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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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…«
    Sie sah enttäuscht aus, bemühte sich dann aber um einen heiteren Tonfall: »Das heißt Nein, hab ich recht?«
    Â»Bist du denn in mich verliebt?«
    Â»Ich könnte mich in dich verlieben. Wenn ich es mir erlaube, dann wohl schon.«
    Â»Oh.« Ich fühlte mich wie ein Stück Dreck. »Ich mag dich wirklich, Agnes.«
    Â»Ich weiß. Ich spüre, dass das wahr ist. Du bist ein ehrlicher Typ, Conrad. Aber du lässt niemanden an dich heran. Es ist einfach unmöglich, dir nahezukommen.« Sie versuchte, ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammenzubinden, aber es war zu kurz, und die vorderen Strähnen fielen immer wieder heraus. Schließlich ließ sie ihre Haare in Ruhe und sagte: »Ich glaube, du liebst dieses andere Mädchen immer noch, wenigstens ein bisschen. Hab ich recht?«
    Â 
    Â»Nein«, sagte ich zu Belly.
    Â»Das glaube ich dir nicht.« Sie legte den Kopf schief. »Wenn es da kein Mädchen gäbe, wieso wärst du dann so lange weggeblieben? Da muss es eins geben«, sagte sie.
    Es gab eins.
    Zwei Jahre war ich nicht mehr nach Hause gekommen. Es ging nicht anders. Und ich wusste, auch jetzt sollte ich nicht im Sommerhaus sein, denn hier, in ihrer Nähe, würde ich mir nur wünschen, was ich nicht haben konnte. Es war gefährlich. Sie war der einzige Mensch, in dessen Gegenwart ich mir selbst nicht über den Weg traute. An dem Tag, als sie mit Jere hier auftauchte, habe ich meinen Freund Danny angerufen und gefragt, ob ich eine Weile bei ihm auf der Couch übernachten könne. Er war einverstanden, aber ich brachte es dann doch nicht über mich. Ich konnte nicht weg.
    Ich wusste, ich musste aufpassen. Abstand halten. Wenn sie wüsste, wie viel sie mir immer noch bedeutete, dann wäre es um mich geschehen. Ein zweites Mal würde ich nicht weggehen können. Das erste Mal war schon schwer genug gewesen.
    Versprechen, die man seiner Mutter an ihrem Sterbebett gibt, gelten für immer. Sie sind wie Titan, man kann sie nicht brechen. Ich habe meiner Mutter versprochen, dass ich mich um meinen Bruder kümmern würde, dass ich auf ihn aufpassen würde. Ich habe Wort gehalten, auf die beste Art, die mir möglich war. Indem ich weggegangen bin.
    Mag sein, dass ich ein Scheißkerl war, ein Versager, eine Enttäuschung, aber ein Lügner war ich nicht.
    Belly habe ich allerdings angelogen. Nur jenes eine Mal, in dem schäbigen Motel. Und auch nur, um sie zu schützen. Jedenfalls habe ich mir das immer einzureden versucht. Trotzdem – wenn ich die Chance hätte, von all den beschissenen Momenten in meinem Leben einen einzigen rückgängig zu machen, dann wäre es der. Wenn ich daran denke, wie ihr Gesicht in dem Augenblick aussah, wie es sich verzerrte, wie sie die Lippen nach innen zog und die Nase krauste, um sich nichts anmerken zu lassen – es hat mich fast umgebracht. Großer Gott, wenn ich könnte, dann würde ich zu genau diesem Moment zurückkehren und alles richtig machen, würde ihr sagen, dass ich sie liebe. Alles würde ich tun, bloß damit sie nie wieder so ein Gesicht macht.

33
    Conrad
    Â 
    Â 
    Keinen Augenblick habe ich geschlafen, damals, in der Nacht im Hotel. Wieder und wieder bin ich in Gedanken alles durchgegangen, was je zwischen uns gewesen war. Ich konnte nicht länger so weitermachen, mit diesem ewigen Hin und Her, sie immer wieder an mich zu ziehen, um sie dann doch nur wegzustoßen. Das war nicht in Ordnung.
    Sobald es draußen dämmerte, ging Belly duschen, und auch Jere und ich standen auf. Während ich meine Decke zusammenlegte, sagte ich zu ihm: »Es ist okay, wenn du sie magst.«
    Jeremiah starrte mich mit offenem Mund an. »Wovon redest du eigentlich?«
    Fast blieben mir die Worte im Hals stecken, als ich sagte: »Wenn du mit ihr zusammen sein willst – ich hab da kein Problem …«
    Er sah mich an, als wäre ich verrückt. Genauso fühlte ich mich auch. Im Bad hörte das Wasser auf zu rauschen, und so wandte ich mich ab. »Aber pass auf sie auf«, sagte ich noch.
    Als Belly dann aus dem Bad kam, angezogen, mit nassen Haaren, da schaute sie mich so hoffnungsvoll an. Ich erwiderte ihren Blick mit völlig leerer Miene, so als würde ich sie nicht erkennen. Ihre Augen wurden matt. In diesem Moment starb ihre Liebe für mich. Ich hatte sie umgebracht.
    Als ich jetzt darüber nachdachte, über jenen

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