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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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so
eine Lüge?“, fragte Rolo.
    „Vielleicht,
mein junger Freund. Vielleicht.“
    Rolo beließ
es dabei. Eine innere Stimme sagte ihm, dass er für heute schon genug erfahren
hatte, was seine Welt durcheinanderbrachte. Solomon schritt schweigend neben
ihm her. Er schien zu spüren, dass Rolo seinen eigenen Gedanken nachhing. Sie
stiegen eine Böschung hinauf. Plötzlich raschelte es im Gebüsch. Behände
schwang Solomon seinen Stock und stieß ihn kräftig hinein. Ein Fauchen. Solomon
hatte etwas gefangen.
    „Was haben
wir denn hier?“ Er zog eine Katze aus dem Busch. Sie knurrte.
    „ Igel .“ Rolo nahm den Kater in die Arme. „Wie
kommst du denn hier her?“
    Beleidigt
verbarg Igel sein Gesicht in Rolos
T-Shirt, als Solomon einen Finger ausstreckte, um ihn zu streicheln. „Schon
gut, mein Junge. Der Mann ist in Ordnung.“
    Sie gingen
weiter. Rolo erzählte Solomon alle möglichen Geschichten von Zuhause. Von Frau
Dr. Schimpfkäse, von seinen Freunden und Klassenkameraden, von Rabenstadt und
den windschiefen Häusern. Wie unendlich weit weg sich das alles anfühlt, ging
es ihm durch den Kopf. Als würde ich etwas erzählen, das ich mal in einem Film
gesehen habe. Es ist toll hier. Trotz der Lügen! Glühwürmchen begleiteten sie
auf ihrem Weg. Wie schwerelose Flammen glitten sie dahin. „Sind wir da? Ja,
hinter dem nächsten Hügel beginnen die Gärten der Farralot.“
    „Vielen
Dank, Solomon. Wollen Sie nicht noch mit rein gehen und Belenus begrüßen? Solomon?
Na toll!“ Rolo war allein. Kopfschüttelnd ging er weiter.
     
     

Kapitel 18
    Es war
dunkel geworden in der Farralot. Kerzen beleuchteten die große Halle. Belenus
war ganz vertieft in die Studie des geheimnisvollen Buches. Auch er konnte die
Sprache nicht lesen. Mit einer Lupe betrachtete er die Bilder. Die Katzen
hatten wilde Augen und lange Krallen. Die beiden Kreaturen standen Rücken an
Rücken und wehrten sich mit Schwert und Bogen. Er vermutete, es könnten Kobolde
sein. Tante Farrah trat ins Licht. Sie hatte ein dunkles Cape um ihre Schulter
geschlungen. Rolos Vater trug einen hellen Anorak.
    „Wir gehen
dann los.“
    „Ja, guten
Appetit“, sagte Belenus geistesabwesend.
    Sie
durchquerten die Halle und schritten durch das große Tor. Laternen beleuchteten
den Weg. Grellon betrachtete die Farralot im Mondlicht. Er war stets aufs Neue
erstaunt, welches Ausmaß dieser Baum hatte. Eigentlich waren es unzählige
Bäume. Wie ein kleiner Wald, dessen Stämme ineinander verwachsen waren. Und in
ihrem Zentrum, da stand das eigentliche Herz der Farralot: die uralte Eiche, in
der sich auch die große Halle befand. Ihre Äste waren dicker als die Stämme der
ältesten Bäume des Waldes. Ihre Laubkrone verdunkelte die Sterne und füllte den
Himmel.
    „Als läge
der Mond zwischen ihren Ästen wie in einer Wiege.“ So sah es aus von da, wo
Grellon am Fuß des Stammes hinauf in den Himmel starrte. Er folgte Tante Farrah
durch einen Tunnel unter den Stämmen in einen Hof. Tante Farrah öffnete ein
zweiflügeliges Tor. Grellon hielt sich die Nase zu. Ein strenger Geruch schlug
ihm entgegen. Er schaute ins Dunkel. Außer einem heubedeckten Boden sah er
nichts. Tante Farrah stieß ein gurrendes Geräusch aus. Sie bekam Antwort aus
der Finsternis. Mit zögernden Schritten traten zwei Tiere ins Licht.
    „Kommt her
meine Schönen“, hauchte sie.
    Grellon
glaubte, er sehe große Füchse mit Hörnern. Oder rote Ziegen. Ihre Gesichter
waren katzenartig. Die tiefblauen Augen schauten blickten ängstlich. Ganz still
stand Grellon, als eines der Tiere sich ihm näherte. Es beschnupperte
vorsichtig seine Hand.
    „Was ist
das?“
    „Das sind
Dahus.“
    „Die sind
wundervoll.“ Er strich über das feine Fell des Tieres. Die Hörner auf der Stirn
waren gewunden wie Korkenzieher. Die Ohren spitz wie bei einem Luchs. Das Dahu
legte seinen Kopf auf Grellons Schulter.
    „Sie mag
dich.“
    „Und ich mag
sie auch. Reiten wir auf ihnen?“
    „Nein. Diese
beiden Schönheiten werden uns ziehen.“
     
     

Kapitel 1 9
    Sockes Kopf
tauchte zwischen den Blättern auf. Eigentlich war er gerade nicht als Socke zu
erkennen. Es war der Kopf einer jungen Frau mit blondem Haar.
    „Drift, lass
uns dort gehen.“
    Ein breiter
Trampelpfad kreuzte ihren Weg durchs Unterholz. „Mein Kleid bleibt ständig im
Gestrüpp hängen.“
    Driftwoods
Kopf tauchte neben ihm auf. Eigentlich war er gerade nicht als Driftwood zu
erkennen. Es war der Kopf eines jungen Mannes mit dunklem

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