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Der Sommer der Schmetterlinge

Der Sommer der Schmetterlinge

Titel: Der Sommer der Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lisboa
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Rosen. Ein schwerer Duft, der alles durchdrang. Ein Verwandter las ein Gebet vor, und kurz darauf hielt ein anderer eine bewegte Rede, in der er Afonso Olímpios Eigenschaften rühmte. Ein guter Ehemann, ein hingebungsvoller Vater, sagte er.
    Afonso Olímpio wurde neben Otacília bestattet, und später versah man den Stein mit einem ovalen Porträt der beiden.
    Wenn ich sterbe, begrab mich weit weg von hier, sagte Maria Inês zu Tomás. Aber er gab sich keinen Moment der Illusion hin, dass sie ein gemeinsames Leben mit ihm plante – Heirat, Kinder, zusammen Altern: diese Dinge. Es waren nur Worte, trocken wie von Leere und Schweigen getrübte Augen.
    Tomás beurteilte die Dinge allmählich mit einem realistischeren Blick.
    Eine Frau, die er verzweifelt liebte, schmerzlich. Dieses Gefühl wurde nicht erwidert, ohne einen vernünftigen Grund, an den er sich klammern konnte: Maria Inês, vielleicht liebst du mich nicht genug wegen a, b und c. Aber wegen d, e, f und g solltest du mich lieben.
    Noch am selben Abend fuhr er zurück nach Rio. Die Schwestern boten ihm Unterkunft an, doch er hatte nicht die Absicht zu bleiben. Er war niedergeschlagen, verbittert, enttäuscht. Und auch ein bisschen erschrocken.
    Als sie in die nahe dem Meer gelegene Art-déco-Wohnung von Großtante Berenice im Stadtteil Flamengo zurückkehrte, trug Maria Inês einen Verlobungsring. Sie suchteTomás auf, um ihm zu berichten. Voller Bitten um Verzeihung und Bekundungen des Bedauerns.
    Er fühlte sich klein. Sagte: Ich habe gewusst, dass das geschehen würde. Doch dann fügte er etwas selbstmitleidig hinzu: Trotzdem habe ich manchmal tatsächlich geglaubt, dass du mich magst.
    Sie antwortete nicht. Redete rasch über ein paar nichtige Dinge. Weinte ein bisschen. Sagte, das Schicksal sei unberechenbar. Erklärte, dass sie João Miguel von Kindheit an kenne, versicherte Tomás jedoch, dass er und kein anderer ihr erster Mann gewesen sei. Bitter meinte er, dieser Umstand habe anscheinend keine große Bedeutung. Sie ging ins Bad, um die Nase zu schnauben, und er folgte ihr, lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Tür, blickte sie an.
    Hat das alles irgendetwas mit dem Tod deiner Eltern zu tun?, fragte er.
    Nein, log sie.
    Das heißt also, dass du diesen Cousin magst.
    Ja.
    Dass du ihn liebst.
    Ja.
    Dass du mit ihm übereinstimmst.
    Vielleicht nicht in allem.
    Ich und du, wir stimmen in vielem überein.
    Sieh mal, Tomás, wir kennen uns gut genug, um zu wissen, dass aus uns nichts werden kann, sagte sie, und er fand, das sei eine hohle Phrase. Purer Unsinn.
    In Wahrheit begann Tomás sich in diesen Schmerz zuverlieben, die einzige mögliche Lösung für eine Leidenschaft, die absolut war wie die seine. Eine Leidenschaft, die Berge bestieg, um die Endlichkeit der Welt zu betrachten, die hinter der Unendlichkeit einer einfachen Berührung zurückblieb: seine Fingerspitzen auf Maria Inês’ Haut. Eine Leidenschaft, die überall Poesie entdeckte, in schmutzigen Bussen, im Müll, der aus einem Behälter quoll, in einer Gruppe von Fußballspielern. Jene einzigartige Leidenschaft, auf die jedes menschliche Wesen in seiner Jugend ein Recht hat, auch wenn sie zum Scheitern verurteilt ist.
    Eine ausgesprochen junge Leidenschaft. Die Tomás’ Leben in zwei Hälften, in zwei Hemisphären teilte. In zwei Epochen: eine v. M. I . und eine n. M. I .
    Während sie Unsinn redete, um den banalen Sachverhalt zu erklären, ließ er seine Gedanken schweifen und stellte sich vor, wie etwa die kommende Nacht sein würde. Definitiv ohne Maria Inês. Nach fünf Jahren. Eine erste Nacht, in der er nichts anderes tun konnte, als sich zu betrinken. Und vielleicht seine Eltern oder, besser noch (schlimmer noch), irgendeine verfügbare Freundin anzurufen. Ein Mitstudent hatte einmal die grobe Maxime verkündet: Um eine platonische Liebe zu heilen, ist nichts besser als ein homerischer Fick. Als er daran dachte, musste Tomás grinsen. Sein Herz beruhigte sich ein wenig. Und er akzeptierte.
    Am Ende rundeten sie das Gespräch mit einigen Sätzen vorgetäuschten Interesses ab. Sie sagte: Ich wünsche dir Erfolg mit deinen Bildern. Er sagte: Ich hoffe, du wirstglücklich – der abgedroschenste Gemeinplatz, den er auf Lager hatte. Dann fügte sie mit einem Wir-werden-immer-Freunde-sein-Gesicht hinzu: Du lädst mich zu deiner Ausstellung ein, okay? Er nickte und ahmte sie leicht spöttisch nach: Und du lädst mich zu deiner Abschlussfeier ein, okay?
    Maria Inês bat um ein

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