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Der Sommer der toten Puppen

Der Sommer der toten Puppen

Titel: Der Sommer der toten Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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Schulter, und der Junge dreht sich um. Zu seiner Überraschung sieht er, dass Guillermos Gesicht tränenüberströmt ist. Das Kind deutet schweigend vor sich. Und da sieht Héctor dasselbe wie sein Sohn, das Schwimmbecken mit dem blauen Wasser, darin ein Mädchen mit blonden Haaren, das zwischen toten Puppen treibt. »Das ist Iris, Papa«, flüstert sein Sohn. Und während sie auf den Rand dieses in der Ebene ausgehobenen Beckens zutreten, drehen die Puppen sich langsam um. Mit aufgerissenen Augen blicken sie zu ihnen, und ihre Plastiklippen murmeln: »Immeriris, Immeriris.«
    Erschrocken wacht er auf.
    Das Bild ist so wirklich, dass er sich einen Ruck geben muss, um es zu vertreiben; um in die Gegenwart zurückzukehren und sich daran zu erinnern, dass sein Sohn kein kleiner Junge mehr ist und Iris nicht gekannt hat; um sicher zu sein, dass Puppen nicht sprechen. Das Atmen fällt ihm schwer. Noch ist es Nacht, er weiß genau, dass er nicht mehr einschlafen wird. Aber vielleicht ist es ja besser so, vielleicht ist es nach allem gar nicht so schlimm, nicht zu schlafen. Er bleibt auf dem Bauch liegen und versucht sich zu beruhigen, versucht seinem verstörenden Traum einen Sinn zu geben. Im Gegensatz zu anderen Albträumen, die sich auflösen, wenn man die Augen öffnet, wirkt dieser hartnäckig nach; beschwört die Wut herauf, den festen Entschluss, dem ungezogenen Bengel eine Ohrfeige zu geben, und er ist dankbar, dass er es nicht einmal im Traum getan hat, auch wenn erweiß, dass ohne den schrecklichen Anblick des Schwimmbeckens genau das passiert wäre. Es reicht, sagt er sich, man darf sich nicht für etwas quälen, was man geträumt hat. Darin wäre dieser Psychologe mit ihm bestimmt einig. Und während er noch an den jungen Mann und sein Gesicht eines zerstreuten Genies denkt, hört er ein Geräusch, das wie Musik klingt. Es ist vier Uhr morgens, wer macht um diese Zeit Musik? Er spitzt die Ohren. Richtige Musik ist es nicht, eher ein Leiern, ein Stimmenchor. Er kann nichts dagegen tun, die Puppen kehren zurück in seinen Kopf, obwohl, nein, die Puppen waren nur ein Traum, das weiß er. Die Stimmen sind wirklich, sie säuseln etwas, was er nicht verstehen kann, auch wenn sie immer lauter werden. Es könnte ein Gebet sein, sagt er sich, eine rhythmische Anrufung in einer Sprache, die er nicht kennt, die aus den Wänden seines Zimmers zu kommen scheint. Verwirrt richtet er sich auf. Ein weiteres Geräusch hat sich dem Chor angeschlossen, eine Art Zischen, das nichts mit dem Rest zu tun hat. Als er seine bloßen Füße auf den Boden setzt, fällt sein Blick auf den Koffer, der, halb geöffnet, noch immer an der Wand steht. Ja, kein Zweifel, das Geräusch kommt von dort. Er muss an das verlorengegangene Gepäck denken, das kaputte Schloss, und er starrt mit offenem Mund, als er einen Schatten sieht, der langsam, zischend aus dem Koffer herauskommt. Es ist eine Schlange, eine widerliche, schlüpfrige Schlange, die sich über den Boden windet. Das Zischen wird schärfer, der Chor lauter. Und entsetzt sieht er, wie dieses kriechende Wesen sich ihm unerbittlich nähert, erhobenen Kopfes, und mit der feinen Zunge durch die Luft leckt, während die Stimmen etwas murmeln, was er endlich verstehen kann. Sie sagen seinen Namen, immer wieder, Héctor, Héctor, Héctor, Héctor ...
    »Héctor!« Joanas Stimme riss ihn in die Welt. »Geht es dir gut? Du hast mich vielleicht erschreckt.«
    Für einen Moment wusste er nicht, wo er war. Er erkannte die Wände nicht wieder, nicht die Laken, nicht das brennende Licht in einer Ecke, die ihm auch nicht vertraut war. Nur den kalten Schweiß auf seinem Körper, den kannte er gut.
    »Scheiße«, sagte er schließlich.
    »Du hast einen Albtraum gehabt.«
    Zwei, dachte er. Und was für welche ...
    »Tut mir leid«, stammelte er.
    »Ist doch nicht schlimm.« Sie strich ihm über die Stirn. »Du bist ja eiskalt!«
    »Entschuldige.« Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. »Wie spät ist es?«
    »Acht Uhr. Früh für einen Samstag.«
    »Habe ich dich geweckt?«
    »Nein.« Sie lächelte. »Ich bin es wohl nicht mehr gewohnt, das Bett zu teilen, seit einer Weile schon wälze ich mich herum. Wovon zum Teufel hast du geträumt?«
    Er mochte nicht davon sprechen. Eigentlich mochte er überhaupt nicht sprechen.
    »Hättest du etwas dagegen, wenn ich mich dusche?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich werde so gut sein und Kaffee machen.«
    Héctor zwang sich, zu lächeln.
    Sie hatten sich mit

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