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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Richtung verlor. Ob das beabsichtigt war, oder ob Driftwood, der die
Führung übernommen hatte, den Weg selbst nicht so genau kannte, traute er sich
nicht zu fragen. Zumal Driftwood ihn gerade in Ruhe ließ, und Rolo daran nichts
ändern wollte.
    „Der Meister
…“, nahm Socke den Faden wieder auf, „… ist natürlich kein Popel oder so was.“
    „Dacht’ ich
mir schon“, sagte Rolo. „Wer ist er denn?“
    „So genau
weiß ich das auch nicht. Ich vermute, er ist einer von denen, die schon immer
da waren . Lange bevor es den Wald gab, und sehr lange, bevor es Menschen
gab.“
    „ Einer
von denen, die schon immer da waren ? Wie kann denn irgendwer schon immer da
sein? Wo war er denn immer?“
    „Puh! Da
erwischst du mich auf dem falschen Fuß. Das kannst du ihn selbst fragen. Ich
hab mich das nie getraut“, fügte er flüsternd hinzu.
    „Gibt es
denn noch mehr, die schon immer da waren? Ich meine, du sagtest einer von
denen ?“
    „Schätze
schon.“
    „Wahnsinn!
Wann treffen wir ihn denn?“
    „Oh, schon
bald. Wir müssen noch tiefer in den Wald. Er mag es wild und abgeschieden. Wo
die Büsche gestutzt und die Bäume gepflanzt sind, da trifft man ihn nicht.“
    „Und ihr?
Seid ihr auch schon immer da?“
    „Nein. Genau
genommen waren wir sogar ziemlich lange gar nicht da. Drift ist letzten Winter
erst der frostigen Erde entstiegen. Dann hat er mich aus der Blume gezogen.
Natürlich mit der Hilfe des Meisters.“
    „Aus der
Blume gezogen?“
    „Ja. Ich
weiß, was du jetzt denkst? Warum kehrt der Meister gerade jetzt zurück und ruft
seine treuen Nachtalben zu sich?“
    „Ja, genau“,
log Rolo, der überhaupt nicht verstand, wovon Socke sprach.
    „Das wissen
wir ehrlich gesagt auch nicht so genau. Anscheinend liegt was in der Luft. Die
Magusch. Sie scheint stärker zu werden. Sonst wäre ja auch der Meister nicht
wieder erschienen.“
    „Ich dachte,
dass euer Meister schon immer da war?“
    „War er
auch. Aber er hat sich ziemlich lange nicht sehen lassen. So ähnlich wie
Driftwood und ich. Als wir verschwanden, da wussten wir auch nicht, ob wir
jemals wiederkehren. Ich glaube, der Meister wusste das auch nicht. Aber wir
alle haben es gehofft. Darum das Buch. Da steht alles drin.“
    „Was steht
da drin?“
    „Wie es
jetzt weitergeht. Hoffen wir wenigstens“, gestand Socke.
    „Was esst
ihr denn”, fragte Rolo.
    „Menschenfleisch”,
murmelte Driftwood.
    „Wir
ernähren uns möglichst vielfältig. Der Wald ist wie ein reich gedeckter Tisch,
wenn man sich auskennt.”
    „Und
Fleisch? Jagd ihr Tiere?“
    „Nein! Wie
barbarisch. Fleisch essen wir seit Hunderten von Jahren nicht mehr. Driftwood
war nicht leicht davon zu überzeugen, aber schließlich hat er eingesehen, dass
das doch mehr als widerlich ist. Und unnötig. Und grausam obendrein”, ereiferte
sich Socke.
    „Oh, findest
du.” Rolo hoffte, dass Socke nicht nach seinen Essgewohnheiten fragen würde.
    „Dass Tiere
andere Tiere essen, das finde ich auch nicht schön. Aber sie folgen ihren
Instinkten. Wir hingegen, wir haben die Wahl. Auch du, Rolo.“
    „Ja, die
habe ich wohl.” Rolo nahm sich vor, dieses Thema in Zukunft nicht mehr anzusprechen.
„Kann ich dich noch was anderes fragen?”
    „Natürlich.”
    „Meine Tante
erzählte mir, dass es früher viel mehr Magie gab. Sie meinte, dass heute nur
noch Bruchstücke davon übrig sind. Na ja, so ungefähr sagte sie das.”
    „Und da hat
deine Tante völlig recht. Was für eine kluge Frau.”
    „Ja, das
finde ich auch. Ich wundere mich nur, weil ihr vorhin in der Farralot ja
ordentlich losgezaubert habt. Ich meine: Hallo, ihr habt mich schweben lassen!
Und dann das mit dem Arm.“
    „Gut
beobachtet. Die Magie, wir nennen sie Magusch, mag uns Nachtalben besonders
gern. Sie hat sich schon immer um uns herum konzentriert, sodass wir sie besser
nutzen können als andere Wesen. Auch heute noch filtern wir die wenige Magusch,
die noch in der Welt ist, und konzentrieren sie. Ein großer Vorteil ist das.”
    „Und Kotze?“
    „Der frisst
noch Fleisch. Da will ich aber noch mit ihm drüber reden.”
    „Ich meine, du
sagtest, er war mal ein Hund?“
    „Ach, richtig.
Wir haben ihn zu neuem Leben erweckt. Das ist eine Art von Magusch, die ich nicht
so mag. Aber Driftwood war nicht aufzuhalten. Und das Ergebnis ist ja auch ganz
zauberhaft.“
    „Brrr”,
sagte Kotze.
    „Ich dich
auch”, erwiderte Socke.
    „Ihr könnt
Tote aufwecken?”, staunte Rolo.
    „Nein, so
kann man das

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