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Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Titel: Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Tabak heraus.
    »Aber du kannst mich ihr doch wohl vorstellen?«
    »Vergiss es.«
    »Was wäre denn das Schlimmste, was passieren könnte? Dass sie mir sagt, ich soll zur Hölle fahren? Und dann?«
    »Oder dir das Glas in die Fresse kippt.«
    »Ja, am liebsten hättest du es wohl, wenn hier ein Unglück passiert. Dann kriegst du was zu tun.«
    »Das war auch nicht witzig. Jedenfalls muss ich nicht lachen.«
    »Weil du keinen Humor hast.«
    Jetzt wurde Frank klar, warum er seines Kumpels wirklich langsam überdrüssig wurde. Steves Witze waren nicht mehr witzig und die meisten uralt. Er spürte, dass er nicht mehr in der Lage sein würde, noch länger mit ihm herumzuhängen. Diese Erkenntnis tat weh, aber so war es nun einmal. Es ließ sich nicht ändern. Steve schob sich die Zigarette an Ort und Stelle, doch bevor er sie anzünden konnte, warf sich der Barkeeper sein Tuch über die Schulter und beugte sich über den Tresen.
    »Rauch draußen, Steve.«
    »Ja ja. Weißt du, was Neil zu Aldrin gesagt hat, als sie auf dem Mond gelandet sind?«
    »Was von einem großen und einem kleinen Schritt.«
    »Nein. Das war später. Zuerst hat er gesagt, jetzt sind wir die Einzigen, die nicht zu Hause sind.«
    Steve war derjenige, der am lautesten lachte, während er sein Feuerzeug entzündete. Der Barkeeper packte ihn am Handgelenk und blies die Flamme aus.
    »Kein Ärger, Steve. Verstanden?«
    »Verstanden, Chef. Und kein Trinkgeld.«
    Steve fegte die Münzen auf dem Tresen zu sich und ging zur Jukebox, einer verstaubten Wurlitzer von 1962. Dort drehte er sich zu Mrs Stout um.
    »Was möchten Sie hören, Ma’am.«
    Sie schaute von ihrem Drink zu ihm auf.
    »Was du aussuchst, Hübscher. Aber ich habe eine Schwäche für B12.«
    »B12? Genau das wollte ich auch aussuchen. Wissen Sie, was das bedeutet?«
    »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass wir füreinander bestimmt sind.«
    Mrs Stout lachte und schien nicht vollkommen anderer Meinung zu sein. Stattdessen bestellte sie sich einen neuen Drink, was Steve als ein Zeichen ansah, dass er an diesem Abend eine Chance hatte, ob nun Witwe oder nicht. Er schob eine Münze in den Schlitz und wählte B 12, das war Blue Skies mit Ella Fitzgerald, was sonst. Dazu konnte man auch tanzen. Ein Song, der für vieles zu gebrauchen war. Nichts passierte. Die Singles hingen unbeweglich hinter dem fleckigen Glas. Steve schob noch eine Münze rein. Immer noch passierte nichts, abgesehen davon, dass die Männer ganz hinten ihr Spiel unterbrachen, denn sie begriffen wohl, dass Steve Miller dabei war, sich lächerlich zu machen, und eine bessere Unterhaltung konnten sie an einem Abend wie diesem nicht erwarten. Frank war sein Kumpel peinlich, wie er versuchte, die tote Jukebox zum Leben zu erwecken, die doch nur seine Münzen fraß. Zum Schluss hielt Steve es nicht mehr aus. Er ertrug es nicht, dass diese verdammte Wurlitzer seinen Abend kaputtmachen sollte, jetzt, da sich alles so gut ergeben hatte, zumindest glaubte er, dass alles sich so gut ergeben hatte. Er nahm Anlauf und trat mit aller Macht zu, und die ganze Maschine blieb stehen, schüttelte sich und knisterte, ohne dass aus diesem Grund mehr Musik herausgekommen wäre, dann erlosch sie erneut, toter als je zuvor, nichts anderes als ein Grab für alte Schlager. Doch aus dem grünen Schatten des Billardtisches erhob sich eine Gestalt und kam auf Steve zu, der selbst kein Fliegengewicht war, nach zwanzig Jahren in der Werkstatt. Doch dieser Kerl war riesig, wirklich riesig. Steve hätte schlechte Karten, wenn es zum Streit kommen sollte, und das würde es garantiert. Frank, der immer noch am Tresen saß, erkannte den Kerl wieder, nicht aufgrund seiner Größe, sondern an dem pockennarbigen, fast verunstalteten Gesicht. Es war Bob Spencer, der sich auch um die Stellung als Übermittler beworben und sie nicht bekommen hatte. Der Barkeeper ließ das Tuch fallen und legte eine Hand aufs Telefon. Gleich würde etwas passieren, was nicht gut war. Es war allen klar, und niemand griff ein, denn alle hatten genug mit sich zu tun. Bob Spencer blieb vor Steve stehen, schaute aber Mrs Stout an.
    »Belästigt dieser Idiot Sie?«, fragte er.
    »Nein, du bist es, der mich belästigt, du Pickelgesicht.«
    Wenn es vorher ruhig gewesen war, dann wurde es jetzt totenstill. Es passiert, wenn auch nicht oft, dass die Zeit auf dem Sprung zu sein scheint und Anlauf zum nächsten Moment nimmt. Jetzt war so ein Moment. Bob Spencer wandte sich Steve zu.
    »Machst du

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