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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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würde sie seine Kraft gegen ihn selbst richten. Seine Taten hatten ihn eingeholt.
    Sie betrachtete Ulf Nyman. Er schwitzte. Was sollte er über Ylva sagen? Was sollte er sagen?
    Elina wartete. Sie hatte nichts gegen ihn in der Hand, außer diesen Umschlag. Jedenfalls nicht, solange sie nicht beweisen konnte, dass er auch den Brief an Ylva geschickt hatte. Mit einem Fingerabdruck oder mit Hilfe der DNA. Heute gab es noch keine Beweise, keine Belege, keine handfesten Spuren. Aber das wusste er nicht. Sie würde ihn in dem Glauben lassen, dass sie alles wusste. Das war ein heikler Balanceakt. Ein kleiner falscher Schritt und einer von ihnen würde abstürzen. Sie hatte vor, ihm den ersten Schritt zu überlassen. Aber sie machte sich keine Sorgen. Falls sie Nymans Fingerabdruck auf dem Umschlag an Ylva fanden, hatte sie morgen noch eine zweite Chance.
    »Haben Sie sie getroffen?«, fragte er. Elina verstand nicht, wen er meinte.
    »Also …« Er warf einen Blick auf die Kopie.
    »Ja«, erwiderte Elina. »Ein sehr hübsches Mädchen.«
    Er nickte langsam. »Grace weigerte sich, abtreiben zu lassen. Sie dachte nur an sich und es war ihr egal, dass sie damit mein Leben zerstören konnte. Diese Abmachung war das Einzige, was mich retten konnte.«
    »War es bei Ylva genauso? Weigerte sie sich auch zu tun, was Sie ihr sagten? Und dann lief alles aus dem Ruder?«
    Er schwieg. Er musterte die Kopie des Umschlags. Nach einer Weile blickte er wieder auf. »Ich glaube, es ist jetzt Zeit für einen Anwalt«, sagte er.
    »Dann sehen wir uns morgen um neun wieder hier«, entschied Elina und erhob sich.

46. KAPITEL
    Sie hatten im Verlauf des Tages mehrmals bei ihm angeklopft, aber niemand war zu Hause gewesen.
    Jetzt war es dunkel, und sie saßen vor Bjerres dunklem Haus im Auto.
    »Er scheint verreist zu sein«, sagte Robert. »Vielleicht sollten wir aufgeben.«
    Kari kaute auf ihrem Daumennagel. »Wie lange sind wir jetzt schon in Norwegen?«, fragte sie. »Doch bestimmt schon ganz schön lange.« Sie beantwortete damit ihre eigene Frage.
    »Vielleicht kommt er ja heute Abend. Oder morgen.«
    »Vielleicht«, sagte Robert.
    Kari drehte sich zu ihm.
    »Kannst du nicht in sein Haus einbrechen? Und sehen, ob du etwas findest? Ich habe das Gefühl, dass sich dort irgendwas verbirgt.«
    Robert sah sie verblüfft an. Hatte er recht gehört?
    »Dort verbirgt sich etwas«, fuhr sie fort. »Warum sollte sonst jemand versuchen, uns abzuschrecken? Die Sache mit dem Zelt ist passiert, nachdem wir Johannes nach Leif Oskar gefragt hatten. Und diese Sache draußen im Boot war auch sehr seltsam. Ich glaube, Johannes will nicht, dass ich Leif Oskar treffe.«
    »Bist du vollkommen übergeschnappt? Sollen wir da wirklich einbrechen?«
    »Bei der Sozialbehörde ging das doch auch, oder? Und wenn du mich dazu bringen kannst, auf einen Berg zu klettern, dann kannst du doch wohl auch in ein Haus reinkommen. Ich halte Wache.«
     
    Um halb elf am selben Abend waren sie wieder zurück. In einiger Entfernung leuchtete eine Straßenlaterne. Die Lampen der Nachbarhäuser waren gelöscht. Es stand immer noch kein Auto in Bjerres Auffahrt. Zwischen den Vordersitzen lag die Taschenlampe, die Robert an einer Tankstelle gekauft hatte.
    »Und wenn er eben gerade nach Hause gekommen ist?«, meinte Robert. »Sollten wir nicht erst mal anklopfen?«
    Kari antwortete nicht. Sie hielt den Blick beharrlich auf das Haus gerichtet. »Was meinst du?«, fragte Robert.
    »Ich gehe rein«, sagte sie.
    »Du?«
    »Du weißt doch gar nicht, wonach du suchen sollst.«
    »Das weißt du auch nicht.«
    »Nein, aber wenn ich es sehe, dann erkenne ich es wieder.«
    »Das ist gefährlich.«
    »Für mich auch nicht gefährlicher als für dich.«
    Sie betrachtete wieder das Haus. »Wenn er mein Vater ist, dann hat er vielleicht ein Foto von mir. Vielleicht gibt es auch Briefe an Reidar und an Mama. Oder andere Unterlagen. Danach will ich suchen.«
    Sie öffnete die Autotür. »Ich mache das jetzt.«
    »Warte«, sagte er. »Du weißt doch gar nicht, wie man ein geschlossenes Fenster aufkriegt. Lass mich das machen, danach kannst du reingehen.«
    Kari setzte sich wieder ins Auto. Robert nahm einen Schraubenzieher und ging um das Haus herum. Nach zwei Minuten war er zurück.
    »Die Terrassentür. Ich musste sie nicht mal aufbrechen. Ich musste nur einen Haken an der Innenseite anheben.«
    Sie öffnete die Tür auf ihrer Seite, aber er hielt sie auf.
    »Was soll ich tun, wenn er kommt?«
    Sie

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