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Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Derbort
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Aufmerksamkeit“, sagte Anna ruhig. „Das bringt nichts, wenn wir uns gegenseitig die Köpfe einschlagen. Ich möchte wieder zurück, aber ich will nicht alleine sein. Ich möchte, dass Bianca mitkommt. Und wenn wir uns alle ein wenig abgeregt haben, können wir uns noch mal zusammensetzen. Hier verplempern wir im Augenblick nur unsere Zeit.“
    „Ich glaube, da kann ich nur zustimmen“, sagte Werner, der den ganzen Disput bislang nur wortlos verfolgt hatte.
    „Ich denke auch, wir sollten erst einmal warten, bis mein Kollege mit der Ausrüstung hier ist. Vielleicht hilft es ja, wenn wir uns erst mal dem Thema rational annähern“, erkannte auch Bianca.
    „Auch ich finde diesen Vorschlag vernünftig“, ergänzte Pfarrer Schuster. „Wir helfen uns in der Tat nicht weiter, indem wir uns streiten.“
    „Aber der Jägerschnitzel-Spruch war gut“, ergänzte Bianca grinsend.
    5.
Anna kam aus der Küche und stellte Bianca das Essen auf den Tisch. Bianca musste grinsen, als sie auf dem Teller ein Jägerschnitzel vorfand.
    „Deinen Humor hast du offenkundig noch nicht verloren“, erkannte sie.
    „Ohne den wäre ich schon mehr als ein Mal aufgeschmissen gewesen“, antwortete Anna. „Trotzdem kann ich nicht gerade behaupten, dass mir zum Feiern zumute ist.“
    „Das kann dir keiner verdenken. Mir wird auch ganz anders bei diesem Gedanken. Und bei mir gibt es nicht diese Bindung wie bei dir.“
    „Ich möchte mich erst mal bedanken.“
    „Wofür?“
    „Dafür, dass du mir auf dem Friedhof beigestanden hast. Und für die Ohrfeige. Ich glaube, wenn die nicht gewesen wäre, hätte ich vollends durchgedreht.“
    „Das tat mir richtig leid“, sagte Bianca. „Aber ich hatte keine andere Wahl mehr.“
    „Ich weiß. Wie gesagt: Danke. Das meine ich im Ernst. Ich hatte völlig die Kontrolle über mich verloren.“
    „Vergessen wir die Sache doch einfach“, schlug Bianca vor.
    „Aber versprich mir eines ...“
    „Was?“
    „Sorg dafür, dass wir uns niemals ernsthaft prügeln. Du schwingst eine kesse Kelle.“
    Bianca lachte auf.
    Anna blieb ernst.
    „Du hast doch noch was ...“, erkannte Bianca.
    „Du hast unserem Pfarrer ganz schön zugesetzt, als du nach dem Wanderer gefragt hast.“
    „Allerdings.“
    „Ich weiß, warum.“
    „Oh ...“
    „Ja. Deswegen habe ich auch dazwischen gefunkt. Ich weiß, dass du aus dem keine weiteren Informationen herausbekommst. Und du wirst sie niemals bekommen.“
    „Ich glaube, jetzt musst du mich erst mal aufklären“, sagte Bianca verwundert.
    „Das ist kein Problem“, antwortete Anna grinsend. „Das sind die Blümchen auf der einen Seite und die Bienchen auf der anderen ...“
    „Du Knalltüte!“, rief Bianca lachend aus. „Ich bin Biologin. Und entsprechende Versuchsreihen habe ich auch schon gestartet.“
    „Iss erst mal, bevor es endgültig kalt ist“, sagte Anna wieder ernst. „Ich kümmere mich inzwischen um die anderen Gäste. Das ist wieder eine lange Geschichte.“
    Sie stand auf und ging zu den anderen Tischen, nahm Bestellungen auf, ging in die Küche oder hinter die Theke, um die Wünsche der Gäste zu erfüllen.
    Bianca sah ihr nach und machte sich mit Heißhunger über das Schnitzel her. Sie sah, wie Anna kurz telefonierte.
    Wenige Minuten später erschien eine junge Frau, die Bianca noch nicht hier gesehen hatte. Diese ging ebenfalls in die Küche und kam kurz darauf mit umgehängter Servierschürze wieder zurück. Anna gab ihr kurz einige Anweisungen, die von der Frau nickend quittiert wurden.
    Bianca hatte ihren Teller komplett leergefegt, als Anna wieder an ihren Tisch trat.
    „Ich hoffe, es hat der Dame gemundet“, sagte sie übertrieben höflich.
    „Deliziös“, gab Bianca mit der gleichen übertriebenen Höflichkeit zurück. „Bestelle Sie dem Koch meinen zutiefst empfundenen Dank.“
    „Bitte, bitte“, antwortete Anna, während sie das Geschirr aufnahm, um es in die Küche zu tragen. „Noch ein Eisbecher zum Nachtisch?“
    „Danke, nein. Ich muss jetzt wirklich etwas langsamer treten.“
    „Gut. Ich bin in fünf Minuten da. Ich habe Sandra angerufen. Das ist meine Aushilfe. Die schmeißt den Laden hier. Wir können dann also in Ruhe reden.“
    Anna verschwand mit dem benutzten Geschirr in die Küche und kam wenig später mit einer Weinflasche und zwei Weingläsern wieder zurück an den Tisch.
    „Diesen Wein findest du auch nicht auf der Speisekarte“, erklärte sie, während sie einschenkte. „Das wäre Perlen vor die

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