Der Sonntagsmann
das wie ein Geschenk des Himmels. Ich merkte, wie sehr es Berit gefreut hat, als Ihre richtigen Eltern unauffindbar blieben. Dann gab es ein ziemliches Hin und Her, bis Reidar und Berit Sie adoptieren durften. Sie waren schließlich schon recht alt. Aber zu guter Letzt klappte es dann.«
Robert öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, zögerte dann aber. Er wollte Kari nicht unterbrechen. Der Pfarrer bemerkte das und sah ihn an. Robert fasste sich ein Herz.
»Wo sollen wir am besten mit der Suche anfangen?«, fragte er.
»Das wird nicht leicht. Vielleicht weiß die Polizei etwas. In ihren Akten müsste schließlich etwas stehen. Und in der Adoptionsfrage hat das Jugendamt entschieden.«
»Die Polizei?«, fragte Robert.
»Hier in Ramberg gibt es eine Wache. Die ist auch für Flakstad zuständig. Fragen Sie dort. Und beim Jugendamt. Besuchen Sie auch das Gemeindeamt in Ramberg. Obwohl ich fürchte, dass Ihnen das alles nicht sehr viel weiterhelfen wird. Dort erreichen Sie wahrscheinlich nichts. Leider. Aber haben Sie schon mit Johannes gesprochen?«
»Wer ist das?«, fragte Kari.
»Der Mann, der heute in dem Haus wohnt.«
»Wir haben es versucht«, sagte Robert. »Aber er war nicht sonderlich gesprächig.«
»Johannes ist ein Eigenbrötler. Versuchen Sie es einfach noch einmal.«
»Warum wohnt er in unserem Haus?«, fragte Kari. Ihre Stimme klang vorwurfsvoll. Als gehöre das Haus immer noch ihr, als sei der Mann in dem Haus ein Eindringling.
»Er zog dort ein, als Reidar starb, und sie mit Ihrer Mutter nach Schweden zogen. Er und seine Frau. Sie ist inzwischen gestorben. Ich weiß nicht, was er mit Ihrer Mutter vereinbart hatte.«
Schweigend saßen Robert und Kari nebeneinander im Auto. Robert wagte nicht zu fragen, woran sie dachte. Sie wirkte verbissen.
»Stell dir vor, wenn die Polizei jetzt meinen Führerschein sehen will?«, meinte Robert, als sie vor der Wache parkten.
»Warum sollte sich ein norwegischer Polizist Gedanken über deinen Führerschein machen?«, wollte Kari wissen. Sie klang verärgert.
Sie stiegen aus und blieben vor der Tür stehen. » Sind im Einsatz «, stand auf einem handgeschriebenen Zettel, darunter eine Handynummer. Als sie sich gerade zum Gehen wandten, fuhr ein Streifenwagen vor. Ein Polizist mit Kurzhaarschnitt. Mitte dreißig, stieg aus.
»Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte er. Kari brachte stockend und unzusammenhängend ihr Anliegen vor.
»Es müsste eine Akte existieren«, meinte der Polizist, nachdem er ihr ein paar Fragen gestellt hatte. »Es müsste eine Ermittlung darüber geben, wie Sie auf der Treppe der Solbakkens gelandet sind und wer Ihre richtigen Eltern gewesen sein könnten. Aber wenn das fünfundzwanzig Jahre her ist … dann liegt die Akte nicht hier, sondern in Svolvsær. Ich werde veranlassen, dass man sie heraussucht und hierherschickt. Kommen Sie einfach in ein paar Tagen noch mal wieder.«
Robert zupfte vorsichtig an Karis Pullover. Er wollte gehen, bevor der Polizist auf die Idee kam, sich danach zu erkundigen, woher sie kamen. Als sie bereits im Wagen saßen, kam der Polizist noch einmal zu ihnen. »Ich bin hier inzwischen der einzige Polizist«, meinte er. »Aber damals gab es mehrere. Ich weiß nicht, wer sich um Ihren Fall gekümmert hat, aber einer der Kollegen von damals wohnt in dem Haus da drüben.«
Er deutete auf ein weißes Holzhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »Versuchen Sie es da«, meinte er. »Jan Egil ist eigentlich immer zu Hause, wenn kein Wetter zum Fischen ist.«
Der Mann, der ihnen die Tür öffnete, erinnerte Robert an einen Holzklotz und erweckte den Eindruck von Unerschütterlichkeit. Ein weiteres Mal erklärte Kari, wer sie war, jetzt mit etwas größerer Sicherheit. »An Sie erinnere ich mich«, sagte der Mann. »Ich heiße Jan Egil Laursen. Ich habe die Ermittlung damals zwar nicht geleitet, aber kommen Sie trotzdem rein. Sie können die Schuhe anbehalten.«
Kari und Robert betraten ein Wohnzimmer, die Wände waren mit Fotos des alten Polizisten bedeckt, auf denen er entweder mit einem Dorsch oder einem Lachs in den Händen zu sehen war. Ich darf wohl dreimal raten, welches Hobby der hat, dachte Robert.
»Ein Kollege von mir hat sich damals um die Sache gekümmert«, sagte Laursen. »Nach der Pensionierung ist er nach Oslo gezogen. Aber ich weiß, dass er in Ihrem Fall nichts erreicht hat.«
»Hatten Sie denn gar keinen Verdacht?«, fragte Kari vorsichtig.
»Es gab alle möglichen
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