Der Spezialist: Thriller

Handschuhfach, nahm einen silbernen Ohrhörer mit einem fünf Zentimeter langen Stabmikrofon heraus und setzte ihn ins linke Ohr ein. Mitch suchte in einer Hemdtasche, zog sein Headset hervor und setzte es ebenfalls ein. Dann nahmen sie ihre Pistolen und überprüften die Magazine. Hall ging die Liste der zu erledigenden Dinge im Kopf durch und nickte.
    »Okay. Sobald es losgeht, machst du, was ich mache.«
    »Klar.«
    Sie schoben die geladenen Magazine in die Waffen, stiegen aus und brachen nach Westen auf.
    »Sobald wir ins Haus gehen – Waffen raus«, sagte Hall. »Aber nicht schießen, ehe es sein muss.«
    »Okay.«
    Schweigend durchquerten sie den Wald. An einer Lichtung blieben sie stehen. Von dieser Stelle an war das Gelände vergleichsweise offen – eine gut siebzig Meter durchmessende Wiese mit einem Dutzend Bäumen und großen Sträuchern. Corleys Haus stand in der Mitte. Das Licht aus den Fenstern und Weglampen, die zur Eingangstür führten, schuf eine beleuchtete, zehn Meter breite Schneise vor dem Haus.
    »Okay«, sagte Hall und deutete mit ausgestrecktem Arm. »Die Telefonleitungen kommen hinten raus. Schneide sie für alle Fälle durch, bevor du reingehst.«
    »Geht klar.« Mitch verzog das Gesicht und schlug sich auf den Hals. »Verdammte Mücken.«
    »Wir müssen sichergehen, dass die Ohrstöpsel funktionieren, ehe wir uns auf den Weg machen. Bleib unten.«
    Hall ging davon. Er blieb innerhalb der Baumlinie. Noch im Wagen hatte er sich entschieden, wie er die Sache anpacken wollte. Er würde zur Haustür gehen. Falls die Tür abgeschlossen war, würde er klingeln. Keine Waffe, keine körperliche Gewalt – es war besser, die Gemüter ruhig zu halten, wenigstens zuerst. Er würde Geiger befehlen, alle zusammenzuholen, und dann würde er um die Minidisks bitten. Sie waren Diebesgut, und er musste sie wiederhaben.
    Und wenn das nicht funktionierte, gab es immer noch Plan B.
    Er verscheuchte eine Mücke. »Mitch, wie ist die Verständigung?«, fragte er leise.
    »Klar und deutlich. Und bei dir?«
    »Bestens. Okay, wenn du mit den Telefonleitungen fertig bist, dann sag es mir, und ich marschiere los.«
    »In Ordnung.«
    »Beweg dich von einem Baum zum nächsten, Mitch. Das Haus hat jede Menge Fenster.«
    »Ich mach das nicht zum ersten Mal, Richie«, erwiderte Mitch gereizt.
    »Ich weiß. Los jetzt.«
    Hall beobachtete, wie Mitch zwischen den Bäumen hervorkam und sich dem Haus geduckt von hinten näherte. Er nutzte wie befohlen die Deckung der einzeln stehenden Bäume und Sträucher, während er vorrückte. Hall nahm das Headset ab, steckte es sich in die Hemdtasche und schloss die Augen. Er musste dafür sorgen, dass sein Puls sich beruhigte, ehe er anrief, damit seine Stimme nicht schwankte und keine Besorgnis herauszuhören war, nicht einmal ansatzweise.
    Er nahm das Handy heraus und wählte eine Nummer.
    »Ja?«, fragte die Stimme.
    »Hier Hall, Sir.«
    Schweigen am anderen Ende. Hall fasste es als Ermunterung auf, fortzufahren. »Wir sind am Ziel. Ein frei stehendes Haus in Cold Spring, New York. Im Moment beobachte ich die Bude.Drinnen sind die Minidisks und vier Personen. Wir stehen kurz vor dem Zugriff und werden die Disks schon sehr bald in Besitz nehmen.«
    Hall empfand ein Frösteln, das er zuerst nicht verstand. Während sie sprachen, hörte er ein leises Echo seiner eigenen Stimme, das über die Leitung zu ihm drang und ihn erkennen ließ, dass das Telefon am anderen Ende auf Freisprechen gestellt war. Der Mann war nicht allein; andere hörten mit, wahrscheinlich, damit sie ihn beraten konnten, ehe er zu einer Entscheidung gelangte. Das war kein gutes Zeichen, wie Hall nur zu gut wusste.
    »Vier Personen?«, fragte der Mann.
    »Jawohl, Sir. Vier.«
    »Es hat mit nur einem einzigen Ziel begonnen, Hall. Dank Ihnen ist es jetzt etwas ganz anderes. Einschließlich Matheson haben Sie nun fünf Zielpersonen. Das ist eine große Zahl.«
    Hall starrte auf das Haus. Die vielen Fenster wirkten umso heller, je dunkler der Abend wurde. »Da haben Sie recht, Sir.«
    »Bei Ihnen muss heute Nacht alles sauber abgeschlossen werden«, sagte der Mann. »Keine losen Enden. Und dann finden wir Matheson. Verstanden?«
    Hall beobachtete, wie Mitch über freies Gelände zu einem ungepflegten Strauch dicht am Haus huschte. »Jawohl, Sir.«
    »Noch etwas, Hall. Falls es lose Enden gibt, sind Sie selbst eines.«
    »Jawohl, Sir.«
    Der Mann legte auf. Hall steckte sein Handy weg und setzte den Ohrhörer wieder