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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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keinen Kampf gewinnen würde. Zu glücklich, zu zärtlich gestimmt, zu erschöpft von der Liebe.
    Luke lag neben Jette auf dem harten Holzboden. Das Tageslicht wurde allmählich dünn und ließ im Blockhaus Schatten wachsen. Er schmiegte sich an Jettes warmen Körper, vergrub das Gesicht in ihrem Haar, malte mit den Fingerkuppen Liebeslinien auf ihre Schulter.
    »Wir müssen uns anziehen«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Sie seufzte, rekelte sich und drehte sich zu ihm um.
    »Hmmm …«
    Träge hob sie die Hand und strich ihm das Haar aus der Stirn. Dann fielen ihr die Augen wieder zu.
    »Komm.« Er durfte sie nicht einschlafen lassen. Sie hatten ihr Glück schon zu lange herausgefordert. »Wenn sie uns hier finden, haben wir keine Chance.«
    Er angelte Unterhose und Hemd zwischen den Kleidungsstücken hervor, die sie achtlos hatten fallen lassen, und schlüpfte hinein.
    Endlich setzte Jette sich auf. Sie lächelte ihn an und streckte die Arme nach ihm aus.
    »Beeil dich«, drängte er leise, zurrte den Reißverschluss seiner Jeans zu und warf einen prüfenden Blick aus dem Fenster.
    »Luke?« Ihre Stimme klang gedämpft, weil sie sich gerade ihr T-Shirt über den Kopf streifte. »Ich muss mit dir reden.«
    »Dazu haben wir noch viel Zeit. Ich …«
    Zuerst meinte er, eine Bewegung am Waldrand bemerkt zu haben, doch als er genau hinschaute, entpuppte sich das, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte, lediglich als ein Zusammenspiel von Schatten und Licht.
    »… ich bring dich zuerst von hier weg.«
    Hinter sich hörte er ein Rascheln, dann legte Jette die Arme um ihn.
    »Das, was ich dir sagen möchte, kann nicht warten, Luke.«
    Der Klang ihrer Stimme hatte sich verändert, und Luke spürte ein warnendes Frösteln. Er drehte sich nicht um. Etwas würde passieren, und danach würde nichts mehr sein, wie es vorher gewesen war. Er wusste es ganz sicher.
    »Hör mich bitte ruhig an.«
    Jette lehnte den Kopf an seinen Rücken, genau an die ungeschützte, empfindliche Stelle zwischen seinen Schulterblättern.
    »Und vertrau mir. Willst du das tun?«
    Luke antwortete nicht. Jette schien sein Schweigen als Zustimmung zu verstehen.
    »Also gut«, sagte sie leise und küsste ihn hinters Ohr. »Erlaube mir bitte, den Kommissar anzurufen. Er ist der Einzige, der …«
    Luke fuhr so schnell zu ihr herum, dass Jette fast das Gleichgewicht verlor. Überrascht trat sie einen Schritt zurück.
    »Du hast versprochen, mir zuzuhören«, sagte sie, und Luke erkannte Furcht in ihren Augen. »Der Kommissar wird alles tun, um uns zu helfen. Er ist ein feiner Mensch, Luke.«
    »Er ist ein Bulle.«
    »Aber keiner von der üblen Sorte.«
    »Das spielt keine Rolle, Jette. Es reicht, dass er einer von ihnen ist.«
    »Er ist anders, Luke. Selbst Merle mag ihn ein bisschen. Du hast ihn doch schon kennengelernt und er war dir sympathisch.«
    »Jette. Bitte.«
    »Was soll das?« Sie schien jetzt richtig wütend zu sein, lief erregt hin und her und fuchtelte mit den Händen.
    »Bist du gern auf der Flucht? Macht es dich an, für den Smiley-Mörder gehalten zu werden? Ist es das? Ja? Gibt dir das einen Kick?«
    Luke seufzte und nahm ihre Hand. Jette interpretierte das als Kapitulation. Sie küsste ihn und zog ihr Handy hervor.
    »Dann darf ich ihn anrufen?«
    Lukes Leben war zurzeit kompliziert genug, auch ohne Jettes Versuch, ihm den Hals zu retten und ihm damit die Schlinge erst recht über den Kopf zu ziehen.
    »Nein.«
    »Warum willst du dir nicht helfen lassen?«
    »Weil der Kommissar mir nicht helfen kann .«
    »Er ist Polizist, Luke.«
    »Die Polizei, dein Freund und Helfer?« Luke verzog verächtlich den Mund. »Glaubst du an Märchen?«
    Damit hatte er Jette verletzt. Er bemerkte es sofort.
    »Komm«, sagte er einlenkend. »Wir setzen uns in meinen Wagen. Der Kofferraum ist voller Lebensmittel. Wir essen was und dabei …«
    »… erklärst du mir alles.«
    »Ich will es zumindest versuchen.«
    Große Erleichterung breitete sich in Luke aus, als sie endlich im Wagen saßen. Hier waren sie relativ geschützt, hatten selbst die Lichtung frei im Blick und konnten jederzeit verschwinden. So leicht würde Kristof sie nicht überraschen können.
    *
    Schon nach neun und Jette war noch immer nicht da. Merle hatte nichts gefunden, das ihr geholfen hätte, sich abzulenken. Kein Buch konnte sie fesseln und das Fernsehprogramm war öde wie lange nicht mehr. Alle paar Minuten wählte sie Jettes Nummer, aber Jette ging nicht ran.
    Mike und Ilka waren auch

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