Der Sommer des glücklichen Narren
ab.«
»Und die andere?«
»Fräulein Bergmann bleibt hier«, sagte ich sehr entschieden. »Und Lix wird sich mit ihr vertragen. Es gibt nichts Ungehöriges, das Lix nicht sehen oder hören könnte.«
»So? Das möchte ich entschieden bezweifeln. Wie schlaft ihr denn überhaupt?«
Stimmt. Mit Steffi zusammen schlafen konnte ich nun nicht mehr. Jedenfalls nicht hier im Haus. Also mußte ich wohl in das kleine Zimmerchen ziehen, das Lix früher bewohnt hatte, und Steffi und Lix mußten zusammen im Schlafzimmer bleiben.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte ich. »Du wirst wohl davon überzeugt sein, daß Lix bei mir gut aufgehoben ist.«
Rosalind gab keine Antwort. Sie verabschiedete sich von keinem. Nur Lix und ich begleiteten sie zum Wagen.
Ehe sie einstieg, sah es fast so aus, als würde sie noch einmal anfangen zu weinen. »Du kommst also wirklich nicht mit?« fragte sie Lix mit bebender Stimme.
»Bitte, Mami«, bat Lix flehentlich, »laß mich hier.«
»Es ist nur für die Ferien, das weißt du ja.«
Und dann fuhr sie ab. Wir sahen ihr nach, bis das Auto im Wald verschwunden war. Dann drehte sich Lix abrupt um und lief wie ein übermütiges Füllen dreimal um die Wiese herum. Sehr vergnügt und aller Sorgen ledig. Mit mir zusammen langte sie am Waldrand an.
»Na«, sagte Steffi zu ihr, »hast du deinen Kopf durchgesetzt?«
Lix nickte und setzte sich ins Gras. »Ich bleibe hier.«
Ich sah Steffi an und hob die Schultern. Steffi lächelte.
Und plötzlich sagte Lix sehr erwachsen und verständig: »Störe ich euch sehr?«
»Das wird sich zeigen«, sagte ich.
»Ich denke nicht«, sagte Steffi herzlich. »Ich hoffe, daß wir uns gut vertragen werden.«
Lix erwiderte ernsthaft Steffis Blick. Dann sah sie mich an, dann wieder Steffi, und dann fragte sie ungeniert: »Werdet ihr heiraten?«
Steffi errötete. Ich sagte ruhig: »Ja.«
Toni faltete die Hände über dem Bauch und grinste. Gwen rief erschrocken: »Oh!«
Lix aber sagte sorgenvoll: »Das wird Mami aber ärgern.«
Abschied von Gwen
Vorübergehend schien wieder einmal Friede im Waldhaus eingekehrt zu sein. Toni zog zum Andres hinauf. Anfangs kam er jeden Morgen und blieb bis zum Abend, aber innerhalb weniger Tage befreundete er sich mit Andres und der Mali, sogar mit dem Wastl, und da Toni ein hervorragender Skatspieler war, vertiefte sich die Freundschaft in Windeseile. Wir bekamen ihn immer seltener zu Gesicht.
»Weißt du«, sagte er eines Tages zu mir, »das Landleben hat auch seine Reize. Man gewöhnt sich. Früher hab' ich immer gedacht, das Leben am Land drauß' war stinklangweilig. Ist es aber gar nicht. Die Leut' san net dumm. Dein Freund da, der Andres, also mit dem kannst ganz vernünftig reden.«
Ich ritt jeden Tag mit Gwen, obwohl es zwei Tage nach Lix' Einzug anfing zu regnen und nicht mehr aufhörte. Aber wir ritten im Regen, und Gwen war manchmal ein wenig niedergeschlagen, die bevorstehende Trennung betrübte sie. Am Tage ehe sie abreiste wurde ich auf das Gut zum Tee eingeladen, denn, so sagte der Graf: »Ich stehe tief in Ihrer Schuld. Sie haben mir und meiner Frau die meisten Sorgen mit diesem ungebärdigen Füllen hier abgenommen. Und ich finde, Sie hatten einen guten Einfluß auf das Kind. Sie steht jetzt schon besser am Zügel.«
Wir lachten, und Gwen zog eine Grimasse. »Macht ihn nur noch eingebildeter, als er sowieso schon ist. Er hält sich für einen Weisen der Sonderklasse, der abwechselnd wilde Pferde oder wilde Mädchen zähmt. Mit einem von beiden scheint er ja ständig beschäftigt zu sein.«
Ich lächelte ihr zu und sagte: »Du bist gar keine schlechte Beobachterin.«
Ich war dabei, als Jessica verladen wurde, was nicht ohne einige Schwierigkeiten abging. Sie würde mit dem Auto bis München und von dort per Bahn reisen. Einer der Pferdepfleger des Grafen begleitete sie und würde auf dem Rückweg ein anderes Pferd vom fürstlichen Gestüt mit herunterbringen, das für einen Bekannten des Grafen gedacht war.
»Jonas geht spielend heute schon eine M-Dressur«, erklärte Gwen eifrig. »Und mit ein bißchen Arbeit bringt er es zu S. Ein sehr intelligentes Pferd.«
»Mir geht immer noch nicht die Stute aus dem Kopf«, sagte der Graf. »Seit ich dich jetzt wieder mit deiner Jessica gesehen habe, mußte ich immer wieder an sie denken.«
»Franz, ich bitte dich«, sagte die Gräfin. »Wir haben Pferde genug. Ich kann ja nun auch eine Weile wieder nicht reiten. Und ich habe Angst, wenn du mit so einem verrückten
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