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Der Sommer der Toten

Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael T. Hinkemeyer
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mit dem armen Schwachsinnigen zu sprechen. Er war eigens hinaus zur Ronsky-Farm gefahren – Hin- und Rückfahrt hatten nur eine Viertelstunde gedauert –, um sich zu vergewissern. Leute, die sich für gebildet und intelligent hielten, glaubten immer, sie könnten das Gesetz an der Nase herumführen. Er kam wieder und schüttelte verwundert den Kopf. »Mir soll es recht sein«, sagte er und wies Hercules an, die Kellertür aufzuschließen.
    Butch Ronsky lehnte lallend und mit tränenverschmiertem Gesicht am Maschendraht. Er steckte die Riesenfinger durch die Netzlöcher und zerrte an den Drähten. Der ganze Käfig erzitterte.
    »Weeeeeh«, ächzte er unter Schluchzen. Über Schläfe und Stirn zog sich eine häßliche längliche Wunde.
    »Schrecklich«, rief Katie aus. »Wie konntest du das nur tun?«
    »Er soll wohl noch jemand umbringen, wie?« höhnte der einarmige Polizist. »Er weiß nicht mal, was passiert ist. Wir geben ihm zu essen und zu trinken. Wir lassen ihn seine Notdurft verrichten. Stimmt’s, Herc?«
    Hercules stotterte herum und brachte schließlich heraus: »Ja ja, wir gaben ihm zu essen, ganz normal, sechs Würstchen und …«
    »Nicht mal ein Affe im Zoo kriegt so gute Sachen«, sagte Barney. »Stimmt’s, Butch? Möchtest du eine Banane?«
    »Weeeeh!« brüllte der Riese auf und ließ den Käfig erzittern.
    »Guter Gott! Der geht jetzt erst richtig los«, rief Barney aus und schlug auf sein Pistolenhalfter. »Wie ein gefangener Bär.«
    »Woher hat er die Verletzung?« fragte David.
    »Verletzung? Welche? Ach, das!. Hm, ach ja, jetzt erinnere ich mich. Als wir ihn gestern in den Einsatzwagen verfrachteten. Ich und dein Pa, Katie. Er schlug mit dem Kopf gegen den Wagen, als wir ihn hineinschubsten. Ja, das war’s wohl.«
    »Verstehe«, sagte David.
    »Sieht aus, als hätte er den Rausch ausgeschlafen«, bemerkte der Gesetzeshüter.
    »Schrecklich«, wiederholte Katie. Sie ging näher und streckte die Hand nach Butch aus.
    Er schien sie zu erkennen.
    »FLLLLL?« stöhnte er zweifelnd und rieb sich die Augen.
    »Geh nicht näher ran.«
    Barney wollte nach der Waffe greifen. Hercules tat einen Rückwärtssprung und krachte gegen ein paar große Kartons. Sein blaues Auge hatte sich leuchtend verfärbt.
    »Um Himmels willen, Butch ist doch ganz harmlos«, rief David. »Warum haben Sie ihn nicht ordnungsgemäß ins Gefängnis von St. Cloud eingeliefert? Warum wurde er nicht ordnungsgemäß festgenommen? Auch wenn die Anklage Humbug ist.«
    »Festgenommen?« fragte Barney verwundert. »Ach ja, den Dokumentenkram erledige ich, wenn ich mit der Voruntersuchung zu Ende bin.«
    »Mit was?«
    »Das fällt unter meine Kompe-te-tenz«, behauptete Barney und vollführte eine Geste mit seinem Armstumpf.
    »Guter Gott«, stieß David hervor. »Butch ist doch ein menschliches Wesen, und Sie sperren ihn in diesem Loch ein.«
    Hercules verzog beleidigt das Gesicht, er wußte nicht, wie die Bemerkung aufzufassen war. »Ich gehe jetzt rauf. Es könnten Kunden im Laden sein«, bat er.
    »Tu das«, kläffte Barney. Seine Hand lag noch immer auf dem Perlmuttgriff des Revolvers. »Und sieh zu, daß dir die Tür nicht auf den Hintern knallt.«
    »Außerdem«, sagte er zu David gewandt, »ist Butch nicht menschlich.«
    »Nicht? Sehen Sie doch!«
    Katie streichelte die Riesenhand. Butch hatte zu heulen und stöhnen aufgehört. Sein Blick war verloren in die Ferne gerichtet.
    »Er reagiert auf Freundlichkeit. Das ist mehr, als ich von den meisten hier behaupten kann.«
    »Jaja, aber er blieb doch nur eine Minute lang ruhig. Wenn wir gehen, fängt er wieder zu heulen und jammern an.«
    David hörte gar nicht hin. »Butch«, sagte er.
    Butch sah ihn an.
    »Butch! Aggie Jensen! Du kennst doch Aggie!«
    Ein sanftes Lächeln erhellte das Idiotengesicht. Er stieß einen leisen Laut des Behagens aus.
    »Er hat Aggie nicht getötet«, erklärte David verächtlich.
    »Sie waren nicht da«, hielt Barney dagegen. »Ihre eigene Frau ist am Tatort praktisch in ihn hineingelaufen. Ohne Zweifel … er ist der Täter.«
    »Ich habe nicht gesehen, wie er die Tat vollbrachte«, sagte Katie, die noch immer Butchs Hand streichelte, »wie er Aggie tötete.«
    »Barney, machen Sie weiter mit Ihren Ermittlungen«, sagte David. »Ich fahre morgen abend nach Minneapolis zurück, aber am Montag werde ich versuchen, im Büro für mich eine Vertretung zu finden. Und dann komme ich wieder und werde den Dingen hier in St. Alazara auf den Grund

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