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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Boden wie Pilze. Da hocken sie drin, in ihrem
eigenen Unrat, den sie sich aus ihren Häusern gegenseitig auf den Kopf kippen.
Sie stinken noch schlimmer als der sagenhafte Riesenschimmel von Usabath. Und
dessen Mief ist ja bekanntermaßen tödlich. Und was ihnen fremd oder seltsam
erscheint, das wird einfach direkt an Ort und Stelle ermordet.“
    Socke
murmelte etwas, das klang wie Entschuldigung . Aber Rolo fand, dass
Driftwood im Kern recht hatte. Auch wenn sich in Sachen Hygiene bestimmt vieles
verbessert hatte seit damals.
    „Oder die
Elben: Hier fällt es dem aufmerksamen Autor schwer zu unterscheiden, wer Mann
und wer Frau ist. Weil eigentlich alle Elben lange Haare haben und so was wie
Kleider tragen. Haarpflege, gutes Aussehen und unsinniges Zeug daher brabbeln,
das keinerlei Sinn ergibt, sich aber total wichtig anhört, das ist ihr Geschäft.Ihre Städte sind durch Magusch geschaffen. Klar möchte sich ja niemand die
Hände schmutzig machen oder sich gar noch einen Fingernagel abbrechen bei den
Schönen. Aber wehe, man setzt unerlaubt einen Fuß in ihren Wald. Wie sie auf
die Idee kommen, dass die Wälder ihnen gehören, ist dem verwunderten Autor ein
Rätsel. Das Nachtvolk, das weiß er aus sicheren Quellen, hat ihnen den Wald
nicht geschenkt. Die Elben sind Eigenbrötler und Spinner. Es hält sich
hartnäckig die Legende, dass sie besonders bewandert sind in den schönen
Künsten. Der hörende Autor versichert dem geneigten Leser, dass er schon
schönere Musik gehört hat, die ein Nachtalb auf dem eingewachsenen Nagel seines
dicken Zehs geflötet hat. Feststeht: Die Elben sind verantwortlich dafür, dass jetzt
alles in die Binsen geht. Es ist ein schwacher Trost, dass es sie dabei auch
selbst erwischt. Bleiben die Zwerge. Die Zwerge sind ganz in Ordnung. Erstmal
begrüßt der fleißige Autor, dass sie sich beschäftigen. Kümmern sich in erster
Linie um ihren Kram. Wenn man mal einen Zwerg trifft, schafft er es in der
Regel,zu grüßen. Und das nicht übertrieben freundlich. Aber das ist
schon in Ordnung. Immer dieses Getue. Vermutlich sind Zwerge nicht die
Hellsten. Es liegt nahe, dass sie sich tief in ihren finsteren Minen oft den
Kopf anstoßen (obwohl sie schon recht klein sind) oder ihnen etwas drauf fällt.
Auch wenn sie Helme tragen, die Birne wird trotzdem mit der Zeit weich davon.Frische Luft und ein Bad wären auch öfter angebracht. Aber trotzdem riechen
sie besser als die Menschen. Nach Erde und Staub, nach ehrlicher Arbeit, so
riechen Zwerge. Doch ihre Bärte. Die sehen aus wie alte Vogelnester. Der
geschäftstüchtige Autor bot den Zwergen seinerzeit an, sie in Bartpflege zu
unterweisen. Das Angebot stieß prompt auf offene Ohren, und so machte der Autor
sich jüngst auf den Weg.
    Weit nach
Westen sollte ihn die Reise führen. Aber eine schöne Reise war es. Die Wälder
der Elben vergammelten am Wegesrand. Die Sonne schien fröhlich, also nicht zu
hell, auf die unkomplette Welt. Die Menschen haben ja fast alles vernichtet,
was nicht Mensch ist, und so konnte der muntere Autor unverzagt seiner Wege
gehen durch die verödeten Landstriche. Der Gesang der Vögel störte ein wenig
die Stille. Aber das kriegen die Menschen auch noch hin. Die Dörfer der
Halblinge, unweit der Elbenwälder, lagen leer oder zerstört. Ruinen gleich
waren sie geplündert oder in eiliger Flucht verlassen. Der bittere Autor fand
zwei tote Halblinge auf der Schwelle eines Hauses. Er nahm sich die Zeit, sie
der Erde zu übergeben. Ordnung muss sein.
    Tage später
sah der spähende Autor die hohen Gipfel des Ostens nur noch wie kleine
Zuckerhüte am Horizont weit hinter sich. Der wandernde Autor schmeckte das Salz
auf seinen Lippen, als er sich der Küste näherte. Hier blieb er als
pausierender Autor bis zum Einbruch der Nacht. Die Dunkelheit ist ein wichtiger
Verbündeter, wenn man sich in die Nähe der Menschen wagt. Denn sie macht den
Menschen Angst. Angst, weil sie wissen, dass dort etwas auf sie lauert, das Rache
will. Vielleicht nicht heute, vielleicht auch nicht morgen. Aber eines
Tages. Da stehen sie, hoch oben auf den Zinnen ihrer Burgen und
Stadtmauern. Sie halten Fackeln in die Höhe und stochern mit ihren Pieken herum
wie blind. Und der unsichtbare Autor stolzierte herum und stahl ihnen die
Kuchen vom Fensterbrett. Drei große Menschenstädte ließ der satte Autor in
dieser Nacht hinter sich. Ihre Namen will er nicht erwähnen. Möge der Zahn der
Zeit sie schnell zermahlen und der Wind der Veränderung sie

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