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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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bitte behutsam vor«, bat Frau Stein, bevor sie an die Tür des Professors klopfte. »Er hat eine schwere Zeit hinter sich und erholt sich nur mühsam davon. Aufregung kann er jetzt nicht brauchen.«
    Es war Bert vollkommen klar, dass sie ihn in der Luft zerfetzen würde, wenn er auch nur die Andeutung eines Fehlers machte. Mit ihrer raubeinigen Geradlinigkeit hatte sie sich im Laufe der Zeit seinen Respekt verdient. Er war froh, dass die Bewohner des St . Marien eine solche Kämpfernatur auf ihrer Seite hatten.
    Er nickte.
    Der Professor schaute sich die Sportschau an, auf dem kleinen Couchtisch eine Kanne Tee. Der Duft nach Pfefferminze hatte sich im Zimmer ausgebreitet und mischte sich mit dem Geruch nach abgestandener Luft.
    »Haben Sie einen Moment Zeit für uns?«, fragte Frau Stein.
    Der Professor nahm die Fernbedienung vom Tisch und schaltete den Fernseher aus.
    »Selbstverständlich. Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    »Nein, vielen Dank. Wir wollen Sie gar nicht lange stören.«
    Frau Stein blieb neben der Tür stehen und überließ Bert das Feld.
    »Guten Abend, Herr Professor«, sagte Bert. »Ich bin von der Kriminalpolizei und würde mich gern kurz mit Ihnen unterhalten.«
    »Dann stimmt es also, dass die arme Beckie tot ist?« Der Professor wies bekümmert auf den freien Sessel. »Bitte.«
    Bert setzte sich und beugte sich vor.
    »Ja, so leid es mir tut.«
    Der Professor senkte den Blick. Er verschränkte die großen Hände ineinander und blieb eine Weile so. Dann holte er hörbar Luft und hob den Kopf.
    »Da muss eine junge, gesunde Frau sterben und ein alter Narr wie ich lebt weiter und weiter. Welch eine Verschwendung.«
    Er hatte stark abgenommen, seit Bert ihn das letzte Mal gesehen hatte. Seine Haut war wie sprödes Leder, von Schmerz und Verzweiflung gezeichnet, seine Lippen waren schmal, die Mundwinkel wiesen nach unten.
    Seine Augen waren die Augen eines Mannes, der mehr gesehen hatte, als er verkraftete. Aber ein Narr war er nicht, würde er niemals sein.
    »Es geht um Jette«, erklärte Bert. »Sind Sie ihr heute begegnet?«
    »Ich dachte, ich hätte sie am Nachmittag draußen gesehen und habe ihr vom Fenster aus zugewunken, doch dann war es gar nicht Jette, sondern Beckie, die gerade vom Parkplatz kam.«
    Er kniff die Augen zusammen.
    »Warum fragen Sie mich das?«
    Für einen Moment erstarben sämtliche Geräusche. Bert spürte, wie sich seine Kopfhaut zusammenzog.
    Doch dann war es gar nicht Jette.
    Sondern Beckie.
    Die gerade vom Parkplatz kam.
    Das war es, was ihn beim ersten Anblick der Leiche so irritiert hatte. Die Ähnlichkeit der Toten mit Jette.
    Der Mörder hatte Beckie am Schreibtisch sitzen sehen und sie mit Jette verwechselt, die ja eigentlich Dienst gehabt hätte. Und da er Beckie hinterrücks erdrosselt hatte, war ihm sein Irrtum nicht aufgefallen.
    Er hatte ihr vermutlich erst ins Gesicht geschaut, als er das Tatwerkzeug, allem Anschein nach eine glatte Kunststoffschnur, von ihrem Hals entfernt hatte.
    Bert fühlte sich wie betäubt.
    Das bedeutete, dass Jette sich in Lebensgefahr befand. Der Täter hatte seinen Irrtum sicherlich bemerkt und würde alles daransetzen, ihn aus der Welt zu schaffen.
    »Machen Sie sich bitte keine Sorgen«, sagte er und erhob sich. »Ich möchte nur so rasch wie möglich mit allen sprechen, die etwas beobachtet haben könnten.«
    Er verabschiedete sich von dem Professor und folgte Frau Stein auf den Flur hinaus.
    »Sie glauben doch nicht, dass der Mörder Jette …« Sie wechselte die Farbe. »Oh, mein Gott.«
    Bert bat sie um die Anschrift von Beckies Eltern und ging zum Büro zurück, vor dem Röllner gerade eine Liste mit den Namen sämtlicher Heimbewohner studierte. Die Tote befand sich auf dem Weg in die Gerichtsmedizin. Die Kollegen von der Spurensicherung waren bei der Arbeit.
    Es würde noch eine Weile dauern, bis der Raum wieder betreten werden durfte.
    »Die alle abzuklappern, wird hart«, stöhnte Röllner. »Vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich hier um Demenzkranke handelt.«
    »Zwei habe ich dir schon abgenommen«, sagte Bert, »Frau Sternberg und den Professor.«
    Er beugte sich über die Liste und zeigte auf die Namen.
    Röllner zückte seinen Kugelschreiber und versah beide mit einem Häkchen.
    »Neuigkeiten?«, fragte er.
    »Möglicherweise hat der Täter das falsche Mädchen getötet.«
    »Das falsche Mädchen?«
    »Ich glaube, er hatte es eigentlich auf Jette Weingärtner abgesehen, die normalerweise heute Nachmittag Dienst

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