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Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Titel: Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Mutter zu, wie sie zum Schrank ging und das Geld in eine Keksdose legte.
    »Über mich zum Beispiel.«
    Die Mutter lachte und setzte sich wieder hin.
    »Über dich? Warum hätte ich mit jemandem über dich reden sollen?«
    »Findest du das so abwegig?«
    »Ja. Das finde ich.«
    Frank wurde wieder wütend. Gab es niemanden, der begriff, was er durchmachen musste? Er beugte sich über den Tisch vor.
    »Immerhin bin ich derjenige, der den Eltern die Nachricht hat überbringen müssen. Beide Male. Deshalb wäre es nicht so abwegig. Dass jemand mit mir hätte reden wollen. Oder?«
    »Aber es hat niemand mit dir reden wollen, Frank.«
    »Und soll ich dir sagen, warum? Weil niemand von mir gewusst hat. Niemand hat gewusst, was ich mache. Du weißt es ja auch nicht.«
    »Was weiß ich nicht?«
    »Du weißt nicht, wie es ist, mit solchen Nachrichten anzukommen. Es tut weh. Es tut mir genauso weh.«
    »Na, schlimmer ist es ja wohl für die, die die Nachricht erhalten. Und unterliegst du nicht dieser Schweigepflicht? Mit der du so angegeben hast, als der Job neu war?«
    Frank gab es auf. Es verstand sowieso niemand, was für eine Last ihm da auf die Schultern gelegt worden war. Nicht einmal seine eigene Mutter.
    »Komm, geh ins Bett«, sagte er.
    Sie sah ihn direkt an.
    »Wo bist du gewesen?«
    »Was glaubst du denn?«
    »Du riechst nach Benzin.«
    Frank stand auf, fuhr sich schnell mit der Hand übers Gesicht und nahm den Geruch auch wahr.
    »Ich war in der Autowerkstatt.«
    »Was wolltest du da?«
    »Sie gehört mir. Ich habe sie geerbt. Hast du das vergessen?«
    »Sicher, dass du nicht draußen bei Martin gewesen bist?«
    Frank trat ans Fenster. Es war nicht möglich, von hier aus den Hof zu sehen, aber es schien, als hätte sich im Osten am Himmel eine gelbe Sichel festgesetzt. Das bilde ich mir nur ein, dachte er. Da ist die Dämmerung. Bald kommt der Morgen.
    »Was sollte ich denn dort?«
    »Hast du das Haus nicht auch geerbt?«
    »Ja und?«
    »Nichts.«
    Frank drehte sich zu seiner Mutter um und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Verdammt, jetzt sag, was du meinst!«
    »Ich koche dir erst mal Kaffee.«
    Die Mutter wärmte den Rest auf, der vom Frühstück noch übrig war, und verteilte ihn auf zwei Tassen. Frank trank. Der Kaffee schmeckte bitter, als hätte er den Mund voller Metall. Die Wut ebbte ab. Bald hatte er sie vollkommen aufgebraucht. Er war wie ein Kind, das zu müde war, um wütend zu sein.
    »Hast du Blenda gesehen?«, fragte er.
    »Das würdest du wohl gern wissen«, sagte seine Mutter.
    »Kannst du es mir nicht einfach sagen.«
    »Ich kann so viel sagen, dass sie vor einer Weile hier gewesen ist.«
    »Hier?«
    »Wie ich gesagt habe, Frank.«
    »Was wollte sie?«
    Die Mutter tat ganz wichtig.
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Du kannst es nicht sagen? Warum kannst du es nicht sagen?«
    »Weil es ein Geheimnis ist.«
    »Haben du und Blenda Geheimnisse?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    Wäre er nicht so müde gewesen, er hätte noch einmal mit der Faust auf den Tisch geschlagen.
    »Du hast es doch noch nie geschafft, ein Geheimnis für dich zu behalten«, sagte er.
    »Davon weißt du doch nichts, Farrelli junior.«
    Die Mutter legte ihre Hand auf seine.
    »Du musst nett zu Blenda sein. Sie ist ein gutes Mädchen.«
    Frank war wieder auf der Hut.
    »Hat sie etwas anderes behauptet? Dass ich nicht nett zu ihr gewesen bin?«
    »Was hast du mit deiner Hand gemacht?«
    »Mit meiner Hand?«
    »Hast du dich geprügelt?«
    Frank schaute auf sie, als die Mutter ihn losließ. Etwas Blut lief zwischen den Knöcheln hinunter.
    »Du weißt genau, dass ich mich nicht prügele. Steve war derjenige, der sich geprügelt hat.«
    »Was hast du dann gemacht?«
    »Ich habe doch gesagt, dass ich in der Autowerkstatt war. Da muss ich mich beim Aufräumen geschrammt haben.«
    »Hast du das nicht gemerkt?«
    »Ich habe auch so genug im Kopf, oder? Es ist nur eine Schürfwunde. Und langsam geht mir dein verdammtes Gejammer auf die Nerven.«
    Seine Mutter holte ein Taschentuch heraus und gab es ihm.
    »Sie wollte nur ein bisschen Weihnachtsschmuck ausleihen, Frank.«
    »Weihnachtsschmuck? Wieso das? Hat sie nicht selbst was?«
    »Das ist doch das Geheimnis. Und jetzt frag nicht mehr, Frank. Sonst sage ich nichts mehr.«
    Frank wickelte sich das Taschentuch um die Hand und sah, wie die Blutstropfen von dem dünnen weißen Stoff aufgesogen wurden.
    »Was für ein Geheimnis? Kannst du es nicht einfach sagen?«
    »Sie will

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