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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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nur, dass er seinen Weg zurück zur Farralot findet.”
    „Ich bin mir
sicher. Sorge dich nicht zu sehr. Und Belenus ist ja da. Wenn es sein muss,
werden wir nach Rolo suchen.“
     
    Driftwood
hatte genug gehört. Er kroch zum Rand des Wagens und warf sich in die Büsche.
Die Kutsche verschwand langsam hinter der nächsten Kurve. Socke trat auf den
Weg. Kotze folgte ihm. Driftwood kroch aus seiner Deckung und wischte sich die
Knie sauber.
    „Solche
Aktionen sind es, Driftwood, die uns schon mehr als einmal fast den Kopf
gekostet haben! Außerdem versaust du dir den Anzug.“
    „Papperlapapp!
Hör zu!“ Er berichtete das soeben Gehörte. „Und du meinst, das ist der Junge?“
    „Sie
erwähnten, dass er von einer Brücke gestürzt ist. Ich bin mich sicher. Wir
müssen nur bei der Farralot auf ihn warten.“
    „Brrr.“
    „Stimmt.
Warum nicht den Weg nehmen?“
    „Ich dachte,
der Weg stinkt?“ Socke klang etwas beleidigt. „Ja, das tut er auch. Aber die
Farralot erst. Auf geht’s.” „Na gut. Aber wenn wir etwas Zeit haben, reden wir mal
über das Aufheben von Flüchen.”
    Sie
marschierten den Hang hinauf. Driftwood summte vergnügt vor sich hin. Kotze
drückte die Nase in den Staub. Socke hing seinen Gedanken nach. Bei ihrer Suche
nach dem Buch hatten sie die Farralot bewusst ausgespart. Die Alben waren sich
darüber einig gewesen, dass dort nichts zu holen war. „Das wäre ja, als würde
man Fleisch im Hundezwinger verstecken”, hatte Driftwood gesagt.
    Der Vergleich
hinkte, aber Socke wusste, was er meinte. Es gab Zeiten, da waren die
Nachtalben in der Farralot gern gesehene Gäste gewesen. Dann war die Stimmung
gekippt. Es war dort lebensgefährlich für sie geworden. Die Ereignisse der
vergangenen Tage kamen Socke in den Sinn. Trödel. Der fluchende Tölpel im Wald.
Das Eiphon. Der seltsame Menschenjunge, der sich nicht durch Magusch täuschen
ließ. Ihm kamen Bedenken, ob die maguschen Kostüme bei ihm ihren Dienst täten.
Inzwischen war die Nacht weit fortgeschritten. Die Bäume ließen nur wenig
Mondlicht durch. Für die Nachtalben waren das perfekte Bedingungen.
    „Wie ist
dein Plan?“, fragte Socke.
    „Wir holen
das Eiphon. Dann gehen wir in die Stadt und suchen die Quelle.“
    „Und das
Buch?“
    „Auch das
Buch.“
    „Ich weiß
nicht“, murmelte Socke. Er wollte den Plan, der eigentlich keiner war, gern
konkretisieren. Aber Driftwood plapperte weiter.
    „Oder erst
das Buch. Da steht dann bestimmt drin, wie wir die Quelle finden. Und wenn wir
erst das Eiphon wieder haben, dann geht bestimmt alles wie von allein. Wirst
sehen. Oder wir stoßen auf die Quelle. Dann brauchen wir das Buch nicht. Ich
bin so gespannt auf das Buch. Ob ich eine Nachricht für mich reingeschrieben
habe? Vielleicht Notiz für Driftwood: Du bist spitze. Dahinten ist schon
der Wipfel der Farralot.“
    Socke zog es
für den Moment vor zu schweigen.
     
    Rolo betrat
den Garten der Farralot. Bei seiner überstürzten Flucht hatte er kein Auge für
dieses Wunder gehabt. Und wie ein Wunder erschien es ihm jetzt. Er war davon
überzeugt, dass das der größte Baum war, den es gab. Das ist so irre. Er
überquerte die Wiese. Steinerne Skulpturen, die im flackernden Licht der
Laternen wie lebendige Wesen aussahen, säumten den Weg. Der Kies knirschte
unter seinen Schuhen. Er war froh, dass Igel ihm etwas Wärme spendete. Der Kater schmatzte im Schlaf, und Rolo musste
schmunzeln. Er erreichte die breite Treppe, die ihn vor die große Pforte
brachte. Wieder öffnete sie sich wie von selbst für ihn. Hätte Rolo sich noch
mal umgeschaut, er hätte gesehen, dass drei der Skulpturen tatsächlich lebendig
waren.
    „Das war
er“, zischte Driftwood. Er stand auf einem Bein, die Arme über den Kopf
gestreckt wie ein Balletttänzer.
    „Der arme
Kerl“, sagte Socke, der im Gras kniete wie ein Gärtner. „Sah ganz verfroren
aus.“ Er nahm Kotze von seiner Schulter.
    Driftwood
streckte sich. „Hast du gesehen, was er auf dem Arm trug? Widerlich!“
    „Brrr?“
    „Nein, das
ist kein Spielgefährte. Dieses Wesen dort ist durch und durch abscheulich. Es
ist eine Katze.“ Er schüttelte sich.
    Kotze
schaute enttäuscht drein.
    „Drift, du
bist so nachtragend. Außerdem waren es keine Katzen damals. Es waren Kratzen .“
    „Katzen,
Kratzen. Erzähl' mir nix. Lass uns näher ran gehen.“
    Sie huschten
geräuschlos über den Kies bis an den Fuß der großen Treppe. Dort kauerten sie
sich in den Schutz der Mauer. Kotze sprang auf

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