Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sommernachtsball

Der Sommernachtsball

Titel: Der Sommernachtsball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gibbons
Vom Netzwerk:
Verstört kam er näher. Er hatte das schreckliche Gefühl, dass sich da eine teuflische Verschwörung gegen ihn zusammenbraute, wie ein Gewitter aus heiterem Himmel, die ihn am Ende zwingen würde, diesem Taugenichts ein Pfund fünf Shilling auszuhändigen. »Ich will nichts von Ihnen; ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Spazierstock. Ihr Auftrag.« Der Einsiedler hielt BÄRENMUTTER MIT JUNGEN hoch. »Sachen Se bloß nich, Sie erinnern sich nich mehr an unseren kleinen Schwatz, draußen vor dem Green Lion. Sie haben jesacht, dass Sie unzufrieden mit Ihrem Spazierstock sind, und ich hab jesacht, ich mach Ihnen für dreißig Shilling ’nen bess’ren? Das wissense doch noch; klar wissense det noch.«
    »Nein, ich weiß gar nichts «, entgegnete Mr Wither, nun ernstlich erzürnt. »Ich hab nichts dergleichen gesagt; ich habe gar nichts gesagt, das ist alles eine schändliche Lüge. Ich werde mich bei der Stadt über Sie beschweren, Falger. Diesmal sind Sie zu weit gegangen.«
    »Ich hoffe, Sie hab’n schönes Wetter für Ihre Party«, rief der Einsiedler dem aufgebracht davonstürmenden Mr Wither nach. Dann, lauter, da Mr Wither schon ein Stück entfernt war: »Wie jeht’s Ihrer Jüngsten mit ihren Fahrstunden, he? FAHRSTUNDEN , DASS ICH NICH LACHE !« (In einer Lautstärke, dass die Blätter erzitterten.)
    Die letzte Bemerkung bekam Mr Wither nur teilweise mit, aber selbst wenn er sie ganz verstanden hätte, hätte er sie für nichts weiter als eine typische Impertinenz des Einsiedlers gehalten. Wenn es sich dabei um Viola gehandelt hätte, das wäre was anderes – bei der wusste man nie, aber Tina und Madge? Die beiden waren zwar in vieler Hinsicht höchst unvollkommen, aber sie würden sich nie auf etwas Unanständiges einlassen. Dafür kannte er sie viel zu gut.
    Nein, die andere Bemerkung des Einsiedlers irritierte ihn viel mehr. Woher wusste dieser Bursche von seiner Gartenparty? Hatte Saxon geschwatzt? Nein, Mr Wither glaubte sich zu erinnern, dass Saxon einmal zu den Hausangestellten gesagt hatte, der alte Falger sei eine Schande. Mit einer Schande würde Saxon nicht reden; er war ein guter Diener, machte sich in letzter Zeit immer besser.
    Und so betrat Mr Wither trotz seines Ärgers über den Einsiedler in heiterer Stimmung das Haus.

15. KAPITEL
    Am Tag der Gartenparty herrschte schönes Wetter. Zumindest am Morgen. Gegen Mittag braute sich etwas am Himmel zusammen, und eskam Wind auf. Mr und Mrs Wither waren höchst verstimmt. Mrs Wither meinte, das Wetter hätte auch halten können . Sie ging nach unten in die Küche und versetzte Fawcuss, Annie und die Köchin mit der Ankündigung in Aufregung, sie müssten die Tische mit Saxons Hilfe rasch ins Wohnzimmer schaffen, falls es doch noch regnen sollte.
    Da sie ohnehin schon verstimmt waren, weil Mrs Wither für einen Teil des Buffets eine Gastronomiefirma engagiert hatte, anstatt die Zubereitung ganz der Köchin zu überlassen, waren sie nur allzu gern bereit, sich in Aufregung versetzen zu lassen. Wie drei gekränkte Elefantendamen watschelten sie in ihren farbigen Schürzen in der großen sauberen Küche umher, sagten »jawohl, M’dam«, »nein, M’dam« und »sehr wohl, M’dam« und achteten mit übertriebener Sorgfalt darauf, nicht mit Mrs Wither zusammenzustoßen, die verloren in ihrer Mitte stand. »Verzeihung, M’dam«, »danke, M’dam«, »darf ich, M’dam?« Nachdem Mrs Wither ihre Anweisung sicherheitshalber noch drei Mal wiederholt und ihr gutes Werk damit vollendet hatte, kehrte sie ins Morgenzimmer zurück, wo sie Mr Wither in tiefste Verzweiflung versunken vorfand: Das Geld hatte einen Rückfall erlitten.
    Madge streckte ihren massigen Schädel herein. »Was soll ich heute Nachmittag mit Polo machen? Soll ich ihn frei rumlaufen lassen? Ich weiß, dass ihm das gefallen würde; er liebt Menschen.«
    »Lieber Himmel, nein«, rief Mr Wither aus, für einen Moment aus den Abgründen seiner Verzweiflung gerissen. »Wer will auf einer Gartenparty schon die ganze Zeit einen Hund zwischen den Füßen haben.«
    »Aber Doktor Parsham bringt Chappy ja auch mit«, entgegnete Madge trotzig.
    Mr und Mrs Wither taten ihr Entsetzen mit einer Reihe von erstickten Lauten kund.
    »Er will Chappy mitnehmen? Wer sagt das?«
    »Er. Hab ihn heute früh beim Gassigehen getroffen. Meinte, du hättest sicher nichts dagegen, da Mrs Parsham nicht da ist und Chappy die neue Haushaltshilfe nicht so recht mag. Das geht doch, oder? Ich hab jedenfalls gesagt, es

Weitere Kostenlose Bücher