Der Sonntagsmonat
er bevollmächtigt ist.
Wie vieles ist ausgelassen worden – rückblickend sehe ich es, sogar in Sachen der mit Eifer behandelten sexuellen Details. Die bestürzend festen Brüste der Teenagerbraut zum Beispiel und ihre unangenehme Vorliebe, sie mir ganz in den Mund zu stopfen, so daß meine alten Kinnbacken schmerzten. Und die hagere Geschiedene, deren buschiges Schamhaar das einzig Vorstehende an ihr war und, von der Seite betrachtet, aussah wie der kecke Pompon eines Pudels. Wohingegen Frankies Haar in flachen säuberlichen kleinen Spiralen lag, so flach und säuberlich, daß es fast aussah, als wären sie auf das geschmeidige Pergament ihres Leibes gemalt. Und noch viele andere Einzelheiten dieser Art, die meiner verstohlenen Schaustellung geschmuggelter Ikonen womöglich Plausibilität und moralisch überzeugende Substanz verliehen hätten.
Auch ist das Ende noch ungewiß. Ich rechne nicht damit, eine auf mich wartende Gemeinde vorzufinden, wenn ich zurückkehre. Ned ist im Amt; die androgynen, homogenisierenden Liberalen der Welt sind im Amt, und unser amerikanisches Imperium gibt höflich nach, um zu demonstrieren, wie recht sie haben. Der Osten, der Staub zwischen den Sternen, wird die Oberhand gewinnen. Alicia wird, schätze ich, nicht da sein; Ned wird sie – aus eigenen, vorweggenommenen Gründen – nicht wieder eingestellt haben, und so wird es bei der Entlassung, bei meiner klaren Entscheidung für das Wort, das eine hübsche Liturgie ausschließt, bleiben. Mein letzter Barthscher Akt. Alicia, sehe ich jetzt, war wie jene überfließenden goldenen Nachmittage der Jugend, die wir dennoch nicht noch einmal erleben möchten, weil wir nicht wieder der Knirps, der von Allergien geplagte, machtlose junge Mann sein möchten, der sie genoß.
Mit Frankie und Jane ist es weniger klar. Ich strebe in beiden Frauen empor, so wie auf einem surrealen, in Punktiermanier ausgeführten Bild von Dore ein faunischer Leidender sich in einem durchsichtigen Höllenkatarakt von verschlungenen Falten und treppengeländerartigen Windungen emporzukämpfen versucht. Die eine ganz Ethik, die andere ganz Glauben – und ich dazwischen. Nein. Die Formulierung erweist der Wirklichkeit einen schlechten Dienst: es gibt da etwas Entschlossenes, Praktisches, fest Verbundenes, Zweckmäßiges in unserem Leben, etwas Olfaktorisches und Stummes, das sich den binomischen Formulierungen unseres Verstandes entzieht. Ich kann kaum glauben, daß irgendeine Frau auf mich wartet. Es ist, als sei das überbevölkerte grüne Land, das ich verließ, verdorrt und Wüste geworden – durch den gleichen Prozeß, der die nackte Einöde hier für mich angefüllt hat mit Gewohnheiten und Vergnügungen, Zuneigungen und Namen und interessanten Blumen.
Und doch … Es ist in wenigen Minuten Mittag. Ein Golfspiel erwartet mich, wenn auch nicht mit der Unschuld und dem Anschein unbegrenzten Entkommens, die es für mich hatte, ehe ich vor einigen Tagen jene Seiten schrieb, auf denen ich das Spiel und meine Gefährten (nicht ganz überzeugend, fürchte ich – noch immer reizt Altruismus meine Hohlorgane mit einem schrecklichen Most der Vergeblichkeit) in diesen entstellten und traurig stimmenden Rechenschaftsbericht hineinnahm. In wenigen Tagen werde ich sie verlassen. Zu Hause wird es kalt sein. Mein Vater wird mich mit einem anderen Namen begrüßen, und meine Kinder werden nach ihren Mitbringseln fragen. Jane – ihr Gesicht ist leer. Frankie ist fortgezogen, ihre Liebe zu mir ist Selbstbefriedigung geworden, Selbstbetrachtung, Liebe in Liebe verliebt.
Schwindlig und krank im Kopf trat ich gestern abend nach einem Pokerspiel, das – aus Rache für meinen morgendlichen Versuch, den Reiz des Pokerns zu beschreiben – quälend langweilig gewesen war, aus dem Omega dieser Zuflucht in die Nacht hinaus, um meine drohend bevorstehende Freiheit zu proben. Ich sah zu den Sternen auf – so nahe und milde glänzend in dieser Himmelsgegend und doch so starr und fest in ihrem Nachtgewölbe –, und ich fühlte einen Augenblick lang – als wäre die Drehung der Erde einen Augenblick lang spürbar geworden – jenes unbegreifliche Partikelchen oder Quäntchen in mir, das mich hier, in diesem Universum, zu einem Fremden macht. Ein Quäntchen, nicht größer als eines Grades Bogenmaß, doch lebendig, und mein, mein Schatz.
O Herr, wie ist die Schöpfung von Trauer umfangen! Ist es unsre oder Deine?
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Meine Brüder, unser heutiger Text stammt von dem
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