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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Driftwood.
    „Erzingen?“,
fragte Socke.
    „Ja, da sind
eine Menge Bergwerke“, wusste Rolo.
    „ Steig
doch die Tausend Stufen runter “, trällerte Driftwood . „Alte
Mienen und Schächte“, fuhr Rolo fort.
    „Denn unter
Tage weiß Bescheid.“
    „Wohl zum
Teil aus dem Mittelalter oder älter.“
    „Die Zeit
steht still.“
    „Gefördert
wird da immer noch.“
    „Bis heute
ist das so geblieben. “
    „Und wann
wurde Erzingen gegründet?“, bohrte Socke weiter. „Weiß ich nicht genau. Aber
die Stadt ist sehr alt.“
    „Das ist
sie! Das muss sie sein! Die Stadt namens Tod. Erzingen also.“ Driftwood schlug
das Buch so kräftig zu, dass der Luftstoß das Laub aufwirbelte.
    „Wo Hammer
hallt im Erdenreich! “, rief er. „Worauf warten wir noch? Auf geht’s!“
     
    Dorn schlich
voran, dicht gefolgt von Anacon und Darragh. Joshua bildete die Nachhut. Nahezu
geräuschlos bewegten die vier verhüllten Gestalten sich durchs Dickicht. Bis
hier hatten sie nichts entdeckt. Aber die vier Neolinga waren erfahrene Jäger.
Sie wussten, dass Geduld dazugehörte, wenn man erfolgreich sein wollte. Joshua
untersuchte gerade ein paar Fußabdrücke. Nachdenklich fuhr er mit den
Fingerspitzen über die Kontur im Boden. Die konnte nicht von Rolo stammen.
Grellon hatte ihnen ausführlich erklärt, dass sein Sohn Turnschuhe trug. Der
Beschreibung nach waren diese einzigartig im Nachtschattental. Er schaute nach den
anderen. Sie flüsterten miteinander.
    Wenn jemand
was entdeckt hat, sollte ich das auch wissen, dachte Joshua. Anacon und Darragh
verschwanden im Dickicht, als sie ihn kommen sahen.
    „Hör zu!“,
zischte Dorn. „Es gibt eine Planänderung! Der Junge gehört mir. Ist das klar!“
Dorns helle Schlangenaugen funkelten kalt.
    „Was soll
das heißen? Was hast du vor?“ Joshua ließ sich nicht so leicht einschüchtern.
    „Was ich
sage! Komm uns nicht in die Quere, und wir werden alle wohlbehalten nach Hause
zurückkehren.“
    „Willst du
mir drohen?“
    „Dir drohen?
Ich will dich nur warnen. Es wäre doch jammerschade, wenn sich ein Pfeil
verirrt. Nicht war, Bruder Joshua?“ Ein kaltes Lächeln umspielte Dorns Lippen.
    Joshua hatte
Mühe, seinen Zorn zu beherrschen. „Darüber sprechen wir noch!“
    „Ganz wie du
meinst, Bruder Joshua“, hauchte Dorn mit unverhohlenem Hohn. „Ganz wie du
meinst.“ Er drehte sich um und ging weiter.
     
    „Was heißt
das, du willst uns nicht begleiten? Du bist unser Gefangener!“ Driftwood war
außer sich.
    „Das heißt,
dass ich nicht mit euch gehe“, erwiderte Rolo. „Dann zwing ich dich dazu,
Nacktschnecke.“
    „Tu das. Bei
der ersten Gelegenheit werde ich euch verraten.“
    „Aber wir …
du … ich … der Meister“, stammelte Driftwood. „Es tut mir echt leid“, warf Rolo
dazwischen. „Aber ich bin nicht zum Spaß nach Neunseen gekommen. Ich habe hier
schon genug zu tun.“ Er dachte an den Streit mit seinem Vater. Und an seine
Mutter.
    Socke trat
an seine Seite. „Das ist jammerschade. Aber Rolo hat recht. Wir können ihn
nicht zwingen.“
    „Aber wir
kennen den Weg nicht“, klagte Driftwood. „Und er weiß alles. Alles!“
    „Ich verrate
niemanden was. Mein Ehrenwort.“
    „Ehrenwort?
Papperlapapp! Du lässt uns hängen!“
    „Ich lass
euch hängen? Ihr habt mich entführt! Was hast du erwartet?“
    „Nichts.
Nichts habe ich erwartet, Mensch.“
    „Jetzt komm
mir nicht so!“ Rolo wandte sich kopfschüttelnd ab. Sein Blick fiel auf die
Karte, die Socke in den Sand gezeichnet hatte. „Ich kann euch aber trotzdem
helfen.“
    „Wie denn?“,
fragte Socke, der sehr betreten dastand.
    „Ich habe
eine Karte. Im Auto. Das steht am Tor von Neunseen.“
    „Auto?“
    „Das erkläre
ich euch, wenn wir da sind. Wie wäre es: Ihr bringt mich nach Neunseen, weckt
Hwarf auf, und ich gebe euch die Karte?“
    „Das würde
uns sicher helfen. Und dass wir Hwarf aufwecken, haben wir ja versprochen.
Oder, Drift?“
    Doch
Driftwood sagte nichts. Er saß unter der Eibe und kraulte Kotze den Bauch.
    „Ich lösche
nur noch das Feuer“, seufzte Socke.
     
    Grellon war
kein Mann des Waldes. Er stolperte über die erste Wurzel und seine Kapuze
verfing sich in einem tief hängenden Ast. Der Ast gab nach, schnellte dann
zurück und zog Grellon mit sich. Erschrocken ruderte er mit den Armen, verlor
das Gleichgewicht und fiel rücklings hin. Seine linke Sandale flog in hohem
Bogen davon. Der junge Kilian konnte sich ein Lachen nur mühsam verkneifen.
Grellon

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