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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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die Geschichte
von den Wolfsjägern?”
    Rolo
verneinte.
    „ Nein?
Gut. Ich will sie dir erzählen. Mach es dir doch etwas bequemer. Also. Vor
langer Zeit lebte ein Mann mit Namen Ronan. Er hatte einen Sohn, den er Ron
rief. Die beiden bewirtschafteten ein kleines Stück Land in der Einsamkeit der
Berge. Ihr wertvollster Besitz waren ihre Tiere. Von ihnen bekamen sie Nahrung,
Kleidung und Wärme. In einem besonders kalten Winter fanden die Tiere des
Waldes nicht genug Futter unter der dichten Schneedecke. Sie starben. So
gerieten die Wölfe in arge Not. Keine Beute mehr zu machen. Ihr Revier lag weit
vom Hof entfernt. Doch jetzt waren sie gezwungen, sich an das Vieh von Ronan
und Ron zu wagen. Ronan war außer sich vor Wut. Ron war sehr traurig. Sie hielten
Wache des Nachts. Aber die hungrigen Räuber fanden ihren Weg in die Ställe und
Verschläge. In größter Not beschloss Ronan, auf die Wolfsjagd zu gehen. Er
wusste nicht, ob er das gesamte Rudel erlegen konnte. Aber hier ging es um das
nackte Überleben. Wolf oder Mensch. Doch was sollte mit Ron passieren? Sollte
er mit in die Wildnis? Oder allein auf dem Hof zurück bleiben? Ron war kein
Junge mehr, aber noch längst kein Mann. Da er aber so hartnäckig bat, mitgehen
zu dürfen, gab Ronan schließlich nach.Sie bewaffneten sich und
marschierten los. Nach einiger Zeit kamen sie an einen Fluss. Trotz der Kälte
war der nicht zugefroren. Er dampfte giftig grün und stank erbärmlich. Die
einzige Brücke war eingestürzt. Ein anderer Weg hinüber nicht in Sicht. Ronan sagte
seinem Sohn: „Sorge dich nicht. Das grüne Wasser ist das heiße Blut der Bäume.“
So watete er hindurch und spannte ein Seil. Ron konnte trockenen Fußes ans
andere Ufer gelangen. Sie wanderten weiter. Bald klagte der junge Ron über
großen Hunger. Der Proviant war nicht eben üppig. Ronan sagte seinem Sohn: „Iss
ruhig auch meine Ration. Ich werde auch vom Licht der Sonne satt.“Sie
erreichten bald den Rand der Wildnis. Der Wind pfiff ihnen eisig um die Knochen.
Als es gar nicht mehr aufhören wollte zu schneien, fror Ron ganz erbärmlich.
Ronan sagte seinen Sohn: „Nimm ruhig auch meinen wollenen Umhang. Du kannst es
zwar nicht sehen, aber ich trage einen unsichtbaren Pelz, dichter als der der
Bären.“ In der Nacht entfachten sie ein Feuer und legten sich zur Ruhe. Sie
wollten sich mit der Wache abwechseln. Aber als Ron an der Reihe war, sah er elend
müde aus und gähnte. Ronan sagte seinem Sohn: „Schlaf du ruhig weiter. Ich kann
den Schlaf der vergangenen Nacht zweimal nutzen.“ Am nächsten Morgen entdeckten
sie die Wölfe. Sie dösten auf einer Waldlichtung. Es war ein starkes Rudel.
Viele junge Wölfe. Doch als Ronan den ersten Pfeil vom Bogen lassen wollte,
sprach der Älteste der Wölfe, der mit der grauen Schnauze: „Komm raus, Ronan. Und
habe keine Angst vor unseren spitzen Zähnen.” Ronan war zu erstaunt, um dieser
Aufforderung nicht nachzukommen. Ron folgte ihm. Der alte Wolf betrachtete
Ronan. „Vergiftet hat dich der Fluss. Hungrig bist du, dass dein Magenknurren
dich schon von Weitem verrät. Halb erfroren bist du und zitterst am ganzen
Leib, dass du kaum den Bogen halten kannst. Deine Augen fallen dir zu vor
Erschöpfung. Was bildest du dir ein, es mit meinem Rudel aufnehmen zu wollen?“ Da
berichtete Ronan von ihrer Wanderung. Als er geendet hatte, sprach der graue
Wolf: „Ein Lügner bist du, Ronan. Doch hast du zum Wohl deines Sohnes die
Strapazen der Lüge auf dich genommen. Auch wir Wölfe lieben unsere Kinder. Wer
für seine Lieben alles gibt, der kann unser Feind nicht sein. Kehrt nach Hause
zurück. Du, dein Sohn und dein Vieh, ihr werdet uns nie mehr wiedersehen.”Solomon
endete und strich sich nachdenklich durch den Bart.
    Rolo schaute
nachdenklich in die Sterne. „Das haben sie sich doch gerade eben ausgedacht.“
    „Hab ich
das? Vielleicht“, erwiderte Solomon. „Aber schlecht war es nicht, oder?“
    „Besonders
der giftige Fluss war gut“, meinte Rolo.
    Sie lachten.
Solomon wischte sich eine Träne aus dem Auge. Rolo fror. „Würden sie mich
zurück zur Farralot bringen, Herr Solomon?“
    „Nur Solomon,
mein junger Freund. Und es wäre mir ein Vergnügen.“
    Auch wenn Solomon
bestimmt ein wenig seltsam war. Rolo mochte ihn und fühlte sich wohl mit ihm an
seiner Seite. „Ich habe übrigens mit Belenus gesprochen. Er sagt, er kennt sie
nicht. Und dass es keinen Schäfer mit Namen Solomon gibt.“
    „Ist das so?
Na so was.“
    „Auch

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