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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Howells
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»Sei lieb und geh eine Sandburg bauen oder so!«
    »Sie ist erst neun!«, bemerkte ich, als Eva weinerlich das Gesicht verzog und gedemütigt davonstakste.
    »Musst du die ganze Zeit so superlieb sein, Mia?«, erwiderte Gen kalt. »Das nervt auch allmählich.«
    »Hör schon auf, Gen«, murmelte Corinne unter ihrem Hut hervor. »Du bist nur verkatert.«
    »Tut mir leid«, sagte Gen tonlos, warf mir ein aufgesetztes Lächeln zu und zündete sich die nächste Zigarette an. »Aber Mia macht das nichts aus, oder?«, fügte sie lässig hinzu. »Mia ist nicht so empfindlich.« Sie musterte mich von oben bis unten. »Sie ist ein großes Mädchen.«
    Ein großes Mädchen. Was wollte sie wohl damit sagen? Sollte das eine verdeckte Anspielung auf meine Figur sein? Doch selbst wenn nicht, machte mich ihre Bemerkung wütend. Mia ist nicht so empfindlich. Gen klang unehrlich, und ich hatte das Gefühl, sie meinte genau das Gegenteil von dem, was sie sagte. Vielleicht war ich tatsächlich nicht so taff wie sie und vielleicht auch nicht so raffiniert. Aber ihr zu antworten hätte alles nur noch schlimmer gemacht, besonders, da ich spürte, wie mein Gesicht zu glühen begann wie eine Lampe, und ich wusste, dass mir nie und nimmer schnell genug eine schlagfertige Erwiderung einfallen würde. Daher gab ich vor, ich hätte sie nicht gehört – mehr konnte ich nicht tun. Alles andere hätte mich empfindlich erscheinen lassen.
    »Ich hasse Bikinistreifen«, sagte Gen und wechselte damit glücklicherweise das Thema. Sie streifte ihr Bikinioberteil ab und entblößte ihre perfekten kleinen Brüste.
    »Ich auch«, sagte Corinne und machte es ihr nach.
    »Dito«, sagte Stacy und zog ihr Top aus. Beth, die auf dem Bauch lag und den ganzen Vormittag noch nicht ein Wort gesagt hatte, griff nach dem Oberteilverschluss ihres Stringbikinis und öffnete ihn.
    Gen drehte sich zu mir um und sah mich an. Ihre grünen Augen funkelten amüsiert. »Na, schockiert?«
    »Nein, warum?«, antwortete ich. »Ist doch nur natürlich.« Doch es war klar, dass ich mich nicht entblößen würde.
    »In Europa machen das alle. Da ist das ganz normal«, erklärte Corinne. Ich ärgerte mich darüber, dass sie das Gefühl hatte, gegenüber der Prüden in der Runde kommentieren zu müssen, was sie da taten. Als hätte mich das einen Deut interessiert, ob sie oben ohne gingen. Schließlich waren wir praktisch an einem Privatstrand, hinter einer Sanddüne verborgen.
    Dennoch fühlte ich mich unbehaglich, weil mich jetzt alle ansahen. Sie warteten darauf, dass ich auch mitmachte. Na klar! Augenblick noch, ich zieh mich gleich aus, ich halte nur noch nach einem freien Kran Ausschau, der meine Brüste hochhält!
    Ich erkannte die Fragezeichen in Gens Augen. Typisch Gen, sich so was auszudenken. Das war ein Test. Sie wollte feststellen, ob ich wirklich zur Gruppe gehören oder Zuschauerin bleiben wollte. »Ich nehme an, in Georgia macht man so etwas nicht«, fügte sie mit einem aufgesetzten, näselnden Südstaatenakzent hinzu. Georgia zog sie derart in die Länge, dass es wie Dschooor-dschaa klang. »Dabei kann man Mutter Natur doch nichts vorwerfen«, kokettierte sie mit einem tugendhaften Lächeln und schob ihre Sonnenbrille wieder auf die Nase.
    Etwas in mir explodierte, ein heißes Feuerwerk des Zorns. Was wusste die denn schon? Sie war nur irgendein reiches Mädchen, das keine Ahnung von irgendwas außerhalb ihrer eigenen Kreise hatte. Eine, die sich weltgewandt gab, aber nicht über den Tellerrand guckte.
    »Soll das ein Witz sein?«, gab ich zurück. »Bei uns geht man ganz ohne. FKK. Weißt du nicht, dass wir im Süden freizügiger sind als ihr hier oben? Das liegt an den vielen Minz-Cocktails, die wir trinken.«
    »Ehrlich?«, fragte Gen und sperrte schockiert den Mund auf.
    »Touché, Mimi!«, lachte Corinne. »Eins zu null für dich!«
    Doch obwohl ich lächelte und es genoss, dass die eiskalte Gen einmal aus der Fassung geraten war, war ich angespannt wie eine Seiltänzerin, als ich mich wieder auf mein Handtuch legte. Die anderen warteten darauf, dass ich mich im Evakostüm zeigte. Sicher hätte ich es genossen, mit meinem Körper genauso frei umzugehen wie die anderen Mädchen, aber ich wusste, dass meine Figur eine ansehnliche Menge Lycra brauchte, um alles in Form zu halten. Ohne hätte ich nicht gut ausgesehen.
    Die Frauen, die sich größere Brüste wünschen, haben leicht reden. Ich weiß, wie viele sich Implantate einoperieren lassen. Aber wenn einem

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