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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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er älter ist und mit einem Hund umgehen kann, schenk ich ihm vielleicht Polo. Obwohl der dann natürlich schon steinalt sein wird.
    Die junge Witwe und ihr Baby, Ned, werden nächste Woche aus Indien zurückerwartet. Das Gästezimmer ist bereits hergerichtet, ebenso das Kinderzimmer. Hughs alte Spielsachen sind aus dem Speicher heruntergeholt worden (obwohl sie wahrscheinlich noch eine ganze Zeitlang nicht gebraucht werden), und man hat gleich auch ein paar neue dazugekauft. Und Mrs Colonel Phillips kratzt ihr bisschen Urdu zusammen, denn die Aya kommt auch mit und wird es hier anfangs sicher schwer haben, die Ärmste. Mrs Colonel Phillips’ Blick fällt auf die neue weiße Gedenktafel an der Wand neben ihrer Sitzbank, und ihre Gedanken wandern seufzend in eigene Gefilde ab.
    Mr Wither, auf Madges anderer Seite, freut sich an der Hochzeit, am schönen Wetter und daran, dass wieder einmal jemand, den er sehr gut kennt, es geschafft hat, an sehr, sehr viel Geld zu kommen. Selbst Mr Wither kann nicht hoffen, je auf Victor Springs Geld aufpassen zu dürfen, aber das macht nichts, denn Victor tut das ja selbst ausgezeichnet. Ein herrlicher Anblick, Victors Geld, wie es sich vermehrt: In einem gesunden Blutkreislauf durchströmt es das Land, nie leidet es unter Herzrasen und nervösen Störungen, so wie Mr Withers Geld. Mr Wither hat sich vorgenommen, Viola über gute Anlagemöglichkeiten auszuhorchen, wenn sie das nächste Mal Mrs Wither besucht. Victor erzählt ihr bestimmt solche Sachen, der arme Kerl ist ja hin und weg, das sieht ein Blinder. Und dann Saxon; der hat ihm letztens aufmerksam zugehört, als er, Mr Wither, sein »kleines Gespräch« mit ihm geführt hat. Er darf nicht vergessen, Tina hinterher zu fragen, ob er schon etwas von dem umgesetzt hat, was er ihm geraten hat.
    Tina sitzt in der Nähe des Ausgangs, falls ihr unwohl werden sollte. Sie trägt ein diskretes, aber hübsches Kleid. Die Hochzeit interessiert sie nicht sonderlich. Natürlich freut es sie, dass Viola nun doch ihren Prinzen bekommen hat, aber noch lieber hätte sie diesen warmen Sommertag im Garten ihres schönen neuen Hauses in Maida Vale zugebracht und weiter an dem neuen Hemdchen für das Kind gearbeitet, das sie mit viel Aufwand bestickt (wie jede Frau, die noch nie ein Kind gehabt hat, kann sie sich nicht vorstellen, dass der Säugling ja mal kleckern könnte). Sie findet diese Rückkehr an die alten Schauplätze ihrer Romanze eher seltsam und, um ehrlich zu sein, sogar ein wenig langweilig. Die Gegenwart ist für Tina derzeit weit spannender als die Vergangenheit. Sible Pelden wäre vielleicht interessanter gewesen, wenn Saxon mitgekommen wäre, dann hätten sie einander lächelnd Blicke zuwerfen können, wenn sie an einem der kleinen, einsamen Sträßchen vorbeigekommen wären, die voller Erinnerungen stecken; aber Saxon ist dieser Tage viel zu beschäftigt, um auf Hochzeiten gehen zu können.
    Das eigene Heim, der eigene Ehemann und ein Kind im Bauch, das wächst und gedeiht, das ist doch das Interessanteste auf der Welt, denkt Tina. Die Aufsicht über zwei erfahrene (und gut bezahlte) Mädchen, der Haushalt, die Frage, ob der Ehemann zum Abendessen da sein wird – wie interessant, wie erfüllend eine solche Routine sein kann, wenn sie einem erst spät im Leben begegnet! Ich muss wohl die zufriedenste Frau von ganz England sein, denkt Tina. Sie benutzt absichtlich das Wort »zufrieden«, nicht »glücklich«. Sie findet, dass es ihren derzeitigen Zustand besser beschreibt. Wie gelassen sie geworden ist! Und das so plötzlich . Ist diese Freude am Alltag, an der Gesellschaft von Saxon, dieses zärtliche, aber gefasste Interesse an ihrem Baby … ist das Glück? Ist es normal, mit sechsunddreißig so gelassen und heiter zu sein?
    Ob normal oder nicht, so fühlt sie sich dieser Tage, und sie ist viel zu träge, um dagegen anzukämpfen. Manchmal sagt sie zu sich: »Ich werde immerhin bald vierzig.« Ihre Jugend, ihre Romanze, all das hat sich innerhalb von wenigen fieberhaften Monaten abgespielt, und heftige Beglückungen nehmen gemeinhin ein jähes Ende. Sie und Saxon haben großes Glück, dass sie sich ihre Freundschaft und gegenseitige Achtung bewahren konnten. Trotzdem, denkt Tina, ich wünschte, er würde keine Brille brauchen.
    Ja, die kühlen grauen Augen sind leider nicht allzu kräftig und durch zu vieles Lesen und Studieren und durch die vielen Stunden in der Fabrik in Slough zusätzlich geschwächt worden. Er hat den

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