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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Legenden?“
    „Das
Letztere, mein Freund“, erwiderte Socke. „Und wir verdanken Euch unser Leben.“
Socke verneigte sich.
    „Und ich
Euch das meine“, entgegnete Joshua und verneigte sich ebenso. „Doch ich
fürchte, jetzt ist noch nicht die Zeit, um Höflichkeiten auszutauschen. Darragh
und der junge Blutgut sind aneinandergeraten. Und wohin ist Euer Begleiter
verschwunden? Der mit dem schwarzen Pelz?“
    Socke
schaute zum Grund der Senke. „Ich hab da so eine Vermutung“, seufzte er.
„Kümmert Ihr Euch um Euren zerbissenen Gefährten, während ich den Schlamassel
da unten regle?“
    Mit aller
Kraft versuchte Driftwood, Rolo abzuschütteln, der sich an ihm festklammerte
wie ein Krake. Als dies nicht gelang, warf er sich mit Darraghs ganzem Gewicht
nach vorn, tauchte sich und Rolo unter. Socke sprang ins Wasser. „Pandere“,
rief er.
    Schon
schwebten die beiden Kämpfer tropfend und prustend über der Wasseroberfläche.
    „Socke! Oje,
gut, dass du da bist“, prustete Rolo. Er ließ es zu, dass Driftwood ihn von
sich fortschob.
    „Na
endlich!“, triumphierte Driftwood. Er schien so in Rage, dass er noch gar nicht
bemerkt hatte, was geschehen war. Socke sprach mit ruhiger Stimme. „Es ist gut.
Komm da raus.“ Driftwood schüttelte Darraghs Kopf.
    „Los, raus
da“, wiederholte Socke ruhig, aber bestimmt. „Ich lass euch jetzt runter, und
dann ist Schluss mit diesem Unsinn. Hier wird niemand getötet.“
    „Aber er ist
ein Neolinga! Sie haben unser Volk ermordet!“ „Bestimmt nicht dieser Mann. Der
ist vielleicht vierzig Jahre alt. Ich setze euch jetzt ab.“
     
    Joshua tat,
was er konnte. Wenigstens war es ihm gelungen, Anacons Blutungen zu stillen.
Aber das fehlende Auge konnte er beim besten Willen nicht finden. Plötzlich
stieß Kotze aufgeregte Laute aus. Hätte Joshua die Gabe besessen, Kotzes
freundliches Feuer zu sehen, er wäre gewarnt gewesen.
    „Was ist
denn mit dir los, mein kleiner Kerl?“ Er schaute in die Senke. Dort schwebten
Darragh und der Junge über dem Wasser. Joshua schmunzelte. Hätte ihm jemand
diese Geschichte vor wenigen Stunden erzählt, er hätte dessen Verstand
angezweifelt. Doch da war was nicht richtig gewesen in der Szenerie?
    „Dorn!“ Und
in dem Moment, wo er aufsprang und sein Messer zog, stieß Dorn ihm die Klinge
so kräftig in den Bauch, dass sie ihn durchbohrte. Joshuas Mund füllte sich mit
Blut. Sein Körper erschlaffte und fiel zu Boden.
    Driftwood
weigerte sich, den Körper des Neolinga zu verlassen. Sie standen immer noch
Tümpel und diskutierten, als sie Kotze hörten. Ihr kleinster Gefährte stieß ein
Geheul aus, das dem größten aller wilden Wölfe zu Ehre gereicht hätte. Weit
hallte der Klageruf durch das Nachtschattental. Doch dann riss es ab, und wie
ein kleiner, grüner Komet flog Kotze im weiten Bogen zu ihnen hinab, platschte
ins Wasser und trieb regungslos dahin. Dorn stand am Rand der Senke, Pfeil und
Bogen schussbereit. Sein blutiges Langschwert steckte zitternd in der Erde.
    „Euer
kleines Monster werde ich meinem Sohn als Fußball mitbringen“, rief er.
    Und bevor
die erschrockenen Alben etwas tun konnten, schoss er. Wie in Zeitlupe flog der
Pfeil auf sie zu. Es war Rolo, als hätte die Zeit beschlossen, jede Sekunde
dieses grausamen Moments bis aufs Letzte auszukosten. Er dachte an seine Mutter
und daran, dass er sie niemals kennenlernen würde. Und an seinen Vater, an die
letzten unbeherrschten Worte, die er im Zorn an ihn gerichtet hatte.
Schemenhaft nahm er wahr, wie Socke sich mit entsetztem Blick auf ihn zu
bewegte. Darragh wirbelte herum und sprang. Und in jenem Moment, wo seine Hände
Rolos Schulter zu fassen bekamen, drückte die Zeit auf Play . Der Pfeil
steckte in Darraghs Rücken. Dorn fluchte und zog den nächsten Pfeil aus dem
Köcher. Socke ballte die Pfoten zu Fäusten, und seine sonst so sanften Augen
füllten sich mit schwarzen Tränen. „Kadusch!“, schrie er und warf beide Arme
nach vorn.
    Wie von
einer unsichtbaren Faust getroffen, hob Dorn ab. Er flog durch die Luft und
prallte hart gegen einen Baum. „Mörder!“, brüllte Socke und beeilte sich, dem
strauchelnden Rolo mit Darraghs wankendem Körper zu helfen.
    Der große
Neolinga brach zusammen. Rolo hielt ihn in den Armen. Entsetzen und
Überraschung mischten sich in Darraghs Augen. Und als er den Mund öffnete, um
zu sprechen, kam kein Wort mehr über seine zitternden Lippen. Nur sein letzter
Atem, und der Tümpel färbte sich rot.
    „Drift,
jetzt

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