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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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weitere Namen. Natürlich waren da noch andere gewesen. In der Anfangsphase hatte es sich um eine Ermittlung in großem Stil gehandelt. Aber alle waren Männer. Keine einzige Frau war beteiligt gewesen. Wahrscheinlich weil es damals kaum Frauen bei der Polizei gegeben hatte. Vielleicht hatte auch niemand gefunden, dass es besonders wichtig war, gerade in diesem Fall eine Frau dabei zu haben.
    Hatte das Mädchen in der Wohnung Recht? Ging es darum, herauszufinden, wer Ylva Malmberg gewesen war? Lag das Rätsel, das die Kollegen damals nicht gelöst hatten, in Ylvas Persönlichkeit verborgen? Elina verwarf diesen Gedanken. Die Schlussfolgerungen wären abwegig gewesen. Dann hätte man genauso gut behaupten können, ihr Tod wäre vom Schicksal bestimmt oder ihre eigene Schuld gewesen. Aber konnte man nur die äußeren Umstände betrachten? Es gibt Menschen, die sich bewusst einer Gefahr aussetzen. Bergsteiger und Kriegsberichterstatter. Andere suchen soziale Umfelder und Menschen auf, wo sich die Gefahr der Gewalt vervielfacht. Einige werden Opfer ihrer eigenen Entscheidungen. Sie nähern sich freiwillig dem Tod.
    Elina besaß etwas, was den Ermittlern damals gefehlt hatte. Sie besaß die Augen einer Frau. Wenn sie diese nutzte, entdeckte sie vielleicht etwas, das die anderen übersehen hatten. Sie würde Ylva sehen können.

11. KAPITEL
    Kari zog beim Anblick des Polizeipräsidiums die Schultern ein. Die Angst verzehrte sie von innen, höhlte sie förmlich aus. Es blieb nur eine zerbrechliche Hülle, die beim kleinsten Schlag einen Sprung bekommen würde. Sie hatte das Gefühl, bereits ihr ganzes Leben lang Angst gehabt zu haben. Jedoch ohne zu wissen, wovor. Der Polizeibeamte führte sie in ein Zimmer. Er wirkte desinteressiert und würdigte sie kaum eines Blickes, sondern schob ein paar Papiere, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen, hin und her. Er legte ein Blatt umständlich auf ein anderes, dann ein drittes darunter.
    »Mal sehen … Verdacht auf Drogendelikt, gemeldet vom Zoll, genauer gesagt vom Zoll am Flughafen Arlanda. Sie kamen aus Hanoi, das liegt wohl in Vietnam, und der Spürhund gab in der Nähe ihrer Taille kräftig Laut. Was bedeutet, dass Ihre Kleider oder Ihr Körper mit Rauschgift in Kontakt gekommen sein müssen. Stimmt das?«
    »Was? Dass der Hund an mir herumgeschnüffelt hat?«
    »Das wissen wir bereits. Ich meine den Kontakt mit dem Rauschgift. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Nein. Ich hatte keine Drogen bei mir.«
    »Dann möchte ich Sie davon unterrichten, dass der Spürhund ein Stück Plastikfolie auf einer Toilette gefunden hat, die neben der Gepäckausgabe liegt. Im Labor haben wir festgestellt, dass sich auf der Folie Spuren von Cannabis befinden. Wissen Sie etwas von dieser Folie?«
    »Nein«, flüsterte Kari.
    »Dann will ich Sie weiterhin darüber informieren, dass auf der ebenerwähnten Folie ein Fingerabdruck sichergestellt wurde. Wollen Sie immer noch behaupten, dass Sie diese Folie nicht bei sich hatten?«
    »Darüber weiß ich nichts.«
    »Dann muss ich Sie bitten, mitzukommen, damit wir Ihre Fingerabdrücke nehmen können.« Er erhob sich, und gab Kari ein Handzeichen, ihm zu folgen. Willenlos folgte sie ihm auf den Korridor. Er wirkte unendlich lang.

12. KAPITEL
    »Ich habe bereits gepackt«, sagte er. »Wir können sofort fahren.«
    Robert fragte nicht einmal, was sie zu diesem schnellen Entschluss bewegt hatte. Sie hatte bei ihm geklingelt, und als er geöffnet hatte, hatte sie nur gesagt: »Wir fahren.« Sonst nichts. Dann: »Ich muss noch packen.«, und war die Treppe wieder hinuntergegangen. »Ich warte in einer halben Stunde unten mit dem Auto auf dich«, hatte er ihr hinterher gerufen.
     
    Aufgekratzt legte er ihre Reisetasche in den Kofferraum. Er schien es als lustiges Unterfangen zu betrachten, sich ins Auto zu setzen und einfach loszufahren.
    »Schau mal«, sagte er und deutete. »Meine Mutter hatte ein Zelt, Luftmatratzen und außerdem noch zwei Schlafsäcke. Praktisch, was? Wenn wir keine Lust haben, das Zelt aufzustellen, können wir einfach im Auto schlafen.«
    Schweigend fuhren sie auf der E 4 nordwärts. Robert machte das Radio an und stellte einen Hiphop-Sender ein. Mit fragender Miene wandte er sich an sie. »Nicht meine Musik«, meinte sie. »Aber lass ruhig an. Ich sag schon Bescheid, wenn mir die Ohren wund werden.«
    Es war zwölf Uhr, als sie bei Norrtull die Stadt hinter sich ließen. Es war recht viel Verkehr, aber kein Polizeiauto in

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