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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Tastatur, hämmerte wütend auf die Tasten ein, als könnte ich mit roher Gewalt etwas ausrichten. Nichts geschah. Und jetzt? Was sollte ich jetzt tun? Mein Leben, mein neues, geordnetes Leben steckte irgendwo hinter dem Bildschirm, und ich kam nicht ran.
    Frustriert ließ ich den Kopf in die Hände sinken. Ich fluchte und jammerte. Ich versetzte dem Bildschirm von oben einen kräftigen Schlag. Dann versuchte ich es mit Streicheleinheiten. »Bitte«, flehte ich, »ich werde in Zukunft auch immer nett zu dir sein!«
    Wahrscheinlich hätte ich nur einen Blick ins Handbuch zu werfen brauchen, aber leider besaß ich keines. Der Computer war mir von einem Freund von Max vermacht worden. Plötzlich fiel mir die Karte wieder ein, die ich letzte Woche unter meinem Scheibenwischer gefunden hatte. Hilfe bei Computerproblemen. Damals hatte ich darüber gelacht und die Karte achtlos irgendwo hingeworfen. Fragte sich bloß, wohin. Ich öffnete die oberste Schreibtischschublade: Tampons, Kaugummis, auslaufende Filzstifte, Klebeband, Geschenkpapier, ein Scrabblespiel für die Reise, eine Hand voll Fotos, eine Packung Spielkarten, ein paar Murmeln, ein Ohrring, mehrere Gummibänder, ein Lippenstift, ein Jonglierball und ein paar Filzstiftkappen. Ich suchte in meiner Geldbörse, zwischen den Kreditkarten, den Rechnungen, den ausländischen Geldscheinen und dem Automatenfoto von Max. Ich warf das Foto weg. Keine Karte.
    Sie war auch nicht unter den Sofakissen oder in der angeschlagenen Teekanne, in der ich allerlei Krimskrams aufbewahrte, genauso wenig in meiner Schmuckschublade oder zwischen den Zeitungen, die sich auf dem Küchentisch stapelten. Wahrscheinlich hatte ich sie als Lesezeichen benutzt. Ich ging ins Schlafzimmer hinüber und blätterte die Bücher durch, die ich in letzter Zeit gelesen oder angeschaut hatte. In Jane Eyre fand ich ein gepresstes vierblättriges Kleeblatt, in einem Amsterdam-Führer einen Handzettel, der für Pizza zum Mitnehmen warb.
    Oder hatte ich die Karte einfach in meine Hosentasche gesteckt? Was hatte ich an dem Tag überhaupt angehabt?
    Ich durchsuchte sämtliche Hosen und Shorts, die in meinem Schlafzimmer und im Bad herumlagen und auf den nächsten Waschtag warteten. Schließlich wurde ich unter einem Sessel fündig. Die Karte steckte in einem Wildlederstiefel, in den sie wohl versehentlich wie ein trockenes Herbstblatt hineingeflattert war. Ich strich sie glatt und las den Text: »Probleme mit Ihrem Computer?«, stand dort in fetten Lettern. »Bei großen und kleinen Problemen stehe ich Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.«
    Darunter folgte in kleinerer Schrift eine Telefonnummer, die ich sofort wählte.
    »Hallo?«
    »Sind Sie der Computertyp?«
    »Ja.«
    Er klang jung, freundlich und hochintelligent.
    »Gott sei Dank! Mein Computer ist gelähmt. Und alles steckt in dieser Kiste. Mein ganzes Leben.«
    »Wo wohnen Sie?«
    Ich fasste wieder Mut. Großartig. Vor meinem geistigen Auge hatte ich mich das Ding schon durch ganz London schleppen sehen.
    »In Camden, ganz in der Nähe der U-Bahn-Station.«
    »Wie wär’s mit heute Abend?«
    »Wie wär’s mit jetzt gleich? Bitte! Glauben Sie mir, ich würde Sie nicht darum bitten, wenn es kein echter Notfall wäre.«
    Er lachte. Nett und jungenhaft. Irgendwie beruhigend, fast wie ein Arzt. »Ich werde sehen, was ich tun kann.
    Sind Sie den ganzen Tag zu Hause?«
    »Ja. Es wäre wirklich toll, wenn Sie möglichst bald vorbeikommen könnten.« Rasch gab ich ihm meine Adresse und Telefonnummer, bevor er es sich anders überlegen konnte. Dann fügte ich hinzu: »In meiner Wohnung sieht es übrigens verheerend aus.« Ich blickte mich um. »Ich meine, wirklich verheerend. Und mein Name ist Nadia, Nadia Blake.«
    »Bis später.«

    2. KAPITEL
    aum eine halbe Stunde später stand er vor der Tür.
    Eine unglaublich praktische
    K
    Sache. Er kam mir vor
    wie einer der Handwerker aus der guten alten Zeit, von denen mein Dad immer erzählt. Ein Mensch, der sofort ins Haus kommt, wenn etwas zu reparieren ist. Noch besser fand ich, dass er nicht wirklich aus dieser alten Zeit stammte. Er war keiner dieser mittelalterlichen, mit Klemmbrett ausgerüsteten Männern in Uniform, die mit einem Lieferwagen vorfahren, auf dem der Name ihrer Firma steht, und einem am Ende eine Rechnung in die Hand drücken, bei deren Anblick einem klar wird, dass es billiger gewesen wäre, eine neue Toilette zu kaufen, als die Verstopfung der alten beseitigen zu lassen.
    Er war ein ganz normaler

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