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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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sind.«
    »Der Termin steht noch nicht mal fest.«
    Luke spürte, wie die Erschöpfung ihn überwältigte. Die Augen fielen ihm beinah zu. Vielleicht konnten sie die Nacht über hierbleiben. Es war inzwischen fast dunkel. Die Vögel hatten aufgehört zu zwitschern. Die Stille war so schwer, dass sie den Wagen wie eine schützende Hülle umgab.
    »Gegen die Organisation sind die Bullen machtlos«, murmelte er.
    Seufzend lehnte er den Kopf an die Nackenstütze und schloss die Augen.
    »Lass uns später weiterreden, Jette. Ich würde mich gern …«
    … ein paar Sekunden ausruhen , hatte er sagen wollen, doch da merkte er schon, wie er ins Dunkel sank.
    *
    Sie wähnten sich in Sicherheit. Kristof konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Entweder, sie waren grenzenlos naiv oder ihnen fehlte jegliche Phantasie. Als wären die Mauern ihres Hauses für ihn ein Hindernis. Oder der Bulle vor ihrer Tür.
    Wenn ich wollte, würde ich euch wie Läuse zerquetschen.
    Jette war bisher nicht aufgetaucht. Vielleicht hatte sie sich verabredet, war ins Kino gegangen oder in die Disco. Dann konnte er noch lange warten. Vielleicht war sie aber auch verschwunden. Vielleicht hatte Alex den Mord an der Falschen ausgenutzt und sich mit seiner Liebsten abgesetzt.
    Kristof schlug voller Wut gegen das Seitenfenster des Sprinters. Wie hatte ihm dieser Fehler unterlaufen können?
    Reiß dich zusammen und bring das in Ordnung.
    Der Doc war aus dem Osten zurück und hatte sich mit Ron zusammengetan. Das beruhigte Kristof erheblich, denn mit seiner explosiven Mischung aus Aggression und mangelnder Intelligenz war Ron eine tickende Zeitbombe. Kristof wusste den Doc mit seiner ruhigen, kalten Überlegenheit gern in seiner Nähe, damit er die Bombe notfalls entschärfen konnte.
    Ron und der Doc trieben Schulden ein, die nichts mit Geld zu tun hatten. Eine Hand wäscht die andere. Und Kristofs Schuldner saßen überall. In der Politik, in den Führungsetagen der Wirtschaftsunternehmen und in den Büros der Staatsanwaltschaft.
    Das war der immense Vorteil weitreichender Vernetzungen. Man musste nicht zwingend zu den ganz Großen gehören. Es reichte aus, mit ihnen auf gutem Fuß zu stehen.
    Das Delegieren von Aufgaben fiel Kristof schwer. Am liebsten hätte er sich um alles selbst gekümmert, um sicher zu sein, dass es richtig erledigt wurde. Doch das war unmöglich. Er musste Prioritäten setzen. Und so hatte er beschlossen, die Überwachung des Bauernhofs nicht aus der Hand zu geben.
    Wenn die Jungs wieder zur Verfügung standen, wollte er sie strategisch günstig positionieren: Sie sollten das Haus Imke Thalheims beobachten oder Alexejs Wohnung in Köln. Je nachdem. An einem dieser Orte würde Alex auftauchen. Oder Jette. Es war nur eine Frage der Zeit.
    *
    Ich saß da und bewachte seinen Schlaf. Niemandem hätte ich in diesem Moment erlaubt, sich Luke zu nähern. Ich hätte jedem, der es versucht hätte, die Augen ausgekratzt.
    Für kostbare Minuten gehörte er mir.
    Sein Gesicht schien so friedlich und sorglos. Die Lippen waren leicht geöffnet, und wenn ich mich ganz nah zu ihm beugte, fühlte ich seinen Atem auf meiner Haut. Die Zärtlichkeit, die ich in mir spürte, tat furchtbar weh, und ich hielt erschrocken die Luft an.
    War Liebe so?
    Noch eine Weile blieb ich bei ihm, dann machte ich leise die Tür auf. Luke bewegte sich ein bisschen, veränderte seine Haltung jedoch nicht. Ich wartete, bis ich sicher war, dass er tief weiterschlief, dann stieg ich vorsichtig aus dem Wagen. Die Tür lehnte ich nur an.
    Zu dem, was ich vorhatte, gab es keine Alternative.
    Oder doch?
    Verschwinde mit ihm. Tauch mit ihm unter.
    Zwei gegen den Rest der Welt? Welche Chance hatten wir, Kristof und seinen Leuten zu entkommen? Oder der Polizei? Wie lange würde es dauern, bis jemand Luke erkennen und denunzieren würde? Oder mich, denn auch mein Foto würde ab morgen in sämtlichen Zeitungen zu finden sein.
    Die Polizei, dein Freund und Helfer? Glaubst du an Märchen?
    Wie bitter Luke das gesagt hatte. Hinter seinen Worten steckte mehr als Merles Feindseligkeit den Bullen gegenüber. Ich hatte Abscheu gespürt und tiefe Verachtung.
    Ich beugte mich zum Fenster hinunter und warf einen letzten Blick auf Lukes entspanntes Gesicht, dann ging ich langsam in die Dunkelheit unter den Bäumen. Das Handy lag schwer in meiner Hand. Es war nass von Schweiß.
    Willst du das wirklich tun?
    Ich kriegte kaum Luft, so tief ich auch einatmete.
    Das wird er dir niemals

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