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Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
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Wither, nicht wahr?«, fuhr Miss Franklin fort. (Stimmt ja, dachte Viola überrascht. Wie schrecklich sich das anhört!) »Wissen Sie nicht mehr? Wir haben Sie neulich mitgenommen, als Sie in dieses Gewitter geraten waren. Sie haben sich doch hoffentlich nicht erkältet?«
    »Ach, nein, danke; das war wirklich nett von Ihnen.« Viola sprang über die halb im Bach versunkene Planke, die zur Behausung des Einsiedlers führte. Lächelnd kam sie auf Hetty zu.
    »Und haben Sie sich zum Tee verspätet? Ich glaube mich zu entsinnen, dass Miss Wither sich deswegen Sorgen machte.«
    »Ach, ja, allerdings, aber es war halb so schlimm – zumindest« – Viola musste an die Auftritte beim Abendessen denken –, »zumindest gab’s deswegen keinen Ärger.«
    »Komm ruhig ’n bisschen näher, Täubchen«, sagte der Einsiedler einladend. Er legte etwas Holz ins Feuer. »Zieh die Schuh’ aus und wärm deine Zehen.«
    »Unseren Zehen geht’s gut«, sagte Hetty missbilligend.
    »Macht mir jar nüscht aus, wenn ihr Löcher in den Strümpfen habt«, meinte der Einsiedler hartnäckig, »kommt ruhig ’n büschen näher, kommt, wir machen’s uns jemütlich, wa?«
    Aber er schien keine Antwort zu erwarten, denn er beugte sich wieder über seine Schnitzerei.
    »Was macht er da?«, fragte Viola leise.
    »Einen Spazierstock. Er hofft ihn (vergebens wie ich fürchte) an Ihren Schwiegervater verkaufen zu können.«
    Viola starrte sie verblüfft an. »An Mr Wither?«
    Der Einsiedler hob den Kopf. »Jenau der! An den ollen Schacko-pur-swa.«
    »Was ist denn das da am Ende?« Viola reckte ihren Schwanenhals.
    »Bärenmutter mit Jungen«, antwortete der Einsiedler und hielt den Ast mit der unförmigen Verdickung am Ende hoch. »’n Bär mit drei Jungen zwischen den Beenen. Manno! Det iss vielleicht ’ne Schufterei! Vier Beene und jedes mit’m Loch dazwischen: drei Löcher für die Jungen, noch ’n Loch zwischen den Jungen und ihrem Muttchen und lauter kleene Löcher zwischen den Beenen von den Jungen. ’ne Wahnsinns-Schufterei, kannste mir jlooben, Täubchen. Und dann noch de Ohren! Acht Ohren, alle hohl. Dafür brauch ich bestimmt den janzen Mai – und den halben Juni obendrein, wett’ ich.«
    »Ein ziemlich ambitioniertes Projekt«, flüsterte Hetty nachdenklich. Mit trägen blauen Augen musterte sie den Einsiedler, der mit untergeschlagenen Beinen im Farn saß. »Er hat erst heute Vormittag angefangen. Ich habe ihm etwas weniger Ambitioniertes vorgeschlagen, einen Apfel, zum Beispiel, oder eine Orange, aber er hat nein gesagt. Er hat dem ›ollen Schacko-pur-swa‹ versprochen, ihm einen schöneren Spazierstock zu schnitzen als den, den er jetzt hat, davon kann ihn nichts abbringen. Wie sieht der Stock Ihres Schwiegervaters denn eigentlich aus?«
    »Ach, er hat so eine Art Indianerkopf dran oder so was«, antwortete Viola vage. Aber sie musste lachen, weil Hetty lachte und weil es so schön war, sich mal endlich wieder mit jemand zu unterhalten, der im selben Alter war, selbst wenn man einen Heidenrespekt hatte, weil dieser Jemand SEINE Cousine war und so geschwollen daherredete.
    »Wie komisch. Schnitzen, meine ich«, sagte sie. »Einen Spazierstock schnitzen – das ist sicher ungeheuer schwer.«
    »Ach was, er verkauft seine Schnitzereien sogar manchmal an Autofahrer, so komisch ist das gar nicht. Er stellt sich sonntags mit einem Tablett um den Hals an die Wegkreuzung, und die Autofahrer halten an, weil sie neugierig auf ihn sind. Angelockt von seiner ungewöhnlichen Erscheinung, fallen sie dem zum Opfer, was fehlbar in uns ist – nämlich unser eigener Geschmack.«
    »Aber sie sind nicht besonders gut, diese Schnitzereien, oder?«, wisperte Viola.
    »Schlechter, als es sich das in Schnitzwaren unerfahrene Auge je vorstellen könnte«, antwortete Hetty gedehnt, »aber die Autofahrer sind wohl geblendet von einem Objekt, das ausschließlich von Hand gemacht ist, da alle Objekte, denen sie im Alltag begegnen, entweder das Werk von Maschinen sind oder aus der Dose kommen. Sie sind so geblendet, dass sie davon ausgehen, ein Objekt sei allein deshalb begehrenswert, weil es von Hand gemacht wurde, und deshalb kaufen sie es.«
    »Ach«, sagte Viola. Und nach einer Pause: »Aber wo hat er denn Schnitzen gelernt?«
    »Er sagt, er hat früher in der Carlotti Modell gestanden.«
    »Was ist denn das?«, fragte Viola, die sich nie scheute, ihre Unkenntnis zu zeigen, und die gar nicht wusste, wie rar so etwas ist.
    »Eine berühmte

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