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Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Derbort
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Säue geschmissen. Das ist etwas ganz Edles.“
    Sie stellte anschließend die Flasche auf den Tisch und nahm ihr Glas.
    „Prost“, sagte sie.
    Bianca nahm ihr Glas, prostete Anna kurz zu und trank einen kleinen Schluck.
    „Meine Güte“, sagte sie. „Der ist wirklich gut.“
    „Du sagst es, Mädchen“, sagte Anna grinsend.
    „Ich weiß nicht, wann mein Kollege kommt“, antwortete Bianca, während sie auf die Uhr blickte. „Ich vermute, er wird so gegen frühen Abend eintreffen. Wir haben also noch so an die zwei bis drei Stunden. Vielleicht auch noch mehr.“
    „Was soll er erfahren?“
    „Auf jeden Fall nicht diesen ganzen Hokuspokus drum herum“, bestimmte Bianca. „Es reicht schon, dass ich fast schon daran glaube und mich zum Idioten mache. Der soll wirklich nur mit dem wissenschaftlichen Drumherum beschäftigt sein. Flüche und so’n Zeugs gehören in das Reich der Mythologie und nicht in die Labors.“
    „Genehmigt“, entgegnete Anna.
    „So. Und nun erzähle mir, was du über diesen Wanderer weißt.“
    „Nicht so viel, wie du gerne hättest“, antwortete Anna. „Ich verpasse dir zunächst mal ein erstes Rätsel: Viele der Unterlagen rund um den Wanderer wurden vernichtet. Den Leuten wurde verboten, seinen Namen zu nennen. Es existieren ein paar Gerichtsakten, aber dort hatte sich jemand die Mühe gemacht, seinen Namen unkenntlich zu machen. Mit anderen Worten hatten die Leute hier eine Wahnsinnsangst vor ihm.“
    „Wieso?“, fragte Bianca. „Immerhin hatte er ja das Dorf von diesem Schlächter befreit.“
    „Das stimmt schon. Aber er ist auch dafür hingerichtet worden.“
    „Das war – denke ich – damals so üblich.“
    „Wenn da nicht wieder so ein paar kleine Details wären ...“
    „Du machst es wieder mal richtig spannend.“
    „Also der Reihe nach. Jetzt kommen wieder die nackten Fakten“, sagte Anna, während sie Wein nachschenkte. „Unser Wanderer hatte es tatsächlich geschafft, eine der noch verbliebenen drei Frauen rumzukriegen. Die hatten wohl ein recht heftiges Tête-à-Tête – mit allen Konsequenzen. Jedenfalls hatte ihm diese Frau auch erzählt, warum der weibliche Teil der Dorfbevölkerung so dezimiert wurde. Dass Vater Inquisitor zunächst sexuell aktiv war, bevor er die Frauen foltern und verbrennen ließ, wusste niemand so genau, aber das Gerücht hielt sich hartnäckig. Die Männer im Dorf waren weitgehend hilflos. Einer hatte bereits versucht, diesem Schlächter die Lichter auszuknipsen. Das ganze Dorf wurde versammelt und der Mann wurde vor den Augen aller gepfählt.“
    „Gepfählt? Einfach einen Pfahl durchs Herz, wie bei Dracula?“
    „Nicht ganz. Zum Teil hast du Recht. Das historische Vorbild von Dracula war Vlad Tepesch oder auch Vlad Dracul. Zu der Zeit, wo die Türken in Siebenbürgen aufräumten, hatte er einen ganz eigenen Ruf weg. Er pfählte seine Opfer und war auch für seinen unvergleichlichen Sadismus bekannt. Da war unser Vater Inquisitor noch ein Waisenknabe dagegen, glaube mir. Irgendwie muss diese Hinrichtungsmethode hierher durchgedrungen sein. Hast du einen stabilen Magen?“
    „Probier’s aus.“
    „Also gut. Dem Delinquenten wurde ein Holzpfahl in den Anus gerammt. Dann wurde der Pfahl mitsamt dem Opfer aufrecht in den Boden gestellt. Durch das Eigengewicht des Delinquenten dringt der Pfahl immer tiefer in den Körper ein, durchstößt den Darm, bahnt sich seinen Weg durch die inneren Organe und kommt unter Umständen irgendwo oben wieder heraus. Es dauerte drei Tage, bis der arme Mann hier starb. Ein anderer Bauer, der ihm helfen wollte, wurde verhaftet und hatte kurz darauf zwei Hände weniger. Er ist übrigens an der darauffolgenden Infektion gestorben.“
    „Junge, Junge ...“, stöhnte Bianca. „Gibt es eigentlich einen besonderen Grund, warum ihr euch hier Kurort nennt?“
    „Damals war’s noch keiner“, erwiderte Anna trocken. „Jedenfalls kannst du dir vorstellen, warum sich keiner mehr getraut hat, Vater Inquisitor an die Wäsche zu gehen. Der Wanderer war vorher wohl so was wie ein Söldner irgendeines Landgrafen. Genau weiß ich das nicht. Außerdem hatte er diese Horrorshow auch nicht mitbekommen. Als er in diesem Ort eintraf, lag diese Sache schon gut drei Jahre zurück. Er hatte ziemlich viel herumgefragt und bekam auch früher oder später alle Antworten. Das hat ihm nicht gefallen und er hat beschlossen, dem Spuk ein Ende zu setzen.“
    „Aber warum ist er dann hingerichtet wurden?“
    „Das ist

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