals ihr Geschäft betreten würde.
    Vielleicht faszinierte die Leute auch der Gedanke, neben jemandem zu stehen, der Verbrechen begangen hatte. Vielleicht hielten sie ihn aber auch für missverstanden, für ein Opfer des Klatsches – oder sie schüttelten ihm die Hand, weil sie Janes Gunst erringen wollten. Aber die wenigen, für die dies galt, machten für Jane die durchdringenden Blicke und die harten Worte aus dem Mund eines Sir Wilton und eines Mr Cutler erträglich.
    Aber selbst dann war es irgendwann mehr, als ein Mensch aushalten konnte. Jane beobachtete, wie Byrnes Mundwinkel herabsanken und seine Augen sich verengten. Bei jedem Gast, den sie begrüßten, spannte sich seine Miene stärker an. Ihm ist heiß, und er ist müde, dachte sie, und er ist in diesem Saal gefangen. Wenn man es nicht mehr gewohnt war, die üblichen Artigkeiten auszutauschen, dann musste eine Veranstaltung wie diese sich ungefähr so anfühlen, als würde man mit einem verwundeten Bein einen Berg erklimmen müssen.
    »Mr Worth, ich glaube, ich könnte ein wenig frische Luft gebrauchen«, wisperte Jane, nachdem sie endlich den gesamten Kreis der Gäste abgeschritten hatten. Geschickt hatte sie es vermieden, ihn ihrem Vater vorzustellen, indem sie die Ecke ausgelassen hatte, in der er saß.
    »Ich würde mich glücklich schätzen, Sie begleiten zu dürfen«, erwiderte er dankbar.
    Sie gingen zu den Türen. Das Versammlungshaus hatte keine Terrasse, keine Balustrade oder Gärten, in dem junge Paare herumschlendern konnten. Die Tür ging auf den Gemeindeplatz hinaus, einen weitläufigen Rasenplatz mit mächtigen Eichen, die tagsüber Schatten spendeten und den Feiernden eine angenehme Rückzugsmöglichkeit boten. Das Fest hatte sich über den Platz ausgebreitet; Lachen und fröhliche Stimmen erfüllten die süße Luft der Sommernacht. Schatten glitten über den Rasen, der Rocksaum mancher Lady raschelte über das Gras und über kleine Äste, wenn ein Gentleman sie auf einem kleinen Spaziergang begleitete. Ein Stück weit entfernt saßen die Kutscher beisammen und genossen ein kleines Ale, einige tanzten ein paar Schritte zu der Musik, die aus dem Saal bis zu ihnen schwebte.
    »Das sollte reichen«, sagte Byrne, als sie zu einem Baum kamen, unter dem noch niemand Platz genommen hatte. »Sind Sie sich sicher, dass Ihr Ruf es überleben wird, sich hier draußen allein mit mir aufzuhalten?«
    »Wir

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