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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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Moment im Hotel, da begriff ich, dass ich derjenige war, der diese Sache in Gang gebracht hatte. Ich hatte die zwei überhaupt erst zusammengebracht. Es war mein Werk gewesen. Jetzt musste ich auch damit leben. Die beiden waren glücklich.
    Â 
    Ich hatte es auch ganz gut geschafft, mich rar zu machen, doch an jenem Freitagnachmittag war ich zufällig zu Hause, als Belly unerwartet Hilfe brauchte. Sie saß im Wohnzimmer auf dem Boden mit ihrem blöden Ordner und jeder Menge Papier um sich herum. Sie sah gestresst aus, so als würde sie jeden Moment verzweifeln. Sie hatte denselben angestrengten Gesichtsausdruck, den ich von früher an ihr kannte, wenn sie an einer Matheaufgabe arbeitete und nicht hinter die Lösung kam.
    Â»Jere steckt in der Stadt im Stau«, sagte sie und blies sich die Haare aus dem Gesicht. »Ich habe ihm extra gesagt, er soll früh losfahren. Heute hätte ich ihn dringend gebraucht.«
    Â»Was sollte er denn machen?«
    Â»Wir wollten zusammen zu Michaels, diesem Deko-Laden. Kennst du den?«
    Trocken antwortete ich: »Ich wüsste nicht, dass ich so einen Laden je betreten hätte.« Ich zögerte, dann sagte ich: »Aber ich kann mitkommen, wenn du willst.«
    Â»Wirklich? Ich muss nämlich ein paar Sachen besorgen, die ziemlich schwer zu tragen sind. Der Laden ist allerdings draußen in Plymouth, das ist ziemlich weit.«
    Â»Kein Problem«, sagte ich und war aus unerfindlichen Gründen plötzlich erleichtert, dass es was zu schleppen gab.
    Wir nahmen ihr Auto, weil es größer war. Sie fuhr. Ich war erst ganz selten bei ihr mitgefahren. Von dieser Seite kannte ich sie bisher nicht. Sicher, selbstbewusst. Sie fuhr schnell, hatte aber alles im Griff. Das gefiel mir. Ich ertappte mich dabei, wie ich immer wieder heimlich zu ihr hinüberschaute, und ich musste mich zwingen, ruhig zu bleiben.
    Â»Du fährst nicht schlecht«, sagte ich.
    Sie grinste. »Jeremiah war ein guter Lehrer.«
    Richtig – von ihm hatte sie ja fahren gelernt. »Worin hast du dich noch verändert?«
    Â»He – ich bin immer schon gut gefahren!«
    Ich schnaubte verächtlich und sah aus dem Fenster. »Ich glaube, Steven würde das anders sehen.«
    Â»Das verzeiht er mir nie, was ich damals seinem geliebten Auto angetan habe.«
    Wir fuhren auf eine rote Ampel zu, und sie schaltete runter. »Was sonst noch?«
    Â»Du trägst jetzt Schuhe mit hohen Absätzen. Bei der Garteneinweihung hattest du welche an.«
    Sie zögerte kurz, bevor sie antwortete. »Ja, manchmal, aber ich knicke immer noch darin um.« Seufzend schob sie hinterher: »Ich bin jetzt wohl eine richtige Dame.«
    Ich streckte schon einen Arm aus, um ihre Hand zu berühren, hielt mich aber im letzten Moment zurück. »Aber an den Nägeln kaust du immer noch.«
    Sie umklammerte schnell das Lenkrad und sagte mit einem leisen Lächeln: »Dir entgeht aber auch gar nichts.«
    Â 
    Â»Also gut, was sollen wir kaufen? Blumenbehälter?«
    Belly lachte. »Ja, Blumenbehälter. Man kann auch Vasen dazu sagen.« Sie nahm einen Einkaufswagen, und ich nahm ihn ihr ab und schob ihn vor uns her. »Ich glaube, wir hatten uns für Hurrikanvasen entschieden«, sagte sie.
    Â»Was ist das denn – Hurrikanvasen? Und woher zum Teufel kennt Jere sich mit so was aus?«
    Â»Ich meinte nicht, dass Jere und ich uns dafür entschieden haben, ich habe Taylor und mich gemeint.« Sie nahm den Wagen und ging voraus. Ich folgte ihr in Gang zwölf.
    Â»Siehst du?« Belly hielt eine schwere Glasvase hoch.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Sehr hübsch«, sagte ich gelangweilt.
    Sie stellte die Vase zurück und nahm eine kleinere vom Regal. Ohne mich anzusehen, sagte sie: »Tut mir leid, dass das hier jetzt an dir hängen bleibt. Ich weiß, es ist öde.«
    Â»So öde ist es gar nicht«, sagte ich und machte mich daran, Vasen in den Einkaufswagen zu laden.
    Â»Warte! Sollen wir die großen nehmen oder die mittleren? Vielleicht lieber die mittleren«, sagte sie und hob eine hoch, um nach dem Preis zu sehen. »Okay, die mittleren, definitiv. Aber von denen stehen nur noch ein paar hier. Würdest du mal einen von den Verkäufern fragen?«
    Â»Ich bin für die großen«, sagte ich. Schließlich waren schon vier davon im Wagen. »Die sind viel hübscher. Außerdem passt da viel mehr

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