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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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was wiederum Mrs Wither freute, die nicht ganz so missbilligend war wie sonst. Auch Mr Wither ging es prächtig. Das Geld hatte sich wieder einmal erholt, und er hätte die Welt umarmen können. Dies zeigte er, indem er seinen vier Frauenzimmern überraschend je ein Pfund schenkte.
    Fawcuss, Annie und die Köchin waren mit den Vorbereitungen für das Sommerfest beschäftigt, das der Vikar von Sible Pelden in jedem Jahr veranstaltete. Fröhlich strickten, häkelten oder buken sie für den Wohltätigkeitsbasar vor sich hin. Saxons fröhliches Pfeifen war den ganzen Tag lang in Hof und Garten zu hören, als wäre er der gute Geist des Hauses. Polo lernte neue Kunststückchen wie »Pfötchen geben« und »Männchen machen«. Mr Spurrey schrieb, sein Rheuma sei viel besser geworden. Das Wetter war schön, und alles war so perfekt, dass es nicht ewig währen konnte.
    Die allgemeine Zufriedenheit steigerte sich noch, als am Montag eine elegant bedruckte Einladungskarte eintraf, und zwar an den ganzen Haushalt gerichtet, für den kommenden Samstag zu einer Gartenparty auf Grassmere!
    Mrs Wither studierte die Karte sorgfältig. Sie war scharlachrot mit weißer Schrift und einem kleinen Segelboot in einer Ecke. Die Karte erweckte den Eindruck, als sei sie spontan ersonnen und käme direkt in Hunderterauflage aus der modernen und teuren Druckerei der Hauptstadt, deren Stempel das gesamte Briefpapier der Springs zierte. Eine irgendwie aufregende Karte. Man dachte unwillkürlich: »Ich sollte auch mal ein bisschen mehr ausgeben und solche Einladungen drucken lassen!« Erst später wurde einem klar, dass die Party selber, das Haus, in dem sie abgehalten wurde, das Essen und die Getränke halten mussten, was die spannende Karte versprach. Und man ließ es doch lieber sein und kaufte wieder die normalen Karten.
    Tina reckte den Hals. »Auf der Rückseite steht: ›Das Personal ist ebenfalls herzlich eingeladen.‹«
    Mrs Wither drehte die Karte um. »Ja, tatsächlich«, murmelte sie. Wie aufregend. Trotzdem, ein bisschen missbilligte sie das Ganze.
    »Muss ja eine Wahnsinnsparty sein«, bemerkte Madge.
    Ich werde mein rosa Kleid anziehen, überlegte Viola, deren Glücksgefühle Aufwind bekamen, denn bald würde sie Victor wiedersehen, im sonnigen Garten seines Hauses, und von ihm selbst hören, warum er keine Zeit gehabt hatte zu schreiben und das mit dem Theater fest auszumachen. Und schon versank sie in angenehmen Träumereien über Kleider und Victor.
    »Haben Sie das gesehen, M’dam?«, fragte die Köchin, zwar sittsam, aber sichtlich zufrieden, als Mrs Wither wenig später in die Küche runterkam, um irgendeine häusliche Angelegenheit mit ihr zu besprechen. Sie reichte ihr eine andere Karte, adressiert an »Das Personal, The Eagles«, eine marineblaue Karte mit weißer Schrift, in der Ecke ein kleiner Sonnenschirm. »Vom Grassmere-Personal, M’dam. Für eine Gartenparty nächsten Samstag. Muss was Größeres sein, schätze ich, M’dam.«
    Die Köchin machte den Mund zu und senkte züchtig die Lider. Jetzt war Mrs Wither am Zug.
    »Ach ja. Ja, wir haben auch eine bekommen. Wir sind alle eingeladen, wie’s scheint. Sehr nett von Mrs Spring.« In Wahrheit fand es Mrs Wither eher seltsam und großtuerisch von Mrs Spring, hatte aber das Gefühl, sie dürfe das Verhalten der besseren Leute (zu denen sie schließlich auch gehörte) nicht kritisieren, auch wenn sie es exzentrisch fand.
    »Ist es recht, wenn Fawcuss, Annie und ich hingehen, M’dam?«, erkundigte sich die Köchin energisch.
    »Wie? Oh, ach ja, natürlich, Sie können gehen. Wir werden alle hingehen. Wir essen früh zu Mittag, nichts Warmes«, fuhr Mrs Wither, nun doch etwas munterer, fort, »und schließen das Haus ab …«
    »Saxon also auch, M’dam?«
    »Ja. Ja, Saxon auch, selbstverständlich.«
    Und sie machten Pläne für Samstag und genossen die Party schon eine Woche, bevor sie begann. Das ist einer der vielen Vorteile eines ruhigen Landlebens.
    »Na, ich kann bloß hoffen, dass sie besseres Wetter haben als wir, M’dam«, sagte Fawcuss, die gemächlich hereinkam, um eine neue Dose Vim aus einem Unterschränkchen zu holen. »Bei unserer Gartenparty war ja so ziemlich alles gegen uns, M’dam, so viel ist sicher«, fuhr Fawcuss fort und bückte sich langsam, um das Putzmittel aus seinem dunklen Verlies zu angeln, »hängt alles vom Wetter ab; auf das Wetter kommt es an, so viel ist sicher. Wenn das Wetter schön ist, dann läuft alles wie von selbst,

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