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Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Derbort
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erwiderte Bianca ungeduldig. „Diese Woche wurden wieder Leichen ausgegraben. Wieder Leute, die vor über dreißig Jahren abgetreten sind. Nach dem Verwesungsgrad zu schließen, sind die erst seit zwei Wochen tot, aber einige Leute haben in den Leichen ihre teuren Verblichenen wiedererkannt. Und die sind definitiv länger tot.“
    „Die Leichen verwesen nicht?“, fragte Klaus ungläubig.
    „Genau.“
    „Das kann doch gar nicht sein“, sagte Klaus.
    „Wenn es sein könnte, hätte ich dich nicht angerufen. Ist das sensationell genug?“
    „Wie viele Leichen sind es denn?“
    „Bisher vier.“
    „Bisher?“
    „Es handelt sich um eine Grabreihe mit sechs Gräbern. Vier sind schon ausgehoben. Die Arbeiten werden ohne Maschinen durchgeführt. Also mit Hacke und Schaufel. Zwei Totengräber machen das. Genau gesagt jetzt nur noch einer. Der andere Totengräber hat bei dem Anblick der nicht verwesten Leichen einen Nervenzusammenbruch bekommen.“
    „Kann ich gut verstehen. Ich weiß nicht, ob ich nicht gleich wieder türmen soll.“
    „Was wirst du nicht. Du bist genauso neugierig wie ich. Das weiß ich.“
    „Eins zu null für dich.“ Klaus seufzte. „Und was machen wir jetzt?“
    „Wir nehmen zunächst einmal Erdproben und untersuchen, was da so alles drin ist. Vielleicht gibt es ja einen neuen Bakterienstamm, der den Verwesungsprozess vermasselt. Vielleicht auch etwas anderes. Dann müssen mir sehen, ob wir die Leichen mal anpieksen können. Ich würde zu gerne mal wissen, was wir in den Körperflüssigkeiten finden.“
    „Geht das so ohne Weiteres?“, fragte Klaus.
    „Kann sein, dass sich der Pfarrer quer legt“, antwortete Bianca. „Der gute Mann ist ein wenig konservativ. Aber er will ebenfalls wissen, was hier los ist. Daher glaube ich, dass er sich breitschlagen lässt.“
    „Und wann fangen wir an?“
    „Wenn du gegessen hast.“
    7.
Die Dämmerung war bereits hereingebrochen, als sie sich auf den Weg zum Friedhof machten. Zunächst musste noch der Laborcontainer versorgt und an das Stromnetz angeschlossen werden.
    Der Laborcontainer war ein kleiner umgebauter Baucontainer, der auf einem 7,5-Tonner montiert war. Bei bestimmten Projekten war dieses Fahrzeug sehr praktisch. Man konnte Proben direkt vor Ort auswerten. Dafür hatte dieses Gerät den Steuerzahler fast eine siebenstellige Summe gekostet.
    Dass der Institutsleiter, Professor Freisinger, Klaus dieses Gerät aushändigte, grenzte schon an ein Wunder. Wenn man indessen Klaus’ Redegewandtheit betrachtete und außerdem mit einkalkulierte, dass er der Neffe des Professors war, relativierte sich die Sache ein wenig.
    Das bedeutete aber auch nach wie vor, dass sie Ergebnisse liefern mussten. Sonst würde über Klaus ein mittleres Erdbeben hereinbrechen.
    Alle benötigten Utensilien hatte Klaus in seinen Rucksack gesteckt. Außer ein paar sterile Probenbehälter brauchte er ja nichts. Er wirkte wenig begeistert, als er sah, wie lange sich der Weg zum Friedhof nach oben erstreckte.
    „Ein wenig Bewegung tut dir zur Abwechslung auch mal ganz gut“, sagte Bianca aufmunternd, als sie sein säuerliches Gesicht bemerkte.
    „Schafft er’s nicht?“, fragte Anna neckisch.
    „Männer eben“, entgegnete Bianca breit grinsend.
    Beide Frauen ignorierten es, als Klaus höchst übellaunig „Weiber“ sagte.
    Danach schwiegen alle drei. Erst kurz vor dem Eingang zum Friedhof brach Anna das Schweigen.
    „Ich gehe gleich ins Pfarrhaus“, erklärte sie tonlos.
    Bianca nickte nur. Sie konnte sehr gut verstehen, dass Anna nicht mit ihnen gehen wollte.
    Klaus runzelte nur kurz die Stirn.
    „Eine der nicht verwesten Leichen war Annas Vater“, erklärte Bianca, als Anna außer Hörweite war. „Sie kannte ihn nur von Fotos. Du kannst dir sicher gut vorstellen, wie es ihr ging, als sie ihn gesehen hatte.“
    „WOW!“, stöhnte Klaus. „Gut dass du mir das sagst. Ich werde in ihrer Gegenwart vorsichtig sein.“
    „Danke“, sagte Bianca. „Sie wirkt zwar ziemlich stark, aber die Sache zerrt böse an ihren Nerven. Geh also auch nicht drauf ein, wenn sie Witze drüber macht.“
    „Okay.“
    Sie gingen auf dem Friedhof. Vier Erdhaufen deuteten auf vier ausgehobene Gräber hin.
    „Sind das die Gräber?“, fragte Klaus, während er auf die Haufen deutete.
    Bianca nickte.
    „Bianca!“, rief Anna unerwartet vom Friedhofstor aus.
    Etwas erschrocken drehte sich Bianca um.
    „Pfarrer Schuster will mit dir unter vier Augen reden!“, teilte Anna ihr

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