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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Name des Toten ist Albert Kluth«, fasste Tessa das bisher Bekannte zusammen. »Ich habe seine Brieftasche mit sämtlichen Papieren in seiner Schreibtischschublade gefunden. Außer ihm wohnt noch ein Lukas Tadikken in dieser Wohnung. Beide Namen stehen unten auf dem Klingelschild und an der Wohnungstür. Albert ist – Entschuldigung: war  – zwanzig Jahre alt und studierte Jura hier in Köln.«
    »Und sein Mitbewohner?«
    Seit er den Namen Tadikken auf dem Schild neben der Haustür gelesen hatte, fragte Bert sich vergeblich, woher er ihn kannte.
    »Das ist höchst eigenartig. Man stolpert hier auf Schritt und Tritt über Informationen zu Albert Kluth, während es über diesen Lukas Tadikken, mal abgesehen von den Toilettenartikeln im Bad, so gut wie gar nichts zu geben scheint. Zwei Typen wie Feuer und Wasser.«
    Tessa verzog schmerzlich das Gesicht, als ihr bewusst wurde, wie unpassend das Wort Wasser in dieser Situation war.
    »Das Zimmer des Toten ist eine einzige Rumpelkammer. Das seines Mitbewohners dagegen ist picobello sauber und aufgeräumt. Da liegt nichts rum, das Bett ist gemacht und der Schreibtisch wirkt quasi unbenutzt. Kein Foto, kein Brief, keine Notiz. Nichts. Nicht mal ein Bild an der Wand.«
    »Hat er die Leiche gefunden?«
    »Nein. Das war ein Mädchen. Die Kollegen von der Schutzpolizei sind aus ihrer Geschichte nicht so recht schlau geworden. Offenbar steht sie noch unter Schock.«
    »Wo ist sie?«
    »Die Kollegen haben sie gebeten, sich zur Verfügung zu halten. Sie sitzt gleich vor der Tür in unserem Wagen.«
    Tessa angelte ihr Handy aus der Hosentasche.
    »Wiefinger hier. Bringt ihr die Kleine mal hoch?«
    Bert hob die Hand.
    »Wir gehen nach unten.«
    Tessa verstand sofort.
    »Wir kommen runter«, sagte sie zu dem Kollegen. »Gebt ihr dem Mädchen Bescheid?«
    Tessa war wohl noch immer ziemlich durch den Wind, sonst wäre ihr dieser Fehler nicht unterlaufen. Es waren vermutlich schon genug Leute ohne zwingenden Grund durch den Tatort gelatscht und hatten wichtige Spuren vernichtet.
    Bert wusste nicht, was sie da unten erwartete.
    Manche Menschen waren wie betäubt, nachdem sie eine Leiche gefunden hatten, andere verloren völlig die Fassung. Es gab welche, die so verstört waren, dass sie auf keine Frage antworten konnten, und andere, die nahezu hysterisch plapperten. Man konnte sich auf nichts einstellen, weil sich jeder Mensch anders verhielt. Bert hoffte, dass dieses Mädchen zu der besonnenen Sorte gehörte.
    Im Treppenhaus war es angenehm kühl. Eine verirrte Wespe surrte ihnen angriffslustig um die Ohren. Die Wände waren mit Rauputz bedeckt, an denen Flecken von jeder Menge totgeschlagener Fliegen erzählten.
    In der offenen Haustür stand ein Kollege, der sich leise mit einem Mädchen unterhielt. Das Mädchen wandte Bert und Tessa den Rücken zu.
    »Das wird die Zeugin sein«, sagte Tessa leise.
    Im selben Moment drehte das Mädchen sich zu ihnen um.
    Bert fand sein eigenes Erstaunen auf ihrem blassen, erschöpften Gesicht gespiegelt.
    »Herr Kommissar«, sagte sie und trat mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. In ihrer Stimme schwang Erleichterung mit. »Wie gut, dass Sie da sind.«
    In diesem Augenblick wurde Bert klar, woher er den Namen Lukas Tadikken kannte.
    *
    Luke hatte sich für ein Hotel entschieden, in dem kein Wert auf Formalitäten gelegt wurde, ein unansehnliches Haus mit vielleicht zwanzig Zimmern, ohne Restaurant, ohne Bar und ohne richtige Rezeption.
    Zuerst hatte er vorgehabt, seinen alten Volvo in der Nähe vom Europaplatz abzustellen, auf den die Autobahn mündete, doch dann hatte er sich für eine beliebige Straße im Industriegebiet am anderen Ende von Aachen entschieden, wo man ihn vielleicht weniger schnell entdecken würde.
    Erst jetzt kam ihm richtig zu Bewusstsein, dass er bald von zwei Gegnern verfolgt werden würde, von Kristof und dessen Leuten und von der Polizei. Die Chance, beiden zu entkommen, war gering, aber er würde sie nutzen.
    Die gelangweilte junge Frau, die ihm an einer Art Theke die Schlüssel aushändigte, warf ständig begierige Blicke auf ein Fernsehgerät, das in einem abgetrennten Kabuff hinter ihr auf einem Schreibtisch flimmerte.
    »Erster Stock, Zimmer elf«, leierte sie lustlos herunter. »Der große Schlüssel ist für die Zimmertür, der kleine für die Haustür. Das Büro ist über Nacht nicht besetzt. Frühstück ab sieben im Frühstücksraum.«
    Sie wies auf eine schwarze Glastür, hinter der man mehrere Tische mit Stühlen

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