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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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hat Hetty nicht mehr gesehen, seit sie drei war, und jetzt kommt er hier angeschlichen, ausgerechnet heute, wo er weiß, dass sie volljährig geworden ist, und will sich ihr Geld unter den Nagel reißen. Das sind unmögliche Leute, Victor, vor allem die Frau. Sozialisten. Und sie haben einen Laden.«
    »Ah, jetzt weiß ich’s wieder. Willst du uns wirklich verlassen, Het? Ja, gefällt’s dir denn hier nicht mehr? Nach allem, was wir für dich getan haben?«
    »Ach, jetzt halt schon die Klappe, Vic«, mischte sich Phyllis irritiert ein. Sie setzte sich auf, um besser feuern zu können. »Das ist nicht komisch. Ich«, sagte sie zu Mrs Spring, »hab das natürlich schon lange kommen sehen, aber auf mich hört ja keiner. Ich hab immer gewusst, dass Hetty das Leben hier hasst und fortwill.«
    »Ach, halt du doch die Klappe«, sagte Hetty böse, »du musst nicht auch noch deinen Senf dazugeben, damit werden wir gut alleine fertig, herzlichen Dank auch.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst, du willst wohl bloß wieder geistreich sein, wie immer. Aber es geht mich sehr wohl was an, genauso wie jeden anderen hier. Wenn du gehst und bei diesen grässlichen Leuten haust, dann wirst du bald in einen Schlamassel geraten, und wer darf dich dann rausholen? Vic natürlich, und wie lustig das für mich wird, kannst du dir ja denken. Wenn du glaubst, ich hör mir hier alles still an, was dir so einfällt, dann hast du dich getäuscht.«
    »Wenn ich in einen ›Schlamassel gerate‹, wie du dich so schön ausdrückst (einen Schlamassel sexueller Art, etwas anderes haben Leute deines Schlags ja nicht im Kopf), dann werde ich so wieder da rauskommen, wie ich hineingeraten bin: alleine. Danke, ich brauche keine Hilfe. Von jetzt an kümmere ich mich selbst um meine Angelegenheiten, je eher ihr das begreift, desto besser für euch.«
    »Jetzt seid ihr still, alle beide«, befahl Victor, »Phyl, du hältst dich raus, du regst sie nur noch mehr auf.«
    »Ja, ja, halt bloß zu ihr!«, schrie Phyllis und sprang auf, »soll sie mich ruhig beleidigen, soll sie sagen, was sie will – du hältst ja doch immer zu ihr, schon als wir Kinder waren. Weißt du noch, als sie sich mal im Wald verirrt hat? Du hast gesagt, du musst sie suchen, und ich musste ganz allein heimgehen! Das werde ich nie vergessen – und seitdem hat sich nichts geändert.«
    »Liebe Güte. Uralte Geschichten, das auch noch. Geh jetzt rauf, sei ein braves Mädchen, und lass mich und Mutter das regeln. Du machst es sowieso nur schlimmer.«
    »Nein, das werde ich nicht , Victor, das geht mich genauso an wie dich. Ich lass mich nicht raufschicken wie ein Hausmädchen. Andauernd kommandierst du einen rum.«
    »Du doch auch … und wo wir schon dabei sind: Ich bin nicht dein Laufbursche. Ich habe kaum die Nase zur Tür reingesteckt, da bist du schon über mich hergefallen mit deinem blöden Parfüm oder was auch immer.«
    » Ach du meine Güte! Da erwartet man mal einen kleinen Gefallen …«
    »Nicht ›mal‹, das machst du andauernd! … Tu dies, tu das, schau dir das an, merk dir jenes. Ich hab’s satt.«
    »Nicht halb so satt, wie ich dich habe – du tust ja nicht mal so, als ob du dich für unsere Hochzeit interessierst …«
    »Meine Güte, das ist doch wohl auch nicht meine Aufgabe, oder? Das ist deine Sache. Ich bezahle, dafür bin ich schließlich da, oder?«
    »Da! Da! Du fängst schon wieder an! Bloß weil Dad uns den Fernsehapparat doch nicht spendieren konnte. Ich hab dein Gesicht gesehen, du warst stinksauer …«
    »Deine Schwester schuldet mir noch immer zweihundertfünfzig, die kann ich wohl abschreiben, herzlichen Dank auch.«
    »Du kriegst dein Geld schon wieder, keine Sorge«, sagte Phyllis, »und das hier auch.«
    Er starrte auf ihre vorgestreckte Hand. Auf der Handfläche lag sein Ring.
    »Los, nimm ihn … nimm ihn … das wollte ich schon lange – schon vor Weihnachten. Mein Gott, wie du mich anödest! Du … du bist so langweilig … jeden Abend dasselbe, dieselben öden Geschichten, derselbe lauwarme Schmus. Ich hab mich schon gefragt, wie ich das aushalten soll, wenn wir verheiratet sind und ich keine Wahl mehr habe.«
    Victor, bleich vor Wut, konnte nur zu seiner Mutter hinschauen, wie um zu sagen: Sieh mal, was für ein Herzchen ich beinahe geheiratet hätte!
    »Los, nimm ihn schon«, stichelte sie, »wenn du ihn nicht nimmst, dann werf’ ich ihn zum Fenster raus.«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    Er flog in hohem Bogen durch die offene Verandatür,

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