Der Sommer, der nur uns gehoerte
die Brust und grölte wie Tarzan. Die anderen brachen vor Lachen zusammen und drängten Redbird, zu ein paar Mädchen zu gehen, die auf der Tanzfläche waren. Er ging tatsächlich hin, zusammen mit Steven, und wir Ãbrigen lehnten uns zurück und beobachteten sie. Steven hatte mehr Glück als Redbird. Er tanzte mit einer Rothaarigen. Redbird kam niedergeschlagen zurück an unseren Tisch.
»Ich hol uns noch eine Runde«, sagte ich. Ich nahm an, es gehörte zu meinen Aufgaben als Trauzeuge des Bräutigams, dafür zu sorgen, dass am Ende des Abends alle stockbesoffen waren.
Als ich mit den nächsten fünf Tequila zurückkam, war Steven noch auf der Tanzfläche, und so kippte Jere seinen gleich mit.
Ich nippte weiter an meinem Bier, als ich auf einmal mitbekam, wie dieser Josh zu Jeremiah sagte: »Jetzt muss Belly dich endlich ranlassen, Mann.«
Mein Kopf fuhr hoch. Jeremiah legte einen Arm um Josh und sang: »Itâs a nice day for a white wedding.«
Konnte es sein, dass die beiden bisher noch nie Sex gehabt hatten?
Dann hörte ich Josh sagen: »Du bist doch im Grunde auch wieder Jungfrau. Seit der Sache mit Lacie in Cabo hast du ja keine mehr gehabt, soweit ich weiÃ.«
Cabo? In den Osterferien war Jeremiah nach Cabo geflogen. Aber damals war er doch mit Belly zusammen gewesen.
»Like a virgin, touched for the very first time«, sang Jeremiah schief. Dann stand er auf. »Ich muss mal pinkeln.«
Ich sah ihm nach, wie er schwankend in Richtung Toiletten ging. »Fisher hat so ein Schwein. Diese Lacie ist so was von scharf«, sagte Josh.
Tom stieà ihn in die Seite. »O Mann, weiÃt du noch, wie die uns im Hotel aus dem Zimmer ausgesperrt haben?« Er drehte sich zu mir um. »Das war zum Brüllen komisch, Mann. Der reine Wahnsinn. Einfach ausgesperrt haben die uns und nicht mal mitgekriegt, wie wir an die Tür gehämmert haben. Kein Wunder, so wie die es getrieben haben! Und wir durften auf dem ScheiÃflur pennen!«
Josh lachte. »Wie die rumgestöhnt hat â echt!«
Ich sah rot. Unter dem Tisch ballte ich die Fäuste. Am liebsten hätte ich auf irgendwas eingedroschen. Erst wollte ich diesen Typen eine reinhauen, dann dachte ich, ich suche meinen Bruder und prügle ihn windelweich.
Ich sprang auf und drängte mich durch die Menge quer durch den Raum bis zu den Toiletten.
Ich hämmerte an die Kabinentür.
»Besetzt«, lallte Jeremiah. Dann hörte ich, wie er sich übergab.
Ein paar Sekunden lang blieb ich noch stehen, dann ging ich hinaus, an unserem Tisch vorbei und raus auf den Parkplatz.
47
Eine Stunde später kamen die Jungs zurück, sternhagelvoll. Ich hatte Jere schon öfter betrunken erlebt, aber so noch nie. Er war dermaÃen blau, dass die anderen ihn praktisch nach oben tragen mussten. Er bekam kaum noch die Augen auf. »Belllllllly«, brüllte er durchs Haus. »Wir heiraten, Mädchen!«
Vom Fuà der Treppe brüllte ich zurück: »Geh schlafen!«
Conrad war nicht dabei. Ich fragte Tom nach ihm. »Wo ist Conrad? Ich dachte, er wollte euch fahren.«
Tom torkelte schon nach oben. »Keine Ahnung. Eben war er noch da.«
Ich ging zum Auto hinaus. Vielleicht war er ja auf dem Rücksitz eingeschlafen. Doch da war er auch nicht. Ich fing schon an, mir Sorgen zu machen, als ich ihn unten am Strand erspähte. Er saà auf dem Hochsitz der Rettungsschwimmer. Ich zog meine Schuhe aus und ging zu ihm hin.
»Komm runter!«, rief ich nach oben. »Sonst schläfst du noch da oben ein.«
»Komm du lieber hoch«, rief er zurück. »Nur kurz.«
Einen Augenblick lang dachte ich nach. Er klang völlig normal, nicht so, als wäre er betrunken. Ich stieg die Leiter an der Seite hoch und setzte mich neben ihn. »Warâs lustig?«, fragte ich.
Er antwortete nicht.
Ich sah zu, wie die Wellen an den Strand schwappten. Der Mond stand sichelförmig am Himmel. »Ich bin so gern nachts hier drauÃen«, sagte ich.
Völlig unvermittelt sagte Conrad: »Ich muss dir was sagen.«
Seine Stimme machte mir Angst. »Was?«
Er sah aufs Meer hinaus. »Jere hat dich betrogen, als er in Cabo war.«
Damit hatte ich nicht gerechnet. Vielleicht war es sogar das Allerletzte, womit ich gerechnet hatte. Seine Gesichtsmuskeln waren angespannt, er sah zornig aus. »Einer seiner bescheuerten Freunde hat heute Abend im Club
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