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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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tonlos. »Ihr seid beide noch viel zu jung.«
    Jeremiah hustete. »Laur, wir lieben uns, und wir wollen zusammen sein.«
    Â»Ihr seid zusammen«, fuhr meine Mutter ihn an. Dann wandte sie sich mit zusammengekniffenen Augen an Mr. Fisher. »Hast du davon gewusst?«
    Â»Ganz ruhig, Laurel. Das sollte ein Witz sein. Ihr macht Witze, stimmt’s?«
    Jere und ich warfen uns einen Blick zu, dann sagte er leise: »Nein, wir machen keine Witze.«
    Meine Mutter leerte den restlichen Champagner in ihrem Glas in einem Zug. »Ihr seid zu jung zum Heiraten, Punkt. Aus. Um Gottes willen, ihr geht doch beide noch aufs College! Das ist einfach lächerlich.«
    Mr. Fisher räusperte sich und sagte: »Vielleicht nach eurem Abschluss, dann können wir noch einmal darüber reden.«
    Â»Einige Jahre nach dem Abschluss«, warf meine Mutter ein.
    Â»Richtig«, sagte Mr. Fisher.
    Â»Dad …«, begann Jeremiah.
    Bevor Jeremiah zu Ende bringen konnte, was immer er sagen wollte, tauchte wieder der Kellner hinter Mr. Fisher auf. Einen Moment lang stand er nur verlegen da, dann fragte er: »Haben Sie vielleicht Fragen zur Speisekarte? Oder – ähm, sollen es heute nur die Häppchen sein?«
    Â»Die Rechnung bitte«, sagte meine Mutter knapp.
    Das ganze Essen stand auf dem Tisch, und niemand rührte es an. Niemand sagte etwas. Es war ein Fehler gewesen, ein taktischer Fehler riesigen Ausmaßes. Niemals hätten wir es ihnen auf diese Art sagen dürfen. Jetzt waren sie ein Team, das sich gegen uns verbündet hatte. Sie ließen uns kaum noch zu Wort kommen.
    Ich langte in meine Tasche und steckte mir unter dem Tisch meinen Verlobungsring an. Etwas anderes fiel mir nicht ein. Als ich nach meinem Wasserglas griff, sah Jeremiah den Ring und kniff mich wieder ins Bein. Auch meine Mutter bemerkte ihn. Ihre Augen blitzten kurz auf, dann sah sie zur Seite.
    Mr. Fisher bezahlte, und dieses Mal protestierte meine Mutter ausnahmsweise nicht. Wir standen auf. Steven füllte sich noch schnell eine der Stoffservietten mit Shrimps, und dann gingen wir hinaus – ich hinter meiner Mutter, Jeremiah hinter seinem Vater. Hinter uns flüsterte Steven Conrad zu: »Was für ein Scheiß, Mann! Das ist doch der reine Wahnsinn. Hast du davon gewusst?«
    Ich hörte, wie Conrad Nein sagte. Dann umarmte er meine Mutter zum Abschied, stieg in sein Auto und fuhr davon. Er sah sich nicht einmal um.
    Als wir vor unserem Auto standen, fragte ich meine Mutter sehr leise: »Kann ich den Schlüssel haben?«
    Â»Wozu?«
    Ich fuhr mir rasch mit der Zunge über die Lippen. »Ich will mir meinen Rucksack aus dem Kofferraum holen. Ich fahr doch mit Jeremiah, weißt du nicht mehr?«
    Ich sah, wie meine Mutter um Fassung rang. Dann sagte sie: »Nein, das wirst du nicht. Du kommst mit uns nach Hause.«
    Â»Aber, Mom …«
    Bevor ich meinen Satz beenden konnte, reichte sie Steven die Schlüssel, stieg auf der Beifahrerseite ein und zog die Tür zu.
    Ich sah Jeremiah hilflos an, der noch auf mich wartete, während sein Vater bereits im Auto saß. Mehr als alles andere wünschte ich mir, ich könnte mit Jere fahren, solche Angst hatte ich, bei meiner Mutter einzusteigen.
    Nie zuvor hatte ich so tief in Schwierigkeiten gesteckt.
    Â»Steig schon ein, Belly«, sagte Steven. »Mach’s nicht noch schlimmer.«
    Â»Geh lieber«, sagte Jeremiah.
    Ich lief zu ihm und umarmte ihn fest. »Ich ruf dich heute Abend an«, flüsterte er mir ins Haar.
    Â»Wenn ich dann noch lebe«, flüsterte ich zurück.
    Damit ging ich zum Auto und stieg ein.
    Steven ließ den Motor an. Das Serviettenbündel mit den Shrimps hatte er auf dem Schoß liegen. Meine Mutter sah mich durch ihren Rückspiegel an und sagte: »Den Ring da gibst du zurück, Isabel.«
    Wenn ich jetzt nachgab, war alles verloren. Ich musste stark sein.
    Â»Das werde ich nicht«, sagte ich.

22
    Eine Woche lang sprachen meine Mutter und ich nicht miteinander. Ich ging ihr aus dem Weg, sie ignorierte mich. Ich arbeitete weiter bei Behrs, hauptsächlich, um aus dem Haus zu kommen. Ich aß auch dort, mittags und abends. Nach meiner Schicht ging ich zu Taylor, und abends telefonierte ich mit Jeremiah. Er bat mich inständig, doch wenigstens den Versuch zu machen, mit meiner Mutter zu reden. Mir war klar, er machte sich Sorgen, dass sie ihn jetzt hasste, und ich versicherte ihm,

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