Der Sommer der Vergessenen (German Edition)
beiseite.“
„Wie bitte?“
„Ihr Wagen.
Der steht hier im Weg. Sie blockieren die Zapfsäule.“
Rolo schaute
nach hinten, zur Seite und nach vorn. Weit und breit war kein Auto zu sehen. Er
zuckte mit den Schultern. „Wie Sie wollen.“
„Wenn es
keine Umstände macht.“ Der Tankwart verschränkte zufrieden die Arme vor der
Brust.
Rolo fuhr
ein Stück vor und stieg aus.
„Für mich
Schoko“, rief Driftwood.
Rolo
seufzte. Der Tankwart folgte ihm. Die Tür streifte ein Windspiel an der Decke,
als sie das Kassenhäuschen betraten.
Es war nicht
besonders geräumig. Die ganze Einrichtung wirkte in die Jahre gekommen. Ein paar
Kühlschränke mit Getränken, einige Regale mit Süßigkeiten und eine Eistruhe.
Die Farbe blätterte von den Wänden, und der Boden war klebrig. Der Tankwart
ging um die Theke und hockte sich hinter seine Kasse. Rolo sah keine Spur von
Kotze. Er tat so, als könnte er sich nicht für ein Getränk entscheiden, um Zeit
zu schinden. Schließlich nahm er zwei Flaschen Cola und wandte sich den
Süßigkeiten zu. Ein lauter Knall ließ ihn herumfahren.
„Scheiß
Fliegen“, murrte der Tankwart und legte die Fliegenklatsche beiseite. „Wohin
soll denn die Reise gehen?“ „Was? Ach so. Wir sind auf dem Weg nach Erzingen.“
„Erzingen! Hässlich wie die Nacht, wenn Sie mich fragen. Ist noch ein Stück von
hier. Sind Sie nicht vor heute Abend. Wenn kein Stau ist.“
Rolo nickte,
und hoffte, dass das Gespräch damit beendet war. Er entschied sich für drei
verschiedene Schokoriegel, da er sicher war, dass die Alben so etwas noch nie
gegessen hatten. Immer noch keine Spur von Kotze.
„Darf ich
Sie noch was fragen?“
„Warum
nicht“, brummte Rolo und nahm vier Eis aus der Truhe. Hier war Kotze auch
nicht. Er spürte, dass der Tankwart ihn beobachtete.
„Sie sehen
mir recht jung aus. Ein richtiges Milchgesicht.“ Rolo trat an die Kasse. „Na
entschuldigen Sie mal.“ Der Schweiß trat ihm auf die Stirn. Wo war bloß Kotze?
Draußen klappten zwei Autotüren. Rolo legte seine Waren auf die Theke. Da
schnellte die Hand des Tankwarts vor und ergriff seinen Arm.
„Ich lass
mich nicht verarschen, du Wanze! Hast du die Karre geklaut? Bist von zuhause
ausgebüxt? Sag schon, oder ich ruf die Bullen.“
Rolo
versuchte, sich dem Griff zu entwinden.
„Lassen Sie
mich los. Was geht Sie das an?“
Mit der
freien Hand griff der Tankwart unter die Theke und zog eine Pistole hervor.
„Ticken Sie
noch ganz sauber?“, empörte sich Rolo.
Ein irres
Lächeln verzerrte das Gesicht des Tankwarts. Er beugte sich vornüber. Rolo roch
seinen schlechten Atem.
„Ich lass
dich jetzt los. Wenn du wegrennst, schieß ich dich über den Haufen.“
Das
Windspiel klingelte. Der Tankwart schob Rolo beiseite. „Wer ist da?“ Er
fuchtelte nervös mit der Pistole herum. Socke trat hinter dem Regal hervor. Er
trug Mütze und Sonnenbrille. Ein Träger seiner Latzhose rutschte ihm über die
schmale Schulter. Unweit der Theke blieb er stehen.
„Was soll
die Scheiße“, blaffte der Tankwart und legte auf Socke an. „Angriff der
Zwergengangster oder was? Verpiss dich, du Freak!“
Rolo starrte
in den Lauf der Pistole. Und dann nahm Socke Mütze und Brille ab.
„Was zum
Henker …“, stammelte der Tankwart. Und als hätte die Überraschung seinen Rest
Verstand geraubt, drückte er ab. Es gab einen lauten Knall. Neben Sockes Kopf
zerbarst ein Glas mit Kaugummis. Sie rollten über den schmutzigen Boden. Bevor
der Tankwart ein weiteres Mal zielen konnte, griff Rolo nach der Pistole. Doch der
Tankwart riss den Arm zurück, und Rolo stürzte auf die Theke, die sich zwischen
ihnen befand. Ein weiterer Schuss löste sich, und ein Loch klaffte in der
Decke. Socke griff sich das Erstbeste, was er in die Pfoten bekam. Er
bombardierte den Tankwart mit einer gezielten Salve aus Schokoriegeln und
Minisalami. Rolo rutschte die Theke hinab und riss die Auslage mit sich zu
Boden. Da sah er eine Flasche Bier wie von Geisterhand durch den Raum schweben.
Socke hatte Deckung hinter einem der Regale gesucht und warf mit Trinkpäckchen.
Sie zerplatzten auf dem Zigarettenregal hinter dem Tankwart, der brüllend den
Geschossen auswich und versuchte, Socke ins Visier zu nehmen. Ein Schuss
zerstörte die Glastür des Kühlschranks. Klirrend zersprang sie in tausend Scherben.
Der Tankwart bemerkte nicht die Bierflasche, die wie schwerelos in der Luft
hing. Bis sie mit einem lauten Knall auf seinen Kopf krachte. Er
Weitere Kostenlose Bücher