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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Howells
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angestrengt, eine Einser-Schülerin zu werden, damit ich später auf eine gute Universität gehen konnte. Zwar hatte ich noch zwei Jahre Zeit, aber der Druck setzte mir jetzt schon zu.
    »Doch, eines Tages vielleicht. Aber das Fach, das ich will. Ich habe keine Lust, zusammen mit einem Haufen Bankierssöhnchen zu studieren. Auf gar keinen Fall!«
    »Kommst du mit schwimmen?«, fragte er dann unvermittelt und zog sein T-Shirt aus.
    »Jetzt?«, ungläubig blieb ich stehen.
    »Klar, warum nicht? Die Nacht ist wunderschön.«
    Stimmt, es war eine herrliche Nacht. Kein Lüftchen regte sich, und obwohl der Mond noch nicht voll war, schien er hell genug, so dass wir die brechenden Wellen erkennen konnten. Außerdem befanden wir uns am schönsten Abschnitt des Strandes, einer kleinen Bucht, die nicht weit von Simons Haus mit einer schwungvollen Kurve in die Insel einschnitt.
    »Ich nenne diesen Strand Indigo Beach .« Simon streifte seine Uhr ab und warf sie auf sein T-Shirt. Das metallene Armband klirrte. »Sogar bei Tageslicht ist das Wasser hier ganz dunkelblau, fast violett.«
    »Ich habe keinen Bikini an«, entgegnete ich. Aber das war nicht das Einzige, was mich vom Schwimmen abhielt. Ich war mir noch nicht sicher, ob ich mich mit Simon anfreunden wollte. Ich wurde nicht schlau aus ihm. Es schien, als unterhalte er sich gerne mit mir, aber vielleicht nur, weil ich die Einzige war, die überhaupt mit ihm redete. Schließlich hätte ihn Stacy nicht mal – wie hatte sich Corinne ausgedrückt? Mit einer drei Meter langen Kneifzange angefasst?
    Vielleicht hängte sich Simon nur deswegen an mich, weil ich besser als nichts war, aber ich hatte keine Lust, die Lückenbüßerin für andere zu spielen. Besonders nicht, wenn es um einen Typen ging, mit dem ich bisher nicht mal bei Tageslicht gesprochen hatte.
    »Wir könnten nackt baden«, schlug Simon vor.
    »Sonst noch was?«, fragte ich sarkastisch.
    »Komm schon, Daisy! Ich kann dich doch eh kaum sehen.«
    »Trotzdem.«
    »Hast du schon mal nackt gebadet?«, fragte Simon und zog seine Khakihosen aus, unter denen – Gott sei Dank – weite Badeshorts zum Vorschein kamen. »Das ist wirklich das Größte.«
    »Ich glaub’s dir«, sagte ich.
    Er zuckte mit den Schultern, rannte los und stürzte sich mit schrillen Schreien in die Wellen.
    Ich überlegte, klammheimlich nach Hause zu gehen, während er noch im Wasser war. Es war schon spät – sehr spät, wie ich feststellte, als ich auf die Leuchtzeiger seiner Uhr schaute, die auf seinem Kleiderhaufen lag. Aber es war wirklich eine schöne Nacht. So ruhig und still …
    »Jetzt sind meine Batterien wieder aufgeladen!«, rief Simon schnaufend, als er kurz darauf aus dem Meer hinausstapfte.
    »Ist mir gar nicht aufgefallen, dass sie leer waren«, erwiderte ich.
    Er schüttelte lachend den Kopf, so dass die Tropfen aus seinen Haaren in alle Richtungen flogen, und trocknete sich mit seinem T-Shirt das Gesicht ab. »Du solltest wirklich mal ausprobieren, wie es ist, nachts schwimmen zu gehen. All deine Sünden werden weggewaschen.«
    »Welche Sünden?«, entgegnete ich, aber kaum war es heraus, kam ich mir idiotisch vor. Damit hatte ich ein bisschen viel von mir preisgegeben. Musst du die ganze Zeit so superlieb sein? Gens Bemerkung brannte wie ein Stachel in meinem Inneren. Nein, als wild und verrückt konnte man mich wirklich nicht bezeichnen.
    »Lass uns doch morgen Nacht zusammen schwimmen gehen«, schlug Simon vor, als wir nebeneinander am Strand entlanggingen. »Das könnte deine erste Sünde sein.«
    »Nein, lieber nicht«, erwiderte ich lachend. Vielleicht wusste ich im Moment noch nicht genau, was ich wollte, aber mit diesem praktisch Unbekannten im Dunkeln schwimmen zu gehen, das wollte ich jedenfalls nicht.
    »Du wirst es noch bereuen«, prophezeite er, als wir uns dem Weg zum Haus seiner Familie näherten, langsamer wurden und anhielten. »Warum bleiben wir hier stehen? Ich begleite dich natürlich nach Hause, junge Dame.«
    »Ich brauche keinen Anstandswauwau, alter Herr«, antwortete ich, während Simon von einem Fuß auf den anderen wippte, um sich warm zu halten.
    »Wer hat denn was von Anstandswauwau gesagt?«, fragte Simon und fasste mich am Arm. Ich versuchte, ihm auszuweichen, aber er hielt mich sanft fest. »Daisy«, murmelte er mit einem angedeuteten Lächeln, »gib mir eine Chance, ja? Sei doch nicht so abweisend.«
    »Daran solltest du doch gewöhnt sein«, erwiderte ich prompt. »Hat Stacy nicht auch

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