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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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darüber geredet.« Jetzt endlich sah er mich an. »Tut mir leid, dass du es von mir hören musstest. Aber ich dachte, du hättest ein Recht darauf, es zu wissen.«
    Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Schließlich sagte ich: »Ich hab davon gewusst.«
    Er zuckte zurück. »Du hast es gewusst?«
    Â»Ja.«
    Â»Und trotzdem heiratest du ihn?«
    Mein Gesicht brannte. »Er hat einen Fehler gemacht«, sagte ich leise. »Er hasst sich selbst dafür, und ich habe ihm verziehen. Alles ist wieder in Ordnung. Alles super.«
    Conrad verzog verächtlich den Mund. »Willst du mich auf den Arm nehmen? Er verbringt die Nacht mit irgendeinem Mädchen im Hotel, und du verteidigst ihn noch?«
    Â»Welches Recht hast du denn, über uns zu urteilen? Das geht dich doch überhaupt nichts an.«
    Â»Das geht mich nichts an? Dieser Scheißkerl ist mein Bruder, und du bist …« Er beendete den Satz nicht. Stattdessen sagte er: »Ich hätte nie gedacht, dass du zu den Mädchen gehörst, die sich so was gefallen lassen.«
    Â»Von dir hab ich mir viel Schlimmeres gefallen lassen«, sagte ich spontan, ohne erst darüber nachzudenken.
    Mit blitzenden Augen sagte er: »Ich habe dich nie betrogen. Solange wir zusammen waren, habe ich andere Mädchen nicht einmal angesehen.«
    Ich drehte mich weg und fing an, die Leiter hinunterzuklettern. »Ich will über die Sache nicht mehr reden«, sagte ich. Ich wusste sowieso nicht, warum er jetzt damit anfangen musste. Ich wollte mit alldem nichts mehr zu tun haben.
    Â»Ich dachte, ich würde dich kennen«, sagte er.
    Â»Da hast du dich wohl getäuscht«, sagte ich, und dann sprang ich das restliche Stück hinunter.
    Ich hörte, wie er hinter mir im Sand aufkam, und ging los. Ich spürte, wie mir die Tränen kamen, und wollte nicht, dass er das sah.
    Conrad holte mich ein und packte mich am Arm. Ich versuchte, den Kopf wegzudrehen, doch er hatte schon genug gesehen, und seine Miene veränderte sich. Jetzt empfand er Mitleid mit mir, und das machte alles nur noch schlimmer. »Tut mir leid«, sagt er. »Ich hätte nicht davon anfangen sollen. Du hast recht – es geht mich nichts an.«
    Ich wandte mich blitzschnell ab. Ich brauchte sein Mitleid nicht.
    Ich ging jetzt in die entgegengesetzte Richtung, weg vom Haus. Wohin, wusste ich nicht. Nur weg von ihm.
    Â»Ich liebe dich immer noch«, rief er mir hinterher.
    Ich erstarrte. Dann, ganz langsam, drehte ich mich um und sah ihn an. »Sag so was nicht.«
    Er tat einen Schritt auf mich zu. »Ich weiß nicht, ob ich mich je ganz von dir lösen kann. Es ist … so ein Gefühl. Dass ich dich immer bei mir habe. Hier.« Dabei zeigte er kurz auf sein Herz.
    Â»Das sagst du doch nur, weil ich Jeremiah heirate.« Ich hasste den Klang meiner Stimme – so dünn und zittrig. So schwach. »Bloß deswegen fängst du plötzlich damit an.«
    Â»Gar nicht plötzlich«, sagte er und sah mir direkt in die Augen. »Das war immer schon da.«
    Â»Egal. Jetzt ist es jedenfalls zu spät.« Ich wandte mich ab.
    Â»Warte«, sagte er. Wieder packte er mich am Arm.
    Â»Lass mich los«, sagte ich, und meine Stimme war so kalt, dass sie mir selbst ganz fremd war. Auch ihn überraschte sie.
    Er zuckte zusammen und ließ die Hand sinken. »Sag mir nur eins: Wieso gleich heiraten? Wieso lebt ihr nicht einfach zusammen?«
    Dasselbe hatte ich mich auch gefragt. Und ich hatte noch immer keine gute Antwort gefunden.
    Wieder ging ich los, und wieder folgte er mir. Er schlang die Arme um mich, von hinten.
    Â»Lass los«, sagte ich, doch er hielt mich ganz fest.
    Â»Warte. Warte.«
    Mein Herz raste. Was, wenn uns jemand sah? Wenn uns jemand hörte? »Wenn du mich nicht sofort loslässt, schreie ich.«
    Â»Hör mich an, nur einen Augenblick noch. Ich bitte dich inständig.« Seine Stimme klang heiser, erstickt.
    Ich stieß einen Seufzer aus. Im Kopf zählte ich rückwärts. Sechzig Sekunden – mehr gestand ich ihm nicht zu. Sechzig Sekunden lang würde ich ihn reden lassen, dann würde ich gehen und mich nicht umsehen. Wie sehr hatte ich mir gewünscht, das von ihm zu hören, vor zwei Jahren. Doch jetzt war es zu spät.
    Leise sagte er: »Vor zwei Jahren habe ich Mist gebaut. Aber nicht so, wie du denkst. Damals, in der Nacht – erinnerst du dich? In der Nacht,

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