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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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einer
alten Karte könnten wir bestimmt rauskriegen, wo du warst.“
    Driftwood
sprang auf. „Meister, wir haben es! Meister?“
    Doch der
Meister war fort. Kotze lag schlafend im Gras. „Gut, wenn es ihn nicht
interessiert.“ Driftwood klang ein wenig geknickt. Er hockte sich wieder hin.
    „Wo sind die
alten Karten?“, fragte Socke.
    „Karten?“,
grübelte Driftwood.
    „Die Karten,
die der Meister uns gab.“
    „Ach, die
ollen Dinger. Die hab ich weggeworfen. Oh!“
    „Na toll“, raunte Socke. „Aber gut, nicht so schlimm. Wir
hatten schon größere Schwierigkeiten zu bewältigen.“ Er griff sich einen Ast
und ging dahin, wo der Boden sandig war. „Jetzt lies noch mal. Ab da, wo du
dich auf den Weg gemacht hast. Hier, wir sind im Osten.“ Er zeichnete mit dem
Ast im Sand. „Gehen wir mal davon aus, dass du aus dem Nachtschattental kamst.
Und du wolltest weit nach Westen.“ „Ist der halbe Tunnel der einzige Weg hier
raus“, fragte Rolo.
    „Halber
Tunnel? Du meinst den Tunnel im Westen? Nein, zu Fuß schafft man es auch durch
das Gebirge. Drift, leg los.“
    Und
Driftwood las.
    „Du erwähnst
als Erstes die Wälder der Elben. Die waren zahlreich um das Nachtschattental.
Das reicht nicht, um die Richtung zu bestimmen, in die du gegangen bist.“
    „Auf dem Weg
nach Neunseen habe ich einige Wälder gesehen, die alt aussahen“, sagte Rolo.
    „Waren sie
bewohnt?“, fragte Socke.
    „Wälder sind
heute in den seltensten Fällen bewohnt.“
    „Ach so.
Aber waren da Siedlungen in der Nähe? Kleine Dörfer?“
    „Auf jeden
Fall. Aber heute sind fast immer überall kleine Dörfer in der Nähe. Oder
Städte.“
    Socke nickte
mit konzentrierter Miene. „Ach so. Ich frage, weil ich vermute, dass die
Halblingsdörfer zum Teil neu besiedelt wurden. Wäre doch unklug, ein ganzes
solides Dorf dem Verfall zu überlassen.“
    „Nachdem man
sich schon die Mühe gemacht hat, alle Bewohner zu ermorden“, ergänzte
Driftwood.
    „Das ist
alles sehr vage“, murmelte Socke verkniffen.
    „Jetzt bin
ich schuld?“, moserte Driftwood. „Hätte ja einer von euch bessere
Aufzeichnungen machen können.“
    „Hätte ich
vielleicht. Aber ich war noch nicht geboren. Mein Vater, der wüsste da bestimmt
mehr. Wie alt welcher Ort ist und so was.“
    „Hätten wir
den doch entführt. Können wir ihn noch holen?“, witzelte Driftwood.
    Socke
zeichnete die ganze Zeit konzentriert Linien und Punkte in den Sand. „Bleiben
wir bei der Küste. Ich vermute, die ist noch an der gleichen Stelle wie damals.
Ein Königreich für eine Karte.“
    „Die kriegen
wir an jeder Tankstelle.“
    „Tankstelle?“,
fragte Driftwood.
    „Lies weiter“,
kommandierte Socke. „Beginn noch mal bei den Halblingsdörfern.“
    Driftwood
tat, wie befohlen.
    „Ruinen,
Gräber“, rekapitulierte Socke. „Nichts Greifbares. Und Tage später sahst du die
Gipfel der Berge am Horizont. Das heißt, dass du jetzt nicht mehr in
unmittelbarer Nähe des Nachtschattentals bist. Was wiederum heißen mag, dass du
vorher noch in der Nähe des Tals warst.“
    „Oder ganz
woanders“, meinte Driftwood.
    „Oder ganz
woanders. Richtig. Aber bleiben wir bei meiner Theorie. Und Tage später erreichst
du die Küste, wo drei große Menschenstädte in der Nähe sind. Ich erinnere mich
an drei Städte am Meer. Ich habe sie nie gesehen, aber vieles davon gehört. Sie
hießen Skailark und Niedatal. Die Dritte ist mir entfallen. Rolo, kennst du
drei Städte, die so nah beieinanderliegen, dass man sie in einer Nacht zu Fuß
durchqueren könnte?“
    Rolo dachte
angestrengt nach. „Die Namen sagen mir nichts. Oben an der Küste machen viele
Leute Urlaub. Da sind so viele Städte, die kann man kaum zählen.“
    „Es
gestaltet sich schwierig.“ Socke fuhrwerkte weiter mit dem Stock im Sand. „Dann
nenn mir einen bekannten Wasserfall.“
    Da musste
Rolo nicht lange überlegen. „Da gibt es eigentlich nur einen. Liegt westlich
von meinem Zuhause. Mit Bergen und allem Drum und Dran. Moosbart wird er
genannt.“
    „Moosbart“,
wiederholte Socke.
    „Ich glaube
…“, fuhr Rolo fort, „… weil der Felsen hinter dem Wasserfall grün ist von
Algen. Darum sieht das stürzende Wasser aus wie ein langer, grüner Bart.“
    „Klingt
gut.“ Socke erweiterte seine Zeichnung. „Der Moosbart. Und welche ist die
größte Stadt?“
    „Das ist
einfach. Erzingen. Ein riesiger, hässlicher Betonhaufen muss das sein. Kenn’
ich aus dem Fernsehen.“ „Fernsehen?“, fragte

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