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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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den Klingelknopf neben Lukas Tadikken und Albert Kluth drückte, zitterte mein Finger.
    »Ich habe geklingelt«, flüsterte ich.
    »Braves Mädchen«, sagte Merle.
    Es passierte nichts.
    »Keine Reaktion«, flüsterte ich.
    »Hör auf zu flüstern und läute noch mal«, schlug Merle vor.
    Wieder nichts.
    »Und?«, fragte Merle.
    »Ich könnte woanders klingeln.«
    »Tu das.«
    Ich entschied mich für den untersten Klingelknopf.
    Ein dunkles Summen ertönte, die Tür sprang auf und ich betrat den dunklen Hausflur. Mit einem Klacken schaltete sich die Beleuchtung ein, und ein Mädchen in meinem Alter guckte aus der Wohnungstür auf der rechten Seite. In der einen Hand hielt sie eine neongrüne Plastikschale, in der andern einen Schneebesen. Ihre Haare sahen aus wie zerrupftes, fast gelbes Stroh.
    »Ich möchte zu Lukas Tadikken«, erklärte ich, worauf sie nickte und wieder in der Wohnung verschwand.
    »Das war einfacher, als ich dachte«, sagte ich leise.
    »Na siehst du«, antwortete Merle.
    »Ich glaub, ich brauch dich jetzt nicht mehr. Allmählich komme ich mir albern vor.«
    »Untersteh dich, mich abzuhängen! Gerade jetzt, wo es spannend wird.«
    Ihre Bemerkung sollte witzig und unbefangen klingen, aber ich konnte deutlich den alarmierten Unterton hören. Das machte mich wieder nervös.
    »Sag mal«, flüsterte ich. »Wovor haben wir eigentlich Angst?«
    »Haben wir doch gar nicht.«
    »Oh Gott … Übrigens flüstere ich lieber weiter, damit nicht alle aus ihren Wohnungen kommen, um nachzusehen, wer da durchs Treppenhaus schleicht.«
    »Süße, da wohnen lauter Studenten. Die haben anderes zu tun, als mit dem Ohr an der Tür zu kleben, weil es sie interessiert, was die Nachbarn so treiben.«
    »Trotzdem. Ich hab keinen Bock, mich auf der Polizeiwache wiederzufinden.«
    »Wieso schnaufst du denn so?«
    »Luke wohnt im zweiten Stock.«
    In Wahrheit war es die Aufregung, denn ich hatte gerade mal die ersten Stufen genommen.
    »Deine Kondition ist unter aller Sau, Jette.«
    »Ich weiß.«
    Es half mir enorm, mit Merle zu reden. Ich hatte dadurch wirklich das Gefühl, nicht allein in diesem dunklen, muffigen Haus zu sein, und als auf halber Treppe das Licht ausging, hielt sich mein Erschrecken in Grenzen.
    Erst als ich den nächsten Lichtschalter gefunden hatte, kam mir der Gedanke, dass die ganze Aktion sinnlos war.
    »Wenn einer von beiden zu Hause wäre, dann hätte er doch auf mein Klingeln reagiert und mir aufgemacht, oder?«
    Merle antwortete nicht sofort.
    »Stimmt«, sagte sie schließlich. »Außer …«
    Mein Magen zog sich zusammen.
    Außer, er war nicht in der Lage, auf den Türöffner zu drücken.
    Die letzten Stufen stürmte ich hoch.
    Dann blieb ich abrupt stehen.
    »Merle …«
    »Was?«
    Ihre Stimme klang jetzt beinah so atemlos wie meine.
    »Die Tür …«
    »Was ist mit der Tür?«
    »Sie ist bloß angelehnt.«
    »Jette?«
    Ich gab der Tür einen leichten Schubs und sie schwang einen Spaltbreit auf.
    »Jette! Geh nicht da rein, hörst du?«
    Ich schob die Tür noch ein paar Zentimeter weiter auf. Sie öffnete sich geräuschlos.
    »Jette! Bitte!«
    »Irgendwas stimmt hier nicht«, flüsterte ich.
    » JETTE !«
    Ich ließ das Handy sinken. Merle hatte so in mein Ohr gebrüllt, dass es sich anfühlte, als wäre mein Trommelfell geplatzt. Außerdem konnte ich jetzt unmöglich mit ihr diskutieren.
    Ich hatte den kleinen Flur schon betreten. Es gab keinen Weg zurück.
    *
    Merle presste das Handy ans Ohr. In ihrer Handfläche sammelte sich Schweiß. Sie konnte Mike und Ilka in der Küche lachen hören.
    »Jette?«, fragte sie leise. »Rede mit mir!«
    Es klopfte. Ilka steckte den Kopf herein.
    Merle bedeutete ihr mit einer Handbewegung, still zu sein. Ilka blieb eine Weile auf der Türschwelle stehen und zog sich dann geräuschlos wieder zurück.
    Unruhig lief Merle vor ihrem Fenster auf und ab. Sie warf einen Blick auf das Display. Das Gespräch war nicht unterbrochen. Also blieb sie dran.
    Hätte sie Jette doch bloß davon abgehalten, dieses unheimliche Haus zu betreten, statt sie auch noch dazu anzutreiben! Wenn jetzt etwas Schlimmes passierte, war sie daran schuld.
    Melde dich endlich , dachte sie. Sag was, um Himmels willen!
    Sie hörte Jette nicht mal mehr atmen. Wenn die Verbindung wirklich noch stand, dann hatte die Freundin das Handy …
    Der Schrei ging ihr durch Mark und Bein.
    Er hörte überhaupt nicht mehr auf.
    Merle blieb wie angewurzelt stehen. Sie spürte, wie der Schrei jede Zelle ihres

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