Der Sonntagsmann
einmal sehr geholfen. Ihre Informationen haben es uns ermöglicht, einen Mörder zu fassen und das Leben eines Menschen zu retten.«
Ersteres war halbwegs wahr, der dreifache Mörder Olavi Andersson hatte dank einer recht trivialen Information des Landesarchivs rascher ausfindig gemacht werden können. Dass sich dadurch auch ein Leben hatte retten lassen, war jedoch stark übertrieben.
»Das wusste ich nicht«, sagte die Frau. »Aber das freut uns natürlich. Wir sind Ihnen gerne auch weiterhin behilflich, das ist schließlich auch unsere Aufgabe.«
Elina kam sich wie eine ungewöhnlich nette Hochstaplerin vor.
»Es mag vielleicht seltsam klingen, aber dieses Mal habe ich tatsächlich ein sehr ähnliches Anliegen«, fuhr sie fort und versuchte, ihrer Stimme einen vertraulichen Ton zu verleihen. »Es geht um eine Mordsache. Ich habe eine lange Liste mit Namen und müsste wissen, wo all diese Leute seit 1979 gewohnt haben.«
»Um wie viele Namen geht es denn?«
»Um vierunddreißig.«
»Wie Sie vielleicht wissen, sind Adressen erst ab 1991 im Computer der Meldebehörde gespeichert. Die älteren haben wir hier.«
»Ich weiß«, sagte Elina. »Ich wollte Sie daher auch bitten, sämtliche Adressen der betreffenden Personen von 1979 bis 1991 herauszusuchen. Nach 1991 kann ich selbst suchen. Leider ist es sehr eilig.«
»Vierunddreißig Personen. Das ist recht aufwändig. Andere Dinge haben eigentlich Vorrang. Aber wenn Sie sagen, dass es eilt, werden wir Ihnen natürlich wieder behilflich sein. Und wenn ich schon einmal dabei bin, kann ich auch gleich die neueren Angaben bis zum jetzigen Datum heraussuchen. Bei mir geht’s vielleicht schneller, ich habe da Routine.«
»Das wäre wirklich zu freundlich. Soll ich Ihnen die Namen durchfaxen?«
»Sie können mir auch eine E-Mail schicken. Dann kann ich Ihnen die Informationen gleich wieder zurückmailen. Aber damit bin ich vermutlich den Rest des Tages beschäftigt.«
Ich sollte ihr einen Blumenstrauß schicken, dachte Elina, nachdem sie aufgelegt hatte. Sie sah sich die Liste an. Es gab bereits jetzt einiges zu tun. Elf der vierunddreißig Personen hatten in Uppsala gewohnt, und die übrigen dreiundzwanzig waren zum Zeitpunkt des Mordes in Västerås oder Sala gemeldet gewesen. Es zeigte sich, dass gut die Hälfte immer noch am selben Ort wohnte, der Rest war über ganz Schweden verteilt. Zwei waren im Register nicht mehr zu finden, sie waren entweder tot oder ins Ausland verzogen.
Das wird Zeit kosten, dachte sie und trommelte mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte. Sie hob den Hörer ab und wählte die Nummer einer Nebenstelle. »Hast du Zeit für ein Gespräch?«
Henrik Svalberg öffnete ihre Tür, nachdem er leise geklopft hatte. Er setzte sich auf den Besucherstuhl. »Wie sieht’s aus?«, fragte sie. »Gut. Und bei dir?« Sie nickte. Die Begrüßungsfloskeln brachten sie immer rasch hinter sich.
Sie reichte ihm den Ausdruck. »Du weißt doch, woran ich arbeite, nicht wahr?«
»So in etwa«, antwortete er. »Du versuchst einen Mordfall zu lösen, der bald verjährt. Und außerdem tust du dein Möglichstes, um Jönsson zu provozieren.«
»Letzteres ist keine Kunst«, erwiderte sie. »Das erste ist weitaus schwieriger. Und die Zeit ist knapp. Könntest du mir bei einer Sache behilflich sein? Nur heute?«
Er wiegte unentschlossen den Kopf hin und her. »Ich habe ein paar Ermittlungen laufen, die abgeschlossen werden müssen. Aber klar, etwas Zeit hätte ich vielleicht trotzdem. Worum geht es denn?«
»Das ist die Liste der Männer, mit denen mein Mordopfer zu Lebzeiten zu tun hatte. Sie hieß Ylva Malmberg. Einige Monate vor ihrer Ermordung hat sie ein Kind zur Welt gebracht, eine Tochter. Das Kind verschwand zum Zeitpunkt des Mordes und ist nicht wieder aufgetaucht, weder tot noch lebendig.«
Henrik Svalberg zog die Brauen hoch, sagte aber nichts.
»Außerdem wusste und weiß niemand, wer der Vater war«, fuhr Elina fort. »Meine Theorie lautet, dass der Vater der Mörder ist. Zum einen, weil das rein statistisch recht wahrscheinlich ist, und zum zweiten, weil die Tatsache, dass sie den Vater geheimgehalten hat, darauf hindeutet, dass irgendetwas nicht so war, wie es sein sollte. Um mich kurz zu fassen, ich suche nach Vater und Mörder in einer Person.«
Sie deutete auf die Liste, die Svalberg auf den Knien liegen hatte.
»Die Liste umfasst vierunddreißig Namen. Aus den Akten geht nicht hervor, dass der Vater darunter ist.«
»Aber diese Liste
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