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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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kargen Speisezimmer widerhallte, »denn ich wollte dich auch um etwas bitten. Ich möchte Fahrstunden nehmen.«
    Mr Wither zuckte kaum merklich zusammen, als sei er von einem vergifteten Pfeil getroffen worden, sagte aber noch immer nichts.
    »Was kann das schon schaden«, fuhr Tina nun etwas ruhiger fort. Auf ihren schmalen Wangen glühten zwei rote Flecken. »Saxon kann es mir in seiner freien Zeit beibringen. Davon scheint er ja genug zu haben«, fügte sie bitter hinzu, »wenn du mich fragst, reißt sich Master Saxon für seine hundert Pfund im Jahr nicht gerade ein Bein aus.«
    »Tina, du Biest«, blubberte Madge und schnäuzte sich. »Du weißt genau, wie gern ich richtig Autofahren lernen würde. Und jetzt kommst du damit an und … Wenn du sie lässt, Vater, dann darf ich aber auch einen Hund haben! Es wäre ungerecht, wenn sie Fahrstunden nehmen darf und ich …«
    »Und Tina und mir tut es schrecklich leid, dass wir uns heute zum Tee verspätet haben«, fuhr Viola keuchend dazwischen. Sie hatte sich vorgebeugt und lächelte Mr Wither mit schreckensweiten Augen an. »Aber das war nicht unsere Schuld, ehrlich. Wir sind vom Gewitter überrascht worden und mussten uns von jemandem mitnehmen lassen. Wenn wir das Auto gehabt hätten und Tina hätte fahren können, dann …«
    »Klappe, Vi«, murmelte Tina. »Vater, lass Madge doch um Himmels willen ihren Hund haben, du wirst ihn sowieso nie zu Gesicht bekommen, wenn sie ihn draußen auf dem Hof hält. Und was mich angeht, ich bin gar nicht so wild aufs Autofahren, aber es stört mich, dass Saxon die ganze Zeit bloß herumsitzt … wir könnten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, verstehst du? Ich könnte was Nützliches lernen, und er hätte was zu tun.«
    »Wo bleibt der Nachtisch?« Mr Wither hob jäh den Kopf und blickte über das Meer tränenüberströmter Gesichter auf das von Mrs Wither, die etwa fünf Zentimeter in die Höhe schoss. »Oder gibt’s heute etwa keine Nachspeise?«
    »Doch, natürlich, Lieber, es gibt Milchreis.« Mrs Wither läutete.
    Drei Minuten lang herrschte Stillschweigen, während das untersetzte Hausmädchen den Nachtisch aufdeckte. Madge wollte etwas sagen, brachte aber nur ein seltsames Geräusch heraus, das Viola ein hysterisches Schnauben entlockte. Als das Hausmädchen das Zimmer verlassen hatte, warf Mr Wither seiner Schwiegertochter zum ersten Mal einen Blick zu, einen geradezu vernichtenden Blick. Du bist es also, schien dieser Blick zu sagen, du bist es, die uns sogar vor dem Dienstpersonal blamiert. Ich hatte auch nichts anderes von dir erwartet.
    »Milchreis, meine Liebe?« Mrs Wither blickte zärtlich auf das tränennasse Gesicht ihrer Tochter. Madgie war ihr Liebling, schon immer, obwohl es natürlich nicht richtig war, ein Kind vorzuziehen.
    »Nein, danke.«
    »Tina?«
    Kopfschütteln.
    Mrs Wither schaute kühl Viola an (also wirklich, dieses Schnauben, so unfein, was sich Fawcuss denken musste). »Viola, ein wenig Milchreis?«
    »Ja, bitte«, murmelte Viola, deren Augen sich nun auch jäh mit Tränen füllten. Ach, die Abendessen mit dem Vater! Nach Ladenschluss, oben, in ihrer gemütlichen kleinen Wohnung. Sie stand am Herd und briet Tomaten, während er ihr aus der Zeitung vorlas. Ein Heim voller Licht und Wärme, Lachen und Liebe! Sie wandte den Kopf ab und starrte hinaus in den kargen Garten, über dem die Schatten länger wurden.
    Madge schluckte.
    »Vater, darf ich nun einen Hund haben oder nicht? Du kannst es mir genauso gut gleich sagen.«
    Ihr Ton war zwar ruhiger, aber es lag darin bereits die erste Enttäuschung über die bevorstehende Ablehnung, die sich auch auf ihrem verweinten roten Gesicht widerspiegelte.
    Mr Wither blickte auf. Trotz ihrer eigenen Erregung waren drei der Frauen überrascht darüber, wie alt und müde er aussah. Mrs Wither hatte es von vornherein gewusst, aber sie war ja (wie der werte Leser erfahren wird) darauf gefasst gewesen.
    »Darüber haben wir doch schon gesprochen. Nein, Madge.«
    Er schob seine noch halb volle Schüssel von sich und stand auf.
    »Vater! Du hast deinen Milchreis ja gar nicht aufgegessen«, rief seine Frau entsetzt aus.
    Er schüttelte den Kopf und ging zur Tür.
    »Und was ist mit meinen Fahrstunden, Vater?«, fragte Tina entschlossen und mit leicht erhobener Stimme. »Ich sehe keinen Grund, warum ich sie nicht haben sollte.«
    »Mach, was du willst«, antwortete er müde und verschwand.
    Tina brach in Tränen aus.
    »Tina! Was ist denn mit dir?!« Aber Tina

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